Vor- und Nachteile torffreier Substrate Torffreie Erde verwenden: Das ist beim Gärtnern wichtig
Hauptinhalt
23. April 2024, 10:58 Uhr
Der Abbau von Torf für Pflanzenerden ist ein Eingriff in die Natur. Es wird Kohlendioxid freigesetzt und so das Klima geschädigt. Inzwischen gibt es Alternativen: torffreie Substrate, die vor allem für Kübelpflanzen gut geeignet sind. Diese torffreien Erden haben aber zum Teil andere Eigenschaften als Torferde: Sie speichern Nährstoffe und Wasser weniger konstant. Deshalb muss die Pflege von Pflanzen, die in torffreier Erde wachsen, angepasst werden.
Wer im Einklang mit der Natur gärtnern möchte, sollte torffreie Erde verwenden. Es gibt inzwischen eine Vielzahl von torffreien oder torfreduzierten Pflanzsubstraten. Sie können im Garten für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden: als Aussaaterde, für Kübelpflanzen oder zur Befüllung der Hochbeete.
In torffreien Erden können Pflanzen gut gedeihen. Das zeigen auch Testbepflanzungen im Egapark Erfurt. Dort wurden Kübel mit herkömmlicher Gartenerde (Zitrussubstrat) bepflanzt, andere Kübelpflanzen wachsen in torffreien Substraten. "Grundsätzlich gedeihen die Pflanzen auch in den torffreien Erden gut, sie wachsen zu kräftigen Pflanzen heran und blühen üppig", sagt Gärtnermeister Jürgen Meister, der die Kübelpflanzen betreut. Dennoch ist der Pflegeaufwand bei torffreier Erde häufig höher. Das hängt von der Qualität des jeweiligen Substrats ab. Sehr lockeres Substrat kann Wasser und Nährstoffe nicht so gut speichern. Die Substrate trocknen schneller aus und müssen häufiger gegossen und gedüngt werden.
Torferde
In Deutschland empfiehlt das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, ab 2026 auf die Verwendung von torfhaltigen Erden im Hobbybereich zu verzichten. Sie werden also aus dem Sortiment verschwinden und Gärtner müssen langfristig mit torffreien Substraten arbeiten.
Torffreie Erden: Speichereigenschaften und Nährstoffgehalt
Torffreie Erden können, je nach Zusammensetzung, sehr unterschiedliche Eigenschaften haben: Der Nährstoffgehalt, der pH-Wert und auch die Speicherfähigkeit hängen davon ab, aus welchen Bestandteilen das Substrat besteht. Je nach Hersteller ist die Zusammensetzung torffreier Substrate verschieden. Auch die Qualität der Rohstoffe ist nicht gleichbleibend - selbst wenn die Substrate von einem Hersteller sind.
Torffreie Erden setzen sich aus fünf Hauptrohstoffen zusammen: Kompost, Holzfaser, Rindenhumus, Kokosfaser und Ton. Je nach Anwendung werden noch Zusatzstoffe verwendet wie Blähschiefer, Lavagestein oder auch Pflanzenkohle. Diese sorgen für eine lockere, luftige Struktur, durchlüften den Boden und geben Nährstoffe ab. Ist der Anteil von Ton hoch, speichert das Substrat Wasser und Nährstoffe besser.
Für Hersteller torffreier Substrate ist es eine Herausforderung, eine ausgewogene Erde herzustellen, die Wasser und Nährstoffe gut speichert. Je nach Hersteller, gelingt das unterschiedlich gut. Im Fachhandel werden inzwischen torffreie Erden angeboten, die ganz gezielt auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Pflanzenarten abgestimmt sind. Greifen Sie also lieber zu diesen hochwertigen Spezialerden.
Torffreie Erden sind anfälliger für Schädlinge: Deshalb sollten die Substrate frisch verwendet und nicht lange gelagert werden.
Tipps für den Kauf: "torfreduziert" ist nicht "torffrei" Wer gute torffreie Substrate einsetzen möchte, sollte auf das RAL-Gütesiegel und die Bezeichnung "torffrei" achten. In "torfreduzierter" oder "torfarmer" Erde ist immer noch eine gewisse Menge Torf enthalten. Ein genauer Blick ist auch bei Bio-Erde geboten, denn diese muss nicht zu 100 Prozent torffrei sein. Bioerden sind nicht automatisch "torffrei".
