Illustration eines Asteroideneinschlags auf der Erde
Nördlich der heutigen Halbinsel Yucatan krachte der "Chicxulub-Impaktor" vor 66 Millionen Jahren auf die Erde. Bildrechte: imago images / Science Photo Library

Chicxulub-Impaktor Sonne und Jupiter machten Yucatan-Komet zum Dino-Killer

16. Februar 2021, 06:00 Uhr

Sonne und Jupiter könnten nach einer neuen Theorie der Grund dafür gewesen sein, dass der Chicxulub-Impaktor vor 66 Millionen Jahren die Dinosaurier ausrottete. Der größte Planet des Sonnensystems lenkte den Kometen in die Nähe der Sonne, wo ihn gigantische Gezeitenkräfte zerlegten. Erst dadurch war es möglich, dass ein 15 Kilometer dicker Splitter bei Yucatan auf die Erde krachte und ein Massenaussterben auslöste.

Er war bis zu 15 Kilometer breit und veränderte die Evolution für immer, als er vor etwa 66 Millionen Jahren auf die Erde stürzte: Der Chicxulub-Impaktor hinterließ im Norden der mexikanischen Halbinsel Yucatan einen 180 Kilometer breiten und bis zu 35 Kilometer (heute noch zehn Kilometer) tiefen Krater.

Drei Viertel aller Pflanzen und Tiere vernichtet

Sein verheerender Einschlag löste ein gigantisches Massenaussterben aus, dem fast drei Viertel der damals auf der Erde lebenden Tier- und Pflanzenarten zum Opfer fielen. Auch der Herrschaft der Dinosaurier wurde ein abruptes Ende bereitet. Doch woher kam der Komet bzw. der Asteroid, der die gigantischen Zerstörungen anrichtete, und wie kam er auf die Erde? Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben sich darüber den Kopf zerbrochen.

Komet aus der Oortschen Wolke

Zwei Forscher der Harvard University haben nun in der Zeitschrift "Nature's Scientific Reports" eine Studie veröffentlicht, die Ursprung und Reise des Chicxulub-Impaktors erklären könnte. Anhand von statistischen Analysen und Gravitationssimulationen kommen der Harvard-Professor Avi Loeb und der Astrophysik-Student Amir Saraj zu dem Ergebnis, dass Chicxulub ein Komet aus der sogenannten Oortschen Wolke war, einer eisigen Trümmerkugel am Rande des Sonnensystems.

Sonnensystem wirkt wie ein Flipper

Demnach gehörte Chicxulub zu den sogenannten langepriodischen Kometen. Das sind Kometen, die mehr als 200 Jahre brauchen, um die Sonne einmal zu umkreisen. Laut der Theorie der beiden US-Forscher wurde der Komet durch das Gravitationsfeld des Planeten Jupiter aus seiner Umlaufbahn geworfen. "Das Sonnensystem wirkt wie eine Art Flipper", erklärt Saraj. "Jupiter, der massereichste Planet, stößt ankommende langperiodische Kometen in Bahnen, die sie sehr nahe an die Sonne bringen."

"Sungrazer" können zerbrechen

In der Nähe der Sonne sind diese "Sungrazer" gigantischen Gezeitenkräften ausgesetzt. So sind die Anziehungskräfte, die auf den sonnennahen Teil des Kometen wirken, viel höher als jene Kräfte, die auf den sonnenabgewandten Teil wirken. Das könne dazu führen, dass ein sehr großer Komet in viele kleinere Stücke zerbricht, erklärt Saraj: "Entscheidend ist, dass auf der Reise zurück in die Oortsche Wolke eine erhöhte Wahrscheinlichkeit besteht, dass eines dieser Fragmente die Erde trifft."

Wahrscheinlichkeit für Erdeinschlag verzehnfacht

Loeb und Saraj haben berechnet, dass durch ein solches "Gezeitendisruptionsereignis" die Wahrscheinlichkeit, dass langepriodische Kometen bzw. deren Kometensplitter auf der Erde einschlagen, um den Faktor 10 erhöht wird. Die generelle Wahrscheinlichkeit, dass diese Objekte zu "Sungrazern" werden, liegt bei 20 Prozent.

Untersuchungen an großen Kratern stützen These

Untersuchungen am Chicxulub-Krater, aber auch am größten bestätigten Krater der Erdgeschichte, dem Vredefort-Krater in Südafrika, stützen die Theorie von Loeb und Saraj. An beiden Orten konnte nachgewiesen werden, dass die eingeschlagenen Impaktoren sogenannte kohlige Chondrite waren, die nur etwa zwei bis drei Prozent aller nachgewiesenen Meteoriteneinschläge weltweit ausmachen.

Dies würde der populären These entgegenstehen, wonach der Chicxulub-Impaktor aus dem Asteroiden-Hauptgürtel zwischen Jupiter und Mars stammt. Dort kommen kohlenstoffhaltige Chondrite nämlich nur relativ selten vor.

(dn)

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