Schnee zum Fest? Weiße Weihnachten waren schon immer die Ausnahme
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20. Dezember 2022, 14:19 Uhr
Wenn mal wieder die weiße Weihnacht ausfällt, ist schnell ein Schuldiger gefunden: die globale Erwärmung. Früher, da ist man sich schnell einig, da war Weihnachten noch weiß. Heute dagegen ist Weihnachten grün, schlimmstenfalls braun. Das stimmt aber gar nicht. Früher war gar nicht alles besser.
Die 1960er-Jahre müssen geradezu ein Weihnachts-Winterwunderland gewesen sein. Rund die Hälfte aller Weihnachtsfeste in diesem Jahrzehnt war weiß: Dichte Schneedecke an allen drei Feiertagen. So muss es doch sein, oder? Leider Nein. Ein absolutes Ausnahme-Jahrzehnt, sagt Jens Oehmichen vom Deutschen Wetterdienst: "Das ist ein relativ seltenes Phänomen, dass es im Tiefland weiße Weihnachten gibt und wenn man mal zurückschaut in die Vergangenheit, da sieht man also, dass man pro zehn Jahre ein bis zweimal weiße Weihnachten hat im Tiefland."
Und das war eben auch schon früher in den siebziger Jahren so, meint der Wetterexperte. "Die 1960er-Jahre machten eben eine kleine Ausnahme, da war es etwas häufiger." Wie kalt die Winter waren, dass können Sie in der interaktiven Klimakarte für ganz Mitteldeutschland herausfinden.
Alle fünf bis zehn Jahre kann man sich also auf weiße Weihnachten freuen, zeigt die Statistik. Die Deutsche Weihnacht ist eher grün. Wer nicht auf Schnee verzichten kann, muss auf die Zugspitze. Nur dort gibt es in Deutschland Schneegarantie an den Festtagen. Auch ansonsten heißt die Devise: je höher desto besser - also Erzgebirge oder Harz.
Aber auch dort sieht man sich mit einem Wetterphänomen konfrontiert: Das Weihnachts-Tau-Wetter, erklärt Diplom-Meteorologe Florian Ross: "Das passiert in aller Regelmäßigkeit, also in sieben von zehn Fällen trifft das zu. Das ist ein Warmluftvorstoß, der zwischen dem 24. und dem 29. Dezember in aller Regelmäßigkeit stattfindet und der sorgt eben für dieses Tauwetter."
Hat die globale Erwärmung keinen Einfluss?
Alles in allem: Schlechte Aussichten. Ob es ab Weihnachten schneit, ist vor allem Zufall. Globale Erwärmung hin oder her. Oder hat die doch Einfluss auf das Ganze?
Ich denke nicht unbedingt. Dafür ist Weihnachten, diese drei Tage, dann zu sehr eine Momentaufnahme. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Klimaerwärmung sich hauptsächlich dadurch ausdrückt, dass die Mitteltemperaturen über die Jahresmitte steigen und dass das insbesondere in den Sommermonaten zu Tage tritt.
Diese kleinen Klima-Veränderungen nehmen wir aber kaum wahr. Da scheint der Schnee an Weihnachten für uns ein viel deutlicher Indikator für globale Erwärmung zu sein. Dieses Phänomen hat auch eine Studie der Universitäten Lausanne und Freiburg in der Schweiz untersucht. Darin heißt es: "Menschen sind vor allem in der Lage Naturkatastrophen und stark unnormale Wettersituationen wahrzunehmen. Erhebliche klimatische Veränderungen von einem Jahr zum nächsten oder von einer Saison zur nächsten, werden eher wahrgenommen, als kleine Veränderungen über Jahrzehnte hinweg."
Dass man heute Schnee zu Weihnachten erwartet, hänge vor allem mit Modeerscheinungen und ästhetischen Vorstellungen zusammen. Ein Beispiel dafür sind Weihnachtskarten: Auf ihnen sieht man seit den fünfziger Jahren Weihnachtsmänner nur noch in verschneite Schornsteine einsteigen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Dezember 2017 | 06:52 Uhr