Gießen und düngen: Pflege bei torffreier Erde anpassen
Da die Qualität torffreier Substrate sehr unterschiedlich ist, gibt es keine eindeutigen Angaben zum Gießen und Düngen. Gärtner sollten die Substrate einfach mal in die Hand nehmen, sie anschauen und fühlen, empfiehlt der Gärtner und Diplom-Agraringenieur Christian Günther, der bei der Firma Patzer Erden torffreie Substrate mitentwickelt.
Je gröber die Struktur ist, desto größer ist die Drainagewirkung, also die Wasserdurchlässigkeit. Es muss also gegebenenfalls öfter gegossen werden. Je gröber die Struktur, kann auch Dünger nicht so gut gespeichert werden. Vor allem wenn viele Holzanteile vorhanden sind, wird Stickstoff verbraucht, der wieder aufgefüllt werden muss. Hier helfen organische Stickstoffdünger wie Hornspäne. Auch die regelmäßige Gabe von Flüssigdüngern ist ratsam, da dieser den Pflanzen sofort zu Verfügung steht.
Je feiner und kompakter die Struktur ist, desto besser ist auch die Speicherwirkung. Wird hier zu oft gegossen, besteht die Gefahr für Staunässe. Hier gilt es tatsächlich ausprobieren und die Pflanzen beobachten.
Kübel und Balkonkästen mit Wasserspeichern und Wasserstandanzeige sind sinnvoll. Die Pflanzen können so auf die aufgefangenen Reserven zurückgreifen und der Gärtner sieht, wenn Wasser gebraucht wird.
Was ist Torf?
In sauerstoffarmen, durchwässerten Mooren entsteht aus abgestorbenem Moos und anderen Pflanzen nährstoffarmer, saurer Torf. Bis sich eine ein Meter dicke Torfschicht gebildet ist, dauert es laut NABU 1.000 Jahre. Um Torf abstechen zu können, müssen die Moore in aller Regel trockengelegt werden - die Torfmoose stellen dann ihr Wachstum ein. Beim Abbau wird Kohlendioxid freigesetzt. Naturschützer kritisieren deshalb die Gewinnung von Torf als Umweltzerstörung.
In Deutschland wird Torf vor allem in Norddeutschland abgebaut. Verwendet wird er als Brennmaterial und nur ein kleiner Teil davon (vier Prozent) wird zu Pflanzenerden verarbeitet. Der Großteil des Torfs wird laut NABU im Baltikum abgebaut und importiert. Hier nimmt der Torfabbau - entgegen dem Trend - sogar zu, mit gravierenden Auswirkungen auf den Klimawandel.
Was ist der Unterschied zwischen Torferde und torffreier Erde?
Torf ist über Jahrhunderte lang gereift und hat - wenn er abgebaut wird - konstante Eigenschaften, die sich kaum verändern: Er ist nährstoffarm und hat einen sauren pH-Wert. Als Grundbaustein für Gartenerden sind die Inhaltsstoffe also genau definiert und deshalb ein idealer Ausgangsstoff für Blumenerden. Angereichert mit Lehm, Dünger und anderen Zusatzstoffen, wird Torf zu Torferde. Sie lässt sich präzise für die unterschiedlichen Ansprüche verschiedener Pflanzenarten anpassen. Außerdem sind die Erden strukturstabil und geben den Pflanzenwurzeln über lange Zeit sicheren Halt.
Bei torffreien Erden ist das anders. Torffreie Erden werden aus ganz verschiedenen organischen Materialien zusammengemischt, wie Grünschnittkompost, Holz oder Kokosfasern. Diese Zutaten verändern sich im Laufe des Gartenjahres. Die Mikroorganismen arbeiten und zersetzen das Material. (Beim Torf ist dieser Prozess abgeschlossen.) Bakterien verbrauchen beim Mineralisieren von Kompost und Holz Stickstoff. Da die Inhaltsstoffe des Ausgangsmaterial aber nicht genau bekannt sind, bleibt es immer vage, welche Inhaltsstoffe die torffreien Erden im Laufe der Saison noch enthalten.
Damit ist also nicht klar, was die Pflanzen brauchen. Inzwischen gibt es gute Substrate, die herkömmlichen Blumenerden in ihren positiven Eigenschaften nahezu ebenbürtig sind. Es wird geforscht und daran gearbeitet, torffreie Erden zu entwickeln, die auch für Erwerbsgärtner, die auf einen hohen zuverlässigen Ertrag angewiesen sind, gut nutzbar sind. Im Hobbybereich gibt es für Kübelpflanzen inzwischen viele Substrate, die eine gute Alternative sind. Die Pflege der Pflanzen muss aber angepasst werden.
Quelle: MDR Garten (dd)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 21. April 2024 | 08:30 Uhr