Ein Hinweis für das Deutschlandticket in einem Bahnhof
Mit dem 49-Euro-Ticket oder Deutschlandticket dürfen Reisende den Nahverkehr benutzen. Im Fernverkehr gibt es eine Ausnahme für die Thüringer IC-Verbindung über Erfurt und Gera. (Symbolfoto) Bildrechte: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Fragen und Antworten Deutschlandticket in Thüringen: Die wichtigsten Infos

29. Mai 2023, 08:17 Uhr

Seit 1. Mai gibt es auch in Thüringen das Deutschlandticket als bundesweites Abo für den öffentlichen Nahverkehr. Was aber gilt genau für Abo-Kunden, Azubis, Schüler oder Studierende? Lesen Sie hier die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Was ist das 49-Euro-Ticket beziehungsweise das Deutschlandticket?

Das Deutschlandticket ist eine Fahrkarte im Abonnement, die - wie das 9-Euro-Ticket im Sommer 2022 - deutschlandweit zum Fahren im öffentlichen Nahverkehr berechtigt - also in Linienbussen, Straßenbahnen und Regionalzügen. Auch in den Zügen der Harzer Schmalspurbahnen wird das Ticket anerkannt - mit Ausnahme der Brockenstrecke. Und auch die Oberweißbacher Bergbahn akzeptiert das Deutschlandticket.

Das Ticket kostet zum Start 49 Euro pro Monat und ist ab 1. Mai 2023 gültig. Für einige Arbeitnehmer ist es auch als gefördertes und günstigeres Jobticket erhältlich (siehe unten). Die Gültigkeit des Tickets ist grundsätzlich unbefristet, sie verlängert sich automatisch, wenn nicht schriftlich gekündigt wird. Das Ticket ist monatlich bis zum 10. des Vormonats kündbar. Allerdings soll es möglich sein, das Abo "pausieren zu lassen": Nach Angaben des Mitteldeutschen Verkehrsverbundes (MDV) sollen Kunden eine einfache Rückkehrmöglichkeit bekommen, ohne sich komplett neu anmelden zu müssen.

Wo ist das 49-Euro-Ticket zu haben?

Zunächst kann man das Deutschlandticket überall kaufen. Das Abo muss also nicht im eigenen Bundesland abgeschlossen werden. Einschränkung: Bestimmte an den Wohnsitz gekoppelte Sonderformen wie das hessische Sozialticket oder einzelne vergünstigte Tickets für Schüler und Studenten richten sich nur an die Menschen mit Wohnsitz im jeweiligen Bereich.

Noch sind nicht alle Verkehrsunternehmen soweit, die Abo-Anträge für beide Ticket-Varianten entgegen zu nehmen. Das Handyticket lässt sich aktuell am schnellsten online bei der Deutschen Bahn abschließen, besonders wenn man dort schon einen Account hat.

Wer lieber eine Chipkarte möchte, der kann zum Beispiel bei fast allen Thüringer Verkehrsunternehmen das Antragsformular herunterladen. Es ist eine DIN A4-Seite und kann per Post und oft auch per Mail zurückgeschickt werden. In Jena und Erfurt geht es bereits per Internetformular und damit papierlos. Weitere Verkehrsunternehmen werden in den nächsten Tagen nachziehen, auch mit der Buchung des Handytickets. Die Links zu den Angeboten werden vom VMT ständig aktualisiert.

Deutschlandticket
Die Chipkarte für das Deutschlandticket. Hier eine Version des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr. Bildrechte: IMAGO/Michael Gstettenbauer

Nach Angaben des Thüringer Infrastrukturministeriums wurde zudem eine Übergangslösung vereinbart: "2023 sind noch analoge Tickets zugelassen. Unternehmen, die bereits jetzt Chipkarten ausgeben können beziehungsweise in der Beschaffung eines solchen Systems sind, dürfen bis Jahresende das Deutschlandticket übergangsweise als digital kontrollierbares Papierticket mit Barcode ausgeben. Bis Anfang 2024 wollen alle Thüringer Verkehrsunternehmen digitale Vertriebssysteme einführen."

Wie viele Tickets wurden zum Start verkauft?

Zum Start Anfang Mai wurden in Thüringen bereits Tausende 49-Euro-Tickets verkauft. Über 18.000 Deutschlandtickets melden allein die Stadtwerke Erfurt. Die Stadtwirtschaft Weimar vermeldet bislang 1.900 Deutschlandtickets. Rund 450 davon sind Neukunden. Der Rest hat ein Bestandsticket umgetauscht.

Bundesweit sind bereits über eine halbe Million Deutschlandtickets verkauft worden, teilte eine DB-Sprecherin mit. Täglich würden es mehr, so die Bahn weiter. Laut dem Umfragebarometer MDRfragt finden 85 Prozent der Befragten das Deutschlandticket richtig. An der Umfrage haben knapp 3.800 Thüringerinnen und Thüringer teilgenommen.

Welche Probleme gab es zum Start?

