Bücherturm in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Bücherturm in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar Bildrechte: Foto: Hannes Bertram, Klassik Stiftung Weimar

5 Fakten Das macht die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar so einzigartig

02. September 2024, 10:57 Uhr

Weit über Weimar hinaus sorgte der Brand vor 20 Jahren am 2. September 2004 für Aufsehen: wegen der besonderen Geschichte und dem einzigartigen Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek, die zum Welterbe der Unesco gehört. Wie nur wenige Orte macht sie den Kosmos der Weimarer Klassik erlebbar. Kein Geringerer als Johann Wolfgang von Goethe hatte einst die Oberaufsicht. Zu den Schätzen gehören die weltgrößte "Faust"-Sammlung, eine Bibel von Luther von 1534, mittelalterliche Handschriften, historische Landkarten und Gemälde. Fünf Fakten, was die Bibliothek so einzigartig macht:

1. Fürstliche Bibliothek unter Aufsicht von Goethe

Die Bibliothek wurde 1691 gegründet. In diesem Jahr ordnete Herzog Wilhelm von Sachsen-Weimar an, den fürstlichen Buchbestand zu katalogisieren. Zunächst war die Büchersammlung im Weimarer Residenzschloss untergebracht. Ab 1766 zog die Bibliothek ins Grüne Schlösschen, wo sie auch heute noch untergebracht ist. Sie gehörte fortan zu den wenigen Fürstenbibliotheken, die auch einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung standen.

Ein helles barockes Gebäude vor einem Park: Die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar
Im Grünen Schlösschen ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar untergebracht, der Name gibt bis heute Rätsel auf, denn die Fassade leuchtet creme-farben. Bildrechte: imago/epd

Unter der Oberleitung Goethes erlebte die Bibliothek zu Beginn des 19. Jahrhunderts einen Aufschwung: Er gab dem Haus eine moderne Bibliotheksordnung und baute die Bestände weiter aus. Das wusste zum Beispiel Friedrich Schiller zu schätzen. Er schreibt 1787 in einem Brief: "Die hiesige Bibliothek ist ansehnlich und in musterhafter Ordnung erhalten."

2. Einzigartige Architektur im Rokokosaal

Die Bibliothek führt die Welt der Weimarer Klassik vor Augen – vor allem durch das Zusammenwirken von Architektur, Kunstschätzen und Buchbestand. Das Herzstück der Bibliothek ist der Rokokosaal. Auch wenn beim Bau recht einfache Mittel wie Holz, Stuck und Farbe zum Einsatz kamen, strahlt der Raum damals wie heute etwas Erhabenes, nahezu Sakrales aus.

Blick in den kirchenähnlichen Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar mit Bücherregalen und Büsten
Herz der historischen Bibliothek ist der Rokokosaal: voller Bücher, Büsten und Gemälden von Fürsten und Gelehrten Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Martin Schutt

Ins Auge fallen noch heute Büsten der Gelehrten aus der Zeit Goethes, die neben den Porträts von Herzogen und Churfürsten stehen. Wieland und Herder sahen sich übrigens schon als Büste verewigt, als sie selbst noch in die Bibliothek kamen. Man setzte damit ein eindeutiges Zeichen: Die Bibliothek steht dem Bürgertum genauso offen wie dem Adel.

3. Denkmal in Weimar und lebendiger Ort des Wissens

Heute ist die Herzogin Anna Amalia Bibliothek eine der wenigen Bibliotheken, die Denkmalwert haben und zugleich Besucherinnen und Besuchern offensteht. Das historische Gebäude wird inzwischen durch ein modernes Studienzentrum ergänzt.

Blick in den bei einem Brand schwer beschädigten Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, in dem Reste wertvoller Buchbestände liegen
Der Großbrand im September 2004 zerstörte über 50.000 Bücher und beschädigte weit über 60.000 Werke. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Das dazugehörende Tiefmagazin war in der Brandnacht 2004 glücklicherweise bereits fertiggestellt. Viele historische Bücher konnten schnell dorthin umgelagert werden. Heute finden im Bücherkubus des Studienzentrums zahlreiche Veranstaltungen statt. Sie zeigen, dass die Anna Amalia Bibliothek ein lebendiger Ort ist, an dem Literatur gesammelt und vermittelt wird.

4. Herzogin Anna Amalia: wichtigste Mäzenin der Bibliothek

Die Bibliothek trägt ihren jetzigen Namen erst seit etwas mehr als 30 Jahren. Zunächst hieß sie Herzogliche Bibliothek, später Thüringische Landesbibliothek und dann Zentralbibliothek der Deutschen Klassik. Im September 1991, kurz vor den Feierlichkeiten zum 300-jährigen Bestehen der Bibliothek, wurde der Name zu Herzogin Anna Amalia Bibliothek geändert.

Für viele die richtige Wahl: Anna Amalia trieb den Umzug der Bibliothek ins Grüne Schlösschen voran und gilt als wichtigste Förderin der Bibliothek. Bereits zu Lebzeiten vermachte sie dem Haus einen Teil ihrer eigenen Bücher.

5. Bücher von Liszt und Nietzsche im Bestand

Auch aus der Zeit nach 1850 kann die Bibliothek einen beeindruckenden Buchbestand vorweisen. Dazu gehören die Privatbibliotheken von Franz Liszt und Friedrich Nietzsche. Letztere ist vor allem durch die Anmerkungen interessant, die Nietzsche in den Büchern hinterlassen hat. Sie geben Aufschluss darüber, welche Werke ihn beeinflusst haben.

Schwarz-weiß-Bild von Friedrich Wilhelm Nietzsche
Auch die Privatbibliothek von Friedrich Nietzsche gehört zu den Beständen der Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Bildrechte: imago/STAR-MEDIA

Empfehlung: Der MDR-Podcast "Bücher in Asche" (Informationen zum Ausklappen)

Produktion von MDR KULTUR und Good Point Podcasts, 2024
Hosts: Tino Dallmann und Romina Nikolić
Redaktion MDR: Ulivia Gattermann, Marvin Standke
Verfügbar in der ARD Audiothek

Buchtipps rund um die Herzogin Anna Amalia Bibliothek (zum Ausklappen)

Michael Knoche: "Die Bibliothek brennt"
Wallstein Verlag, 2006

Annette Seemann: "Die Geschichte der Herzogin Anna Amalia Bibliothek"
Insel Verlag, 2007

Annette Seemann: "Anna Amalia: Herzogin von Weimar"
Insel Verlag, 2007

Redaktionelle Bearbeitung: va, ks

Mehr zur Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar

Kultur

Blick in den bei einem Brand schwer beschädigten Rokokosaal der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar, in dem Reste wertvoller Buchbestände liegen
Nach dem Brand der Anna Amalia Bibliothek 2004 konnten 25.000 Aschebücher geborgen werden. Beschädigte Buchfragmente, die noch in Depots lagen, will der Direktor der Bibliothek nicht verloren geben. Bildrechte: picture alliance / dpa | Martin Schutt

Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 16. August 2024 | 09:00 Uhr

Mehr MDR KULTUR