Junge Frau trägt auf Bett liegend Kopfhörer und schaut auf ihr Smartphone.
Mit diesen Podcast-Tipps wird der Februar nicht so grau. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Streaming-Highlights Die fünf besten Podcasts im Februar 2025

02. Februar 2025, 04:00 Uhr

Um den oft grauen Februar zu überstehen, haben wir neue Hörtipps aus der ARD Audiothek: Wir bekommen endlich eine Antwort auf die Frage, warum die Deutsche Bahn chronisch verspätet ist. Ein wilder Genremix über das Ende von Tupperware erfreut die soundverliebten Ohren. Eine düstere Recherche führt in die Eingeweide von Wikipedia und zeigt auf, wie rechte Akteure sich die Plattform für ihre Propaganda zu eigen machen wollten. Eine berührende Lesung öffnet die Augen über das Leben einer migrantischen Familie in der DDR der 80er-Jahre und ein KI-Storytelling-Podcast stellt sich der Frage, ob KI-Entwicklungsteams bald alle Probleme der Welt lösen oder das Ende der Menschheit vorbereiten.

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"Teurer Fahren" – augenöffnender Storytelling-Podcast

Manche Stellwerke im Netz der Deutschen Bahn stammen noch aus der Kaiserzeit. Bei dieser "Museumseisenbahn" überrascht es nicht, dass Pünktlichkeit keine Stärke deutscher Züge ist. Aber was hat eigentlich Erfurt damit zu tun, dass es ums Schienennetz so katastrophal steht?

Der Storytelling-Podcast "Teurer Fahren" erzählt spannend wie ein Krimi, warum die Deutsche Bahn so kaputt ist, wie wir sie heute kennen. Wann und wo wurden buchstäblich und metaphorisch die Weichen falsch gestellt? Welche Interessen stecken dahinter? Das preisgekrönte Podcast-Team von "Teurer Wohnen" begibt sich auf atmosphärische Spurensuche und investigative Recherche und findet viele Antworten. Und obwohl die leider oft etwas deprimierend sind, schafft es der Podcast, einen immer wieder laut zum Lachen zu bringen.

Am 13. Februar erscheint die letzte Folge dieser irren Reise durch die vergangenen 30 Jahre der deutschen Eisenbahngeschichte. Nach dem Hören wird man sich über jede einigermaßen reibungslose Zugfahrt gleich noch mehr freuen.

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Teurer Fahren
Storytelling-Podcast
Produktion detektor.fm, radioeins vom rbb und vom SWR 2024/2025
Sechs Folgen à 32 bis 55 Minuten

"Who killed Tupper – Aufstieg und Fall einer Dose" – wilder Genremix

Alle von uns kennen sie wahrscheinlich, diese Schublade voller Dosen, zu denen man ständig passende Deckel sucht, denn, auch wenn man die Schublade einmal sortiert, hält das ungefähr einen Tag. Weitergegeben von meiner Mutter finden sich darin auch ein paar knallbunte runde Tupperdosen. Ich bin ehrlich, ich mag sie gerne, sie haben die perfekte Größe, halten nun schon ewig und sind wunderbar dicht. Aber mit der Vorstellung einer Tupperparty kann man mich jagen. So ging es wahrscheinlich auch vielen anderen: Vergangenen Herbst hat Tupperware Insolvenz angemeldet und stellt in Deutschland das Geschäft ganz ein.

"Who killed Tupper" fragt der gleichnamige Podcast und passt mit seinem mutigen Genremix genauso in keine Schublade: In einer wilden Mischung aus Hörspiel, True Crime, Feature und Storytelling-Podcast ermittelt Friedrich Liechtenstein als Kommissar, wer die geliebte Dose auf dem Gewissen hat.

Wenn die Folgen in inszenierten Verhören mit verstorbenen Protagonisten starten, dann den Reporter in den USA auf ein großes Tupperfest begleiten und zwischendrin immer wieder Archivschnipsel erklingen oder Expert*innen zu Wort kommen, könnte man meinen, der Podcast will vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Für diejenigen, denen gängige Storytelling-Podcasts eigentlich nicht mehr viel Neues bringen, kann aber genau diese experimentelle Erzählweise spannend sein.

Dazu noch ein Tipp: Man sollte diese Story mit ihren fantastisch produzierten fiktionalen Szenen auf jeden Fall unter Kopfhörern hören – dann steht der Kommissar gefühlt direkt links neben einem – und sich Zeit zum Hinhören nehmen, denn dieser verschachtelte Kriminalfall, lässt sich nicht nebenbei lösen.

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Who killed Tupper – Aufstieg und Fall einer Dose
Passt in keine (Genre)Schublade
Produktion: Deutschlandfunk 2025
Vier Folgen à 34 bis 44 Minuten

"Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia" – düstere Recherche

Eine Website, die allen freien Zugang zu Wissen ermöglicht. Bei der auch noch alle mitschreiben dürfen. Die muss man einfach mögen: Alle lieben Wikipedia. Könnte man meinen – doch es gibt Menschen, die Wikipedia für ihre ideologischen Zwecke instrumentalisieren wollen. Können wir Wikipedia heute wirklich noch vertrauen?