 Zum Start des 49-Euro-Tickets am Montag ist es auf der Bahn-Webseite zu einer Störung gekommen. "Im Moment greifen zu viele Nutzer gleichzeitig auf unser Buchungssystem zu", hieß auf der Seite, auf dem Fahrgäste das neue Angebot normalerweise kaufen können. Das Unternehmen sprach von Verzögerungen aufgrund der hohen Nachfrage. Neben der Bahn verkaufen auch viele andere Verkehrsunternehmen den Fahrschein.

Welche Rolle spielt der 10. des Vormonats?

Ein Abo muss bis zum 10. des Vormonats für den Folgemonat abgeschlossen werden - zumindest für die Variante als Chipkarte, die bedruckt und verschickt werden muss. Handytickets können zumindest im DB Navigator der Deutschen Bahn auch später im Monat für den Folgemonat gebucht werden. Und: Die Abos verlängern sich automatisch, sind aber immer bis zum 10. eines Monats für den Folgemonat kündbar. Wer das Deutschlandticket nur im Mai testen will, muss es bis 10. Mai wieder kündigen, sonst wird der Preis für den Monat Juni abgebucht.

Wie komme ich an das noch günstigere Jobticket?

Erste Anlaufstelle ist der Arbeitgeber. Er muss zunächst einen Vertrag mit dem Verkehrsunternehmen abschließen und mindestens 25 Prozent des Ticketpreises übernehmen. Dann übernimmt der Staat noch einmal 5 Prozent der Kosten. Somit sind Monatspreise von unter 35 Euro möglich.

Was müssen Abo-Kunden beachten?

Abo-Kunden haben die Wahl: Sie können ihre "Monatskarte" für ein bestimmtes Gebiet behalten oder zum Deutschlandticket wechseln. Wichtig: Abokunden mit Chipkarte, die wechseln wollen, müssen ihre Karte "umschreiben" lassen.

Wird die Zahlungsfähigkeit der Käufer geprüft?

Beim Kauf des Deutschlandtickets soll es zu einem Schufa-Check kommen - zumindest bei der Deutschen Bahn. Menschen mit geringer Bonität könnten so von dem Angebot ausgeschlossen werden. In Mitteldeutschland gehen Verkehrsbetriebe unterschiedlich vor.

Wird es in Thüringen eine aufpreispflichtige Mitnahmeregelung geben?

Das Deutschlandticket gilt zunächst für genau eine Person - ohne Hund, Begleitperson oder Fahrrad. Erste Verkehrsunternehmen wie der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) in Sachsen bieten ihren Abo-Kunden aber ein "Upgrade" zum Deutschlandticket an: Für 10 Euro extra können Abonnenten weiterhin einen Hund oder ein Fahrrad ohne zeitliche Einschränkung sowie einen weiteren Erwachsenen und bis zu vier Schüler bis zum 15. Geburtstag kostenlos mitnehmen.

Anlässlich des weltweiten Klimastreiks gingen in Nürnberg lt. Veranstalter ca. 2000 Personen auf die Straße um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.
Eine Familie mit mehreren Kindern müsste für alle Mitglieder ein extra Deutschlandticket kaufen, in der Summe kann das teuer werden. Bildrechte: IMAGO/Moritz Schlenk

In Thüringen ist ein solches Zusatzangebot bisher nicht geplant. Zwar hat der MDV, dem auch das Altenburger Land angehört, ein solches Angebot angekündigt - aber nur für die Stadt Leipzig.

Für Kinder über sechs muss also eine Fahrkarte gelöst oder ein eigenes 49-Euro-Ticket bestellt werden. Einzige Thüringer Besonderheit: Es bleibt dabei, dass im Freistaat für Fahrräder im Regionalzug keine zusätzliche Fahrkarte gelöst werden muss. "Das wird durch das Deutschlandticket nicht ausgehebelt", sagt Christoph Heuing vom VMT.

Wird das Deutschlandticket in Thüringen in IC-Fernzügen anerkannt?

Das Deutschlandticket gilt laut Infrastrukturministerium auch in den Intercitys zwischen Erfurt und Gera. Der Zug der Linie IC 51 hält auch in Weimar und Jena und wird bislang schon viel von Pendlern genutzt.

Erhalten Thüringer Schüler ein Deutschlandticket?

Die Thüringer Kommunen regeln eigenständig, welche Rolle das Deutschlandticket in den Schülertarifen spielt und wie dies erstattet wird.

Problematisch ist, dass bisher die Frage nach dem Personalausweis ungeklärt ist. Denn regulär ist das Deutschlandticket nur damit gültig. Der Schülerausweis zählt nicht, doch viele der Sechs- bis 16-Jährigen haben noch keinen Personalausweis. Hier hoffen die Kommunen, dass der Bund bis zum Schuljahresanfang eine Lösung findet.

Gibt es auch ein Angebot für Studentinnen und Studenten?

Thüringer Studierende sollen ihr Semesterticket, das sie mit dem Semesterbeitrag ohnehin verpflichtend erwerben müssen, zum Deutschlandticket erweitern können. Auf diese sogenannte "Upgradelösung" hatte sich die Verkehrsministerkonferenz von Bund und Ländern geeinigt. Allerdings kommt die Upgrade-Option in Thüringen erst zum 1. Juni und noch nicht zum Deutschlandticket-Start am 1. Mai. Zur Begründung verwies das Thüringer Infrastrukturministerium auf notwendige technische Vorarbeiten bei den Verkehrsunternehmen.

