Substrat mit Pflanzenkohle Terra preta: Was bringt die schwarze Erde?
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27. November 2023, 10:00 Uhr
Terra Preta ist dunkle, humus- und nährstoffreiche Erde, der eine besondere Fruchtbarkeit nachgesagt wird. Das Substrat besteht aus Pflanzenkohle, Garten- und Küchenabfällen sowie Mikroorganismen, die die Pflanzen bei einem gesunden Wachstum unterstützen. Erfunden wurde die Terra Preta von indigenen Völkern des Amazonas-Gebietes.
Terra Preta als Voraussetzung für Gemüseanbau im Regenwald
Verschiedene Stämme von Ureinwohnern im Amazonas-Gebiet in Südamerika stellen schon seit Jahrhunderten Terra Preta her. Der Begriff stammt aus dem Portugiesischen und bedeutet auf Deutsch "schwarze Erde". Ihre Bestandteile sind Kohle aus Pflanzenresten, kompostierte oder fermentierte Küchen- und Gartenabfälle, darunter Knochen und Gräten, Dung sowie spezielle Mikroorganismen. Einige Gärtner schwören auf diese Mischung und schwärmen von viel höheren Erträgen dank des "schwarzen Goldes". Auch der Handel hat Terra Preta entdeckt - und bietet verschiedene Produkte nach dem Vorbild der südamerikanischen Erde an. Diese Substrate, die Pflanzenkohle enthalten, reichern den Boden mit Humus an und sollen so seine Fruchtbarkeit erhöhen.
In humusreichem Boden schlummert viel Gutes für die Pflanzen. Im Garten ist Kompost einer der wichtigsten organischen Nährstofflieferanten mit Langzeit-Wirkung. Der Agraringenieur Frank-Uwe Pfuhl aus dem hessischen Niddatal verlässt sich allerdings nicht nur darauf. Seit einigen Jahren arbeitet er mit Terra Preta, vor allem beim Anbau von Gemüse. Der Referent des Naturschutzbundes (Nabu) sagt, Terra Preta sei besonders fruchtbar, da sie viel Wasser und Nährstoffe speichern könne. Vor allem in trockenen Sommern bringe der Einsatz des Substrats daher Vorteile. Denn die darin enthaltene Kohle wirke wie ein Schwamm: Sie kann sowohl Mikroorganismen als auch Wasser und Nährstoffe aufnehmen. Ein Forschungsprojekt an der Freien Universität Berlin hat überdies gezeigt: Kompost mit Pflanzenkohle darin kann die Verwendung von Torf im Substrat verringern.
Terra Preta im Garten: Nicht unbedingt nötig?
Martin Krumbein von der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau in Erfurt hält Terra Preta dagegen nicht unbedingt für nötig - zumindest bei den Bodenbedingungen in Deutschland. "Wer Kompost im Garten hat, auf die Fruchtfolge achtet und seinen Boden richtig bearbeitet, braucht keine Terra Preta zu verwenden", sagt der Fachbereichsleiter für Gemüseanbau. Bei den indigenen Völkern des Amazonasgebietes sei die schwarze Erde eine wichtige Voraussetzung für den Anbau von Nahrungsmitteln gewesen. Terra Preta habe dort zur Bodenverbesserung gedient, weil tropische Regenwälder sehr arm an Humus seien. Daher hätten die Menschen Terra Preta als eine Möglichkeit genutzt, Nährstoffe für Pflanzen dauerhaft im Boden zu speichern. In den Gärten hierzulande lässt sich der Boden laut Krumbein jedoch leichter mit Humus und Nährstoffen anreichern.
Auch die Wissenschaft befasst sich mit Terra Preta: So haben Forscher der Freien Universität Berlin von 2010 bis 2015 untersucht, wie Pflanzen auf Kompost mit und ohne Kohle wachsen. Ihr Fazit: "Die verschiedenen Pflanzentests ergeben unterschiedliche Ergebnisse. Biokohlesubstrate zeigen jedoch häufig positive Effekte", heißt es in einem Bericht zu dem Projekt.
Terra Preta selber herstellen
Wer die Erde der Amazonasvölker ausprobieren möchte, kann Terra Petra selbst herstellen. So lassen sich ausgelaugte Beete, zum Beispiel in Hanglage, mit Humus anreichern. Besonders gut entwickelt sich Terra Preta, wenn kein Sauerstoff zu ihr vordringt. Wer den Kompost im Garten dazu nutzen möchte, sollte deshalb jede neue Schicht auf dem Haufen nach zehn Zentimetern zusammenpressen.
Stampfen Sie Garten- und Küchenabfälle auf dem Komposthaufen zusammen. Dann wird zerkleinerte Pflanzenkohle auf dem Kompost verteilt. Im nächsten Schritt wird das Ganze mit einer Mischung aus Wasser und Effektiven Mikroorganismen gegossen, die es im Handel zu kaufen gibt. Am besten kommt die sauerstoffarme Kompostierung in Gang, wenn es warm ist. Die Mikroorganismen binden die Nährstoffe aus dem Kompost fest an die Kohle. Nach mindestens einem halben Jahr auf dem Beet ausgebracht, bildet sich mit Hilfe von Regenwürmern im Laufe der Zeit ein Dauerhumus, der sich mehrere Jahre im Boden hält und die Pflanze immer wieder mit Nährstoffen versorgt. Von handelsüblicher Grillkohle für eigene Terra Preta rät Agraringenieur Frank-Uwe Pfuhl ab: Die Herkunft sei nicht klar, die Kohle könne außerdem Schadstoffe enthalten.
Küchenabfälle für Terra Preta nutzen
Terra Preta lässt sich auch im Kleinen herstellen. Dazu brauchen Sie einen Eimer, der luftdicht zu verschließen ist, beispielsweise einen alten Farbeimer mit Deckel oder einen Bokashi-Komposteimer. In diesem werden Küchenabfälle gesammelt, auch Fleischreste sind kein Problem, da der Eimer ja verschlossen werden kann. Eine Komplettmischung aus Pflanzenkohle, Mikroorganismen und Gesteinsmehl aus dem Gartenfachhandel kommt dann obendrauf. Ähnlich wie Sauerkraut wird das Ganze zusammengestampft. Wichtig ist, dass regelmäßig die Sickersäfte abgegossen werden, die übrigens ein prima Dünger zum Blumengießen sind.
Zwei Wochen lang darf die Mischung im Heizungskeller oder Küchenschrank fermentieren, dann ist sie einsatzbereit. Auf dem Beet ausgebracht, helfen Regenwürmer und andere Bodenlebewesen dabei, das organische Material in Terra Preta zu verwandeln. Dieser Prozess dauert mindestens ein halbes Jahr.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 19. April 2020 | 08:30 Uhr