Münchner bei Weihnachtseinkäufen in der Fußgängerzone unterwegs
Weiße Weihnachten waren in Deutschland schon immer die Ausnahme. Zukünftig wird Frost und Schnee zum Fest noch seltener vorkommen. Bildrechte: IMAGO / Wolfgang Maria Weber

Wissen-News Leise rieselt der Schnee? – Weiße Weihnachten immer seltener

23. Dezember 2024, 10:44 Uhr

Wir verlieren viel im Zuge der Klimakrise – auch das Winterwetter. Kalt genug, damit es schneit und der Schnee liegen bleibt, ist es immer seltener.

"Schneeflöckchen, Weißröckchen" und "Leise rieselt der Schnee" wird derzeit wieder geträllert – mit der Realität haben solche Lieder immer weniger zu tun. Im Zuge der Klimakrise werden weiße Weihnachten vom 24. bis 26. Dezember in den meisten Regionen Deutschlands zum Beispiel immer seltener, wie es vom Deutschen Wetterdienst (DWD) heißt. Die meisten Menschen können sich demnach im Mittel nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Tagen freuen.

Ein beleuchteter Christbaum vor einer Kapelle im Winter 4 min
Bildrechte: imago/blickwinkel
Ein beleuchteter Christbaum vor einer Kapelle im Winter 4 min
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Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, wie es vom DWD heißt. Besonders betroffen sei der Süden. In München zum Beispiel lag die Wahrscheinlichkeit für den ersten Zeitraum noch bei gut 33 Prozent, danach nur noch bei knapp 14 Prozent, in Freiburg zunächst bei fast 17 und danach bei deutlich unter 5 Prozent.

Typisch an Weihnachten: Tauwetter

Viele stellen sich ideale Weihnachten so vor: Drinnen leuchtet der Baum, draußen türmt sich der Schnee. Mit dem Klimawandel schwinden die Chancen dafür noch weiter – sonderlich häufig waren weiße Weihnachten aber auch davor nicht. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter.

Dass die Vorstellung von weißen Weihnachten so stark in unseren Köpfen verankert ist, hat Experten zufolge womöglich schlichtweg damit zu tun, dass es auf Weihnachtskarten, in Kinderbüchern und bei Werbung für Wintermode besser aussieht als der dann eher übliche Nieselregen.

Sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr in jedem dritten Land

Vom Mythos zur Wahrheit werden weiße Weihnachten auch künftig nicht - eher ist noch mehr Illusion vonnöten. So hat der Klimawandel einer aktuellen Auswertung zufolge bereits jetzt Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte demnach dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel.

"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton. Das Autorenteam um Dahl untersuchte für hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken. Berücksichtigt wurden Daten des Jahrzehnts von 2014 bis 2023 aus 123 Ländern der Nordhalbkugel, für Deutschland wurden sechs Städte einbezogen. Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr als es ohne Klimawandel geschehen wäre. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.

dpa/jar

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | MDR SACHSENSPIEGEL | 21. Dezember 2024 | 19:00 Uhr

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