Die Kosten für das Upgrade variieren je nach Hochschulstandort und reichen von 18,75 Euro im Monat in Erfurt bis 40,75 Euro im Monat für Eisenach, Ilmenau und Schmalkalden. Das Studierendenwerk hat dazu eine Tabelle veröffentlicht. Grund für diese Spanne sind die unterschiedlichen Beträge, die an Thüringer Hochschulstandorten für das Semesterticket zu entrichten sind. Dies wiederum hängt vor allem damit zusammen, dass das damit verbundene Angebot zur freien Fahrt im Nahverkehr variiert.

Studierende der Universität Erfurt und der Fachhochschule Erfurt können ab Dienstag (16. Mai) das Semesterticket-Upgrade auf das Deutschlandticket beantragen. Wie das Thüringer Studierendenwerk auf seiner Webseite mitteilt, muss der dafür notwendige Antrag bis zum 20. Mai bei den Erfurter Verkehrsbetrieben (EVAG) eingehen, damit das Ticket ab Juni gültig ist. Als Nachweis müssen die Studierenden eine eingescannte Immatrikulationsbescheinigung oder den Studierendenausweis mitsenden. Auch für Studierende der Ernst-Abbe-Hochschule und Universität Jena soll voraussichtlich ab Mitte Mai das Ticket über das Abo-Portal des Jenaer Nahverkehrs beantragbar sein.

Studierende der Bauhaus Universität sowie der Hochschule für Musik in Weimar können das Semesterticket-Upgrade auf das Deutschlandticket bereits seit 10. Mai bei der Stadtwirtschaft Weimar bestellen. Studierende der Dualen Hochschule Gera-Eisenach, Technischen Universität Ilmenau, der Hochschule Nordhausen und der Hochschule Schmalkalden können das Upgrade ab 11. Juni über die Deutsche Bahn erwerben.

Was wird mit dem Thüringer Azubi-Ticket?

Etwa die Hälfte der Thüringer Auszubildenden hat ein Azubi-Ticket, das ihnen für 60 Euro im Monat freie Fahrt in Thüringen ermöglicht - außer im Landkreis Greiz, der findet, dass das Land Mindereinnahmen für die Busunternehmen nicht ausreichend kompensiert. Wegen des 49-Euro-Tickets steigt Thüringen aus der Förderung des Azubi-Tickets aus. Die Azubis werden wie andere Abo-Kunden angeschrieben und gefragt, ob sie zum 49-Euro-Ticket wechseln oder ein Sonderkündigungsrecht wahrnehmen wollen.

Die dritte Option, das Azubi-Ticket mit seiner Gültigkeit nur in Thüringen ohne den Kreis Greiz für 196,97 Euro monatlich zu behalten, dürfte wohl niemand wählen. Wichtig ist nur: Auch die Azubi-Ticket-Abokunden müssen sich aktiv entscheiden - wer auf das Schreiben nicht reagiert, zahlt ab Mai 200 Euro.

Der Verkehrsverbund Mittelthüringen rät Azubis aus diesem Grund dazu, ihr Ticket rasch zu kündigen. Die Erfurter Verkehrsbetriebe etwa geben den 15. April als Stichtag an, bis zu dem es keine Probleme geben soll. Später könne die erhöhte Gebühr für das Ticket schon abgebucht sein und müsste erstattet werden.

Ob es für Azubis nochmal billiger als 49 Euro im Monat wird, ist noch nicht entschieden. Dazu sagte die Sprecherin des Thüringer Infrastrukturministeriums: "Derzeit berechnen wir die Höhe der staatlichen Zuschüsse für ein 28-Euro-Ticket für junge Menschen in Ausbildung." Ob sich die prognostizierten Kosten im Landeshaushalt 2024 abbilden lassen, werde die politische Debatte in den kommenden Monaten zeigen und schließlich der Gesetzgeber entscheiden. "Das ist ein hoher Millionenbetrag."

Viele Monatskarten von Schülerinnen und Schülern sind je nach Reichweite teurer als 49 Euro. Was sollten Eltern tun?

Da seien in erster Linie nicht die Eltern gefragt, sondern die Schulträger, also die einzelnen Städte und Landkreise, die für die Schülerbeförderung zuständig sind, sagt Christoph Heuing. Es bestehe die Möglichkeit für die Schulträger, Deutschlandtickets zu kaufen.

MDR THÜRINGEN hat alle Landkreise und kreisfreien Städte in Thüringen angefragt, wie weit die Planung ist und festgestellt: Einige haben schon Beschlüsse gefasst, einige diskutieren derzeit die Möglichkeiten, einige sehen aktuell gar keinen Handlungsbedarf und einige - so hart es klingen mag - haben das Problem noch gar nicht auf dem Schirm.

MDR (lou/caf/seg/mm)

Dieses Thema im Programm: MDR THÜRINGEN | MDR THÜRINGEN JOURNAL | 01. Mai 2023 | 19:00 Uhr

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