ÖPNV-Angebot MDV erwartet 300.000 Deutschlandticket-Nutzer im Verbund
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27. März 2023, 15:09 Uhr
Hunderte Abo-Kunden im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) entscheiden sich aktuell täglich zum Wechsel ins Deutschlandticket, das vorbehaltlich der Zustimmung des Bundesrats ab 1. Mai gelten soll. Hinzu kommt eine nicht näher bezifferte Zahl von Neukunden, die sich schon jetzt für ein Deutschlandticket anmelden. Verkaufsstart ist der 3. April. Für die Tarifzone Leipzig gibt es im MDV Zusatzangebote für die Mitnahme von Kindern und einem Erwachsenen.
- Der MDV rechnet mit 300.000 Deutschlandticket-Nutzenden innerhalb seines Verbundes.
- Zusatzpakete innerhalb des MDV können nur in Leipzig zum Deutschlandticket gebucht werden.
- Ab 2024 rechnet der MDV mit einer Finanzierungslücke von 35 Millionen Euro.
Die aktuelle Lage ist dynamisch. Darin sind sich die Verkehrsunternehmen und der Mitteldeutsche Verkehrsverbund (MDV) einig. Es geht ums Deutschlandticket und klar scheint nur, dass wohl auch im Großraum Leipzig-Halle und dem angrenzenden Speckgürtel mehr Menschen ab 1. Mai regelmäßig Busse und Bahnen nutzen werden. Der MDV wagt eine Prognose, nach der mindestens 300.000 Fahrgäste künftig im Verbund mit einem Deutschlandticket regelmäßig unterwegs sein werden. Laut Verbund-Geschäftsführer Steffen Lehmann werden von den aktuell 187.000 MDV-Abokunden inklusive Nutzenden des Azubi- und Semestertickets nur etwa 70.000 ihre bisherigen Tickets weiterhin nutzen.
Täglich fragen Hunderte Abokunden nach Wechseloption
Die Mehrzahl dürfte zum Deutschlandticket wechseln, auch wenn damit beliebte Zusatzangebote wegfallen. Bisher hätten sich im gesamten Verbund etwa 20.000 Stammkunden für den Wechsel entschieden. Allein bei den Leipziger Verkehrsbetrieben kämen jeden Tag rund 500 wechselwillige Menschen dazu. Da das Deutschlandticket ausschließlich als Abo mit monatlicher Kündigungsmöglichkeit als Handyticket oder Chipkarte angeboten wird, rechnen die Verkehrsexperten mit einer durchschnittlichen intensiven Nutzung von sieben bis acht Monaten im Kalenderjahr. Derzeit werde an einer Art "Pausentaste" gearbeitet, die Fahrgästen im Falle des zeitweisen Aussetzen beim Deutschlandticket eine einfache Rückkehrmöglichkeit ohne eine komplette Neuanmeldung ermöglichen soll, hieß es.
Zusatzpakete gelten vorerst nur in Leipzig
Im Tarifgebiet des MDV wird es zunächst nur zwei zubuchbare Pakete für das Deutschlandticket geben - und dies ausschließlich in der Zone 110, also dem Stadtgebiet von Leipzig. Dort können abends und am Wochenende für 1,50 Euro Aufpreis je Monat drei Kinder (6 bis 14 Jahre) oder für 4,60 Euro im Monat ein Erwachsener mitgenommen werden. Das gilt montags bis freitags jeweils zwischen 17 Uhr abends bis 4 Uhr in der Früh des Folgetages und ganztags an Wochenenden, an Feiertagen, am Heiligabend und dem Silvestertag. Vertreter der Verkehrsunternehmen und des Verbundes betonten, dass weitere Angebote beziehungsweise die Ausweitung der Mitnahmeregeln auf andere Tarifzonen geprüft würden.
MDV verweist auf Finanzierungslücke ab 2024
Der MDV verweist darauf, dass mehr Fahrgäste mit dem Deutschlandticket nicht zu mehr Fahrgeldeinnahmen führten. Im Gegenteil: Der MDV spricht von einem Finanzierungsrisiko ab 2024 und prognostiziert Mindereinnahmen von 35 Millionen Euro pro Jahr. Länder und Bund wären dann finanziell gefragt, wenn das ÖPNV-Angebot nicht gekürzt werden soll. Die geringeren Erlöse liegen daran, dass bisherige Monatskarten teilweise deutlich teurer sind als die 49 Euro fürs Deutschlandticket. Zudem fallen Touristen und Geschäftsleute als Gelegenheitsfahrer weg, wenn diese mit einem Deutschlandticket aus ihrer Heimatregion in den mitteldeutschen Ballungsraum kommen und keine Einzel- oder Tagestickets mehr lösen.
Hinzu kommen Investitionskosten in die Umstellung auf das Deutschlandticket, die der MDV inklusive Software-Update und Personalschulungen mit rund fünf Millionen Euro beziffert.
Jobticket: Arbeitnehmende sollen maximal 34 Euro zahlen
Ebenfalls als dynamisch beschreibt der MDV die Situation bei den Jobtickets. Man sei in Gesprächen mit Firmen, die ihren Beschäftigten bisher Jobtickets anbieten. Ein Wechsel zum Deutschlandticket sei möglich, wenn der Arbeitgeber mindestens 25 Prozent des Preises (12,25 Euro) übernimmt. Das Deutschlandticket als Jobticket wird dann mit 2,45 Euro Rabatt ausgegeben, sodass Arbeitnehmende maximal rund 34 Euro selbst bezahlen müssen. Da keine Mindestabnahmemenge bestehe, könnten auch Kleinbetriebe ihren Mitarbeitenden ein Jobticket anbieten, hieß es. Bei Großkonzernen, die über ihre Zentralen abrechnen, können die Fahrgeldeinnahmen für das Deutschlandticket allerdings zunächst bei Verkehrsunternehmen am Firmensitz landen und nicht am Wohnsitz des Jobticket-Nutzers.
MDR (lam)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN - Das Sachsenradio | Regionalreport aus dem Studio Leipzig | 27. März 2023 | 14:30 Uhr