Thermometer aus Holz liegt zwischen grünem und dürrem verwelkten Gras und Erde.
Ein heißer Tag oder Hitzetag ist in der Meteorologie erreicht, wenn das Thermometer (im Schatten und auf zwei Metern Höhe) einmal auf mindestens 30 Grad klettert. Im September 2023 ist das an neun von 30 Tagen an mindestens einer mitteldeutschen DWD-Station passiert.
Der Monat geht als Deutschlands wärmster September seit Beginn der Messungen in die Geschichte ein.
Bildrechte: IMAGO / Bihlmayerfotografie

Wetter in Deutschland Wärmster September seit Beginn der Datenerfassung

02. Oktober 2023, 17:31 Uhr

Viel Wärme, viel Sonne, wenig Regen. Der zurückliegende September war in fast jeder Hinsicht extrem. Als wärmster September aller Zeiten geht er in die Bücher der DWD-Wetterdaten ein und bringt 2023 auf Rekordkurs.

Am zweiten September-Wochenende war es schon ein bisschen abzusehen. 32,3 °C in Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt) am Samstag, dem 9. September. 31,8 Grad tags darauf in Bernburg. 31,6 Grad einen weiteren Tag später in Dresden. Insgesamt wurde an mehr als 100 DWD-Stationen in Mitteldeutschland in diesem kurzen Zeitraum von drei Tagen mindestens einmal mehr als 30 Grad gemessen, was der meteorologischen Definition eines Hitzetages entspricht.

Auch am Ende des Monats kletterte das Thermometer nochmal fast an die 30 Grad heran. 28,9 Grad am 29. September in Dresden. Und das war kein rein mitteldeutsches Phänomen. Auch in allen anderen Bundesländern war der Monat deutlich wärmer als normalerweise. Also kam es, wie es kommen musste: Der zurückliegende Monat war im gesamtdeutschen wie im mitteldeutschen Durchschnitt der wärmste September, den es seit Beginn der Messungen 1881 jemals gab.

Wie kann man den akuellen Wert von 17,29 °C am besten einordnen? Vielleicht so: Früher wurde oft mit dem langjährigen Mittel 1961 bis 1990 verglichen. Weil sich aber kaum jemand richtig gut und lebhaft an diese Zeit und die damals herrschenden Temperaturen erinnern kann, wird immer auf den aktuellesten, abgeschlossenen 30-Jahreszeitraum zurückgergriffen und der ist jetzt die Persiode 1991 bis 2020. Und hier liegt das Mittel bei den September-Temperaturen immerhin um 0,52 Grad höher als das alte. Bei 13,84 Grad.

Das neuere langjährige Mittel hat der September 2023 also nicht nur knapp überschritten, sondern in ganz Deutschland um durchschnittlich 3,45 Grad. In keinem Bundesland waren es weniger als 3 Grad über dem Durchschnitt. Spitzenreiter der ungewöhnlichen Wärme was das Saarland mit 3,75 Grad mehr als gewöhnlich.

Viel Wärme, viel Sonne, wenig Regen

Auch in Sachen Sonnenschein (viel) und Niederschlag (wenig) war der Monat extrem. Vor 64 Jahren, also 1959 hat zuletzt in einem September so viel die Sonne geschienen. Pro Tag waren es drei Stunden mehr als üblich, also 90 Stunden mehr im ganzen Monat. Und in Mitteldeutschland gab es so wenig Regen wie lange nicht. In Sachsen-Anhalt muss man 17 Jahre zurückblicken, um so einen trockenen September zu finden, in Thüringen 26 Jahre und in Sachsen sogar 41 Jahre.

Entsprechend groß sind auch die Abweichungen vom langjährigen Mittel 1991 bis 2020 in allen drei Kategorien Temperatur, Niederschlag und Sonnenschein. Wählen Sie in der folgenden Infografik, die alle 2023er-Monate anzeigt, eine der drei Kategorien und das Gebiet, für das sie sich die Abweichungen vom langjährigen Mittel anzeigen lassen wollen. Sie werden sehen, dass dieser September fast überall ein extremer Monat war.

