Dürre Ausgetrocknete Böden trotz viel Regen: Wie kann das sein?
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17. Juni 2023, 05:00 Uhr
Viele ostdeutsche Böden sind schon wieder viel zu trocken. Dabei hat es in diesem Jahr schon kräftig geregnet. Die Ursache liegt in der Vergangenheit, sagt ein Klimaforscher. Der Sommer 2022 wirkt sich immer noch aus.
Der März so nass wie seit 22 Jahren nicht. Der April so nass wie seit 15 Jahren nicht. Und trotzdem: Mitte Juni die höchste Dürre-Stufe in vielen Teilen Ostdeutschlands, am stärksten betroffen sind Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin und Sachsen.
Wie aber kann das sein, nach diesen wirklich sehr feuchten Monaten März und April? Zur Beantwortung dieser Frage muss man nach Einschätzung von Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig, auf noch weiter zurückliegende Monate schauen. So sei der August 2022 in ganz Deutschland der trockenste Monat seit 1951 gewesen. "Es ist ein Erklärungsansatz, warum der eigentlich gute Winter nicht ausgereicht hat, um die Dürre auszugleichen: Weil die Ausgangssituation so unglaublich ungünstig war", sagt Andreas Marx.
In der folgenden Bildergalerie sehen Sie die Entwicklung der Dürre in den vergangenen zwölf Monaten. Man sieht, dass selbst beim insgesamt besten Bodenzustand am 1. Mai dieses Jahres in manchen Gebieten die Böden immer noch außergewöhnlich trocken waren.
Da reicht es auch nicht, dass der Winter "eigentlich nahezu fantastisch" gewesen sei, wie es Marx formuliert, und woran sich die oben schon erwähnten extrem nassen Monate März und April anschlossen. "Dazu war es im Frühjahr auch nicht zu warm. Bis April war die Situation wirklich gut."
Aber dann kam der Mai. Und der war in Mitteldeutschland extrem trocken. Weniger Mai-Niederschlag gab es im mitteldeutschen Durchschnitt nur einmal, 1990. Und in Sachsen-Anhalt sogar noch nie seit 1881.
Und ein trockener Monat reicht dann schon für außergewöhnlich dürre Böden, wie sie statistisch gesehen bis 2015 nur alle fünfzig Jahre vorkamen? In manchen Gebieten ja, weil es dort in den letzten Jahren insgesamt viel zu wenig Regen gab. "In einem Streifen vom östlichen Niedersachsen über Sachsen-Anhalt bis Berlin und Brandenburg haben wir die Situation, dass es dort schon seit fünf Jahren permanent zu trocken ist", sagt Andreas Marx. Dazu käme, dass das Klima unfair sei: "In den Alpen regnet es bis zu 2200 Litern pro Quadratmeter im Jahr. Im mitteldeutschen Trockengebiet sind es 450 Liter. Da, wo weniger Niederschlag fällt, löst die Dürre sich schlechter auf."
Verlierer Wald
Der größte Verlierer ist aus Sicht von Andreas Marx der Wald. "Seit 2018 hat es in jedem Jahr Schäden gegeben, und auch in diesem Jahr ist zu erwarten, dass neue Schäden entstehen." Die ersten gab es gerade beim großen, insgesamt fast zwei Wochen andauernden Waldbrand in der Nähe von Jüterbog in Brandenburg. 733 Hektar war da nach Angaben der Einsatzleitung die betroffene Fläche groß.
Dennoch blickt Klimaforscher Marx nicht gänzlich pessimistisch in die Zukunft, was die Trockenheit der Böden angeht. Es sei nicht zu erwarten, dass die Dürre zum Normalzustand wird. Auf lange Sicht gesehen, komme es aber vor allem auf die Niederschläge im Winter an, erklärt Marx. "Die Dürremusik wird im Winter gemacht. Im Winterhalbjahr gibt es keine negativen Stressoren – kaum Verdunstung, die Pflanzen ziehen kaum Wasser aus dem Boden. Im Winter hat das Wasser Zeit, in den Boden zu gehen."
Daher sei es aber auch leider unwahrscheinlich, dass sich die aktuelle Dürre über die kommenden Sommermonate auflösen wird, sagt Marx. Man wird in den betroffenen Gebieten also auf den nächsten Winter hoffen und warten müssen.
(rr/dpa)