Der Podcast mit dem überaus skurrilen Namen "Sockenpuppenzoo" beleuchtet dieses weitgehend unbekannte Kapitel von Wikipedia – als Rechtsextreme die Offenheit Wikipedias genutzt haben, um beispielsweise Artikel zur deutschen Geschichte umzuschreiben und Fakten über den Holocaust zu manipulieren. Mithilfe hunderter Fake-Accounts wollten sie Wikipedia zur Propagandamaschine ihrer faschistischen Träume umbauen.

Christoph Schattleitner und Daniel Laufer versuchen im Podcast herauszufinden, was für Menschen hinter diesem Angriff stecken. Dabei blicken sie in die dunkelsten Ecken des Internets, altbackene Burschenschaftskeller und eine Kaderschmiede der Bundeswehr. Was dabei immer wieder durchscheint, ist die große Liebe der beiden Investigativjournalisten zur eigentlichen Idee, die hinter Wikipedia steckt – Wissen für alle.

Weitere Informationen zum Podcast (zum Ausklappen)

Sockenpuppenzoo – Angriff auf Wikipedia
Storytelling-Podcast
Produktion: SWR Kultur 2025
Sechs Folgen à 31 bis 43 Minuten

André Kubiczek: "Nostalgia" – einnehmende Lesung

Auch diese Reise beginnt in einem Zug: Es ist 1968 als die junge Laotin Teo alles hinter sich lässt, um bei der Liebe ihres Lebens in der DDR zu sein. Was sie zu dem Zeitpunkt noch nicht weiß: Auch mit perfektem Deutsch kommt sie gegen die Vorurteile, die sie als Asiatin jeden Tag zu spüren bekommt, nicht an. Später muss ihr Sohn André die rassistischen Sprüche über sich ergehen lassen, wenn er in der Schule als "Mischling" und "Schlitzauge" beschimpft wird.

Im autobiografischen Roman "Nostalgia" – der übrigens für den Deutschen Buchpreis nominiert war – zeichnet André Kubiczek ein fesselndes Bild von seiner binationalen Familie in der DDR. In der Audiothek gibt es seine berührende Geschichte gerade als eindringliche Lesung zum Hören. Patrick Güldenberg und Karina Plachetka nehmen die Rollen des jugendlichen André und seiner Mutter ein.

Zwischen tiefsinnigen Gedankenströmen und alltäglichen Beschreibungen verstecken sich Erfahrungen, die viele DDR-Geborene wiedererkennen werden, zum Beispiel, wenn der junge André über einen vermeintlich einfachen Winterparka nachdenkt. Doch viele Beschreibungen eröffnen für Menschen ohne Migrationsgeschichte in der Familie eine neue Perspektive über das Aufwachsen in der DDR. Wenn der zwölfjährige André sich wünscht, dass seine zukünftige Frau möglichst helle Haare haben soll, steckt dahinter keine einfache Vorliebe, sondern der Gedanke, dass seine Kinder dann womöglich nicht das gleiche Schicksal ereilt wie ihn.

Weitere Informationen zur Lesung (zum Ausklappen)

André Kubiczek: "Nostalgia"
Lesung mit Patrick Güldenberg und Karina Plachetka
Produktion: MDR 2024
Verfügbar bis 20. Juni 2025
20 Folgen à 26 bis 28 Minuten

"Godcode – Macht. KI. Drama" – Storytelling-Podcast über Künstliche Intelligenz

Wir leben in einem sogenannten "KI-Frühling". Künstliche Intelligenz verändert gerade einiges, der Hype ist zwar gefühlt etwas abgeflacht, aber längst nicht verpufft. Vor allem nicht bei den KI-Entwicklungsteams. Die setzen gerade alles daran, nochmal eine neue Stufe der KI zu bauen: AGI, Artificial General Intelligence, die allmächtige KI. Mit ihr sollen die größten Probleme der Menschheit gelöst werden. Oder aber es ist dann gleich ganz vorbei mit der Menschheit, das könnte nämlich auch passieren, wie kritische Stimmen befürchten.

Der Podcast "Godcode – Macht. KI. Drama" schaut sich an, was dahintersteckt. Host Yves Bellinghausen taucht ein ins Silicon Valley, um herauszufinden, ob OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, gerade am "KI-Gott" oder an der "KI-Apokalypse" bastelt. Der Storytelling-Podcast macht greifbar, was für Träume und Sorgen hinter dem KI-Hype stecken und wie realistisch sie sind. Wenn "Godcode" bei einem sächsischen KI-Wunderkind im Silicon Valley zu Besuch ist oder live dabei ist, als die Polizei vor dem OpenAI-Büro einschreiten muss, versteht man die KI-Entwicklung besser und will gar nicht mehr aufhören, zuzuhören.

Weitere Informationen zum Podcast (zum Ausklappen)

Godcode
Storytelling-Podcast
Produktion: WDR für funk, produziert von ACB Stories 2024
Fünf Folgen à 35 bis 41 Minuten

Hanna Romanowsky
Bildrechte: MDR/Hagen Wolf

Über mich Mein Name ist Hanna Romanowsky und ich lebe und arbeite als freie Journalistin in Halle. In der ARD Audiothek begeistern mich alle Podcasts, die ab der ersten Minute packen und in eine fesselnde Geschichte mitnehmen, die ich garantiert den Menschen um mich herum weitererzähle.

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Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. Dezember 2024 | 09:05 Uhr

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