Weil man die absoluten Werte beim Niederschlag und bei der Sonnenscheindauer vielleicht nicht auf Anhieb einordnen kann, haben wir alles auch noch in relative Werte umgerechnet, also um wie viel Prozent mehr oder weniger es geregnet oder die Sonne geschienen hat, als das im September üblich ist. Dazu zusammenfassend so viel: Nur in Nordrhein-Westfalen war es nicht außergewöhnlich trocken, sonst hat es überall in Deutschland zwischen 31 und 72 Prozent weniger geregnet als normalerweise. Im Gegenzug gab es überall zwischen 42 und 63 Prozent mehr Sonne.

Klicken Sie hier, um die ganze Tabelle für Deutschland und alle Flächenbundesländer aufzuklappen.

September 2023: Abweichungen vom langjährigen Mittel 1991-2020
Gebiet Temperatur Niederschlag Sonnenschein
Deutschland gesamt + 3,45 °C - 48,3 % + 57,3 %
Thüringen + 3,50 °C - 56,2 % + 62,7 %
Sachsen-Anhalt + 3,40 °C - 61,8 % + 57,1 %
Sachsen + 3,62 °C - 72,0 % + 60,2 %
Saarland + 3,75 °C - 50,9 % + 59,4 %
Schleswig-Holstein + 3,02 °C - 52,2 % + 42,8 %
Rheinland-Pfalz + 3,70 °C - 31,2 % + 61,4 %
Nordrhein-Westfalen + 3,59 °C - 4,3 % + 58,7 %
Niedersachsen + 3,16 °C - 32,8 % + 52,2 %
Mecklenburg-Vorpommern + 3,40 °C - 42,0 % + 49,3 %
Hessen + 3,43 °C - 34,6 % + 63,0 %
Bayern + 3,41 °C - 64,9 % + 62,3 %
Baden-Württemberg + 3,70 °C - 59,1 % + 55,3 %
Brandenburg + 3,50 °C - 67,3 % + 56,8 %

2022 gab es einen Wärmerekord fürs ganze Jahr. 2023 schon wieder?

In Sachen Temperatur fühlt sich 2023 bislang vielleicht nicht für viele besonders warm an. Das könnte daran liegen, dass die Hochsommermonate Juli und August diesmal hierzulande keine besondere Hitze bereithielten. Der Mai war sogar ganz leicht kühler als normalerweise und der April ganz besonders. Aber die anderen fünf Monate waren eben deutlich wärmer als üblich, mit dem September als nun klarem Spritzenreiter in dieser Hinsicht.

Das führt in Summe dazu, dass das gesamte Jahr 2023 nun tatsächlich auf Temperaturrekordkurs liegt. Erinnern Sie sich noch? 2022 war das wärmste Jahr seit Beginn der Datenerfassung. In drei Monaten könnte das schon wieder geschmolzener Schnee von gestern sein. Denn bei der Jahresdurchschnittstemperatur liegt 2023 (Stand September) nun wieder vorn, wenn auch nur um 0,05 Grad.

Im Vorjahr gab es allerdings einen extrem warmen Oktober. Ob das 2023 auch so wird, bleibt abzuwarten. Der Start war aber schon mal recht warm und trocken mit beispielsweise 24,3 Grad in Jena (Höchsttemperatur), einer mittleren Temperatur von 17,5 Grad in Quedlinburg über den ganzen Tag und mehr als zehn Stunden Sonne auf der Schmücke. Lassen wir uns also überraschen, ob 2023 das nächste Rekordjahr wird. Die Frage ist allerdings, welches Ergebnis die größere Überraschung wäre: wenn der Rekord gebrochen wird oder eben gerade nicht.

Fakt ist jedenfalls, dass die globale Erwärmung auch in Deutschland immer wieder für neue Höchstwerte sorgt. Ablesbar ist das auch bei den jeweils wärmsten Monaten "ihrer Art". Nur der Februar hat noch einen Rekord aus dem alten Jahrtausend. Alle anderen wärmsten Monate gab es seit 2003, die meisten zwischen 2015 und 2023.

Wärmerekordmonate in Deutschland
Monat wärmster seit Beginn der Datenerfassung
Januar 2007
Februar 1990
März 2017
April 2018
Mai 2018
Juni 2019
Juli 2006
August 2003
September 2023
Oktober 2022
November 2015
Dezember 2015

(rr)

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