Ein Mann mit Brille, kurzen Haaren und hellblauem Hemd und eine Frau mit schwarzer Kleidung und türkisen Haaren stehen in einer historischen Bibliothek und blicken in die Kamera.
Im Podcast blicken die Hosts Tino Dallmann und Romina Nikolić zurück auf die Brandkatastrophe der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Weimar vor 20 Jahren. Bildrechte: MDR/Dominique Wollniok

"Bücher in Asche" Neuer Podcast: Wie ein Brand den größten Bücherschatz von Weimar zerstörte

02. September 2024, 10:55 Uhr

Am 2. September 2004 brennt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Mehr als 50.000 Bücher fallen den Flammen zum Opfer. Zehntausende Bände können aber noch aus dem historischen Gebäude gerettet werden – dank des Einsatzes vieler Helferinnen und Helfer. Ihre Geschichte erzählt der Podcast "Bücher in Asche" von MDR KULTUR. Der Podcast zeigt auf, wie der beherzte Einsatz vieler Menschen eine noch schlimmere Katastrophe verhindert hat. Fünf Gründe, warum sich das Hören lohnt.

Michael Knoche hat erlebt, was kein Bibliothekar erleben möchte. Der Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek erhält am Abend des 2. Septembers 2004 einen Anruf. Ein Mitarbeiter sagt ihm: "Die Bibliothek brennt. Ich weiß nicht, ob Sie kommen wollen." Natürlich macht sich Michael Knoche auf den Weg zu seiner Bibliothek und packt mit an. Seine Geschichte – und die der anderen Helferinnen und Helfer – erzählt der MDR KULTUR-Podcast "Bücher in Asche", den es jetzt in der ARD Audiothek zu hören gibt.

1. Ein Literatur-Podcast der anderen Art

Der Brand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ist der größte Bibliotheksbrand der deutschen Nachkriegszeit. Doch nicht nur die schiere Zahl der verlorenen Bücher macht auch nach zwei Jahrzehnten noch betroffen, sondern auch die Tatsache, dass gerade jene Bibliothek brennt, in der die Großen der Weimarer Klassik ein- und ausgegangen sind, darunter Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller.

2. In die Geschichte Weimars eintauchen

Die Thüringer Lyrikerin Romina Nikolić und MDR KULTUR-Autor Tino Dallmann führen als Hosts durch den Podcast. Sie interessieren sich für die Geschichte der Bibliothek – auch abseits der Brandnacht. So spielen auch die 90er-Jahre eine Rolle, in denen die Sanierung des Hauses immer wieder aufgeschoben wurde: Zwar gehört die Bibliothek als Teil des Ensembles Weimarer Klassik seit 1998 zum Weltkulturerbe der UNESCO, bis in die 2000er-Jahre hinein befand sie sich aber in einem desolaten Zustand.

Der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar
Der Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek gehört zum Weltkulturerbe. Bildrechte: IMAGO/epd-bild/MaikxSchuck

3. Die Kunst der Restauration kennenlernen

Der Podcast erzählt auch von den zwei Jahrzehnten, die seit dem Brand vergangen sind: Der Brand hat große Fortschritte in der Buchrestaurierung bewirkt. Wurden Bücher sonst einzeln und mit großem Kostenaufwand restauriert, mussten nun Verfahren gefunden werden, um Bücher schnell und in großer Menge zu restaurieren. Im Podcast erzählt davon Buchbinderin Susanne Elisabeth Wenzel. Sie hat schon in der Brandnacht beim Bergen der Bücher geholfen. Später hat sie die Schäden unzähliger Bände erfasst und ist noch heute mit der Buchrestaurierung beschäftigt.

Eine Frau mit roter Schürze, grauem Haar und Brille beugt sich mit Werkzeug in den Händen über einen historischen Buchrücken.
Beim Brand der Bibliothek in Weimar wurden nicht alle Bücher zerstört – einige konnten restauriert werden. Bildrechte: Klassik Stiftung Weimar

4. Podcast beleuchtet Zusammenhalt in der Katastrophe

Neben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Bibliothek haben natürlich auch andere Menschen in der Brandnacht geholfen. Der Podcast erzählt deshalb auch von Ralf Seeber, der als einer der ersten Feuerwehrleute in der Brandnacht vor Ort war.

Auch Majdi Abdulhag spielt im Podcast eine wichtige Rolle: Der Umzugsunternehmer aus Weimar organisierte in der Brandnacht eine große Zahl an Umzugskisten, mit denen die Bücher schnell verpackt und aus Weimar gebracht werden konnten – ins Leipziger Zentrum für Bucherhaltung. Dort mussten die vom Löschwasser durchnässten Bücher gefriergetrocknet werden, damit sie nicht anfangen zu schimmeln.  

Feuerwehrmann Ralf Seeber vor einem Feuerwehrwagen.
Retter in der Not: Ralf Seeber war als einer der ersten Feuerwehrleute in der Brandnacht vor Ort. Bildrechte: Johannes Krey

5. Spannend wie ein True-Crime-Podcast

Natürlich klärt der Podcast auch auf, warum das Feuer in der Bibliothek ausgebrochen ist. Auch wenn früh nach dem Brand ein Kabelbrand als mögliche Ursache galt, machten auch andere Gerüchte in Weimar die Runde. Womöglich hätte ein Mitarbeiter der Bibliothek das Feuer gelegt, hieß es damals – ohne dass es konkrete Hinweise gab. Aufklärung brachte ein Gutachten des Bundeskriminalamtes im Februar 2005 – fünf Monate nach dem Brand. Das Team des Podcasts "Bücher in Asche" durfte die Stellen zur Brandursache einsehen.

Weitere Informationen zum Podcast (zum Ausklappen)

"Bücher in Asche - Der Brand in der Anna Amalia Bibliothek"
5 Folgen à 30 Minuten

Produktion: MDR KULTUR und Good Point Podcasts
Hosts: Tino Dallmann und Romina Nikolić
Autorin: Luna Ragheb
Idee: Tino Dallmann
Recherche: Tino Dallmann und Luna Ragheb
Redaktion MDR: Ulivia Gattermann, Marvin Standke
Produktionsleitung und Redaktion Good Point
Podcasts: Eva Morlang
Fact Checking: Grit Hasselmann
Schnitt und Sounddesign: Tina Küchenmeister
Grafik: Studio Zerozoro
Ton und Technik MDR: Holger Kliemchen
Herstellungsleitung MDR: Steffen Thier

Redaktionelle Bearbeitung: vp

Programmtipp Der Film "Die Bibliothek brennt - 20 Jahre nach der Tragödie von Weimar" von Ute Gebhardt erinnert an den verheerenden Brand am 2. September 2004 und ist ab dem 23. August in der ARD Mediathek zu sehen und am 27. August 2024, 22:10 Uhr, im MDR FERNSEHEN.

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