Psychologie Schnee: Wie wirkt die weiße Pracht auf Körper und Geist?
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11. Dezember 2022, 19:37 Uhr
Schnee taucht Städte und Landschaften in ein leuchtendes und wallendes Weiß und provoziert im dunklen Winter quasi eine Explosion von Helligkeit und Licht. Das wirkt sich auf unsere Gesundheit und unsere Psyche aus.
Licht gilt als Hoffnung, als Leben und als lebensnotwendig. Im Sommer, wenn der Himmel blau ist, umwölkt unsere Körper eine Beleuchtungsstärke von bis zu 100.000 Lux. Ganz anders sieht es im Winter aus, da schafft es die Helligkeit nur auf etwa 3.500 Lux – für viele Menschen viel zu wenig. Nicht wenige ereilt eine Winterdepression, laut einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Forsa und der Techniker Krankenkasse sogar ein Drittel aller Deutschen. Wenig Licht und graue Tristesse – all das ändert sich schlagartig mit dem hellen, weißen Schnee und dem gleißenden Licht, welches er reflektiert.
Schnee ist in Wirklichkeit farblos
Apropos: Schnee ist eigentlich in Wirklichkeit farblos ist, das einfallende Licht wird durch seine komplizierte Struktur nur so häufig gebrochen, dass der Schnee plötzlich weiß erscheint. Dieses Weiß ist schließlich unser Glück. Denn was wirkt im Winter heller als eine geschlossene Schneedecke? Wie glücklich sind wir in der weißen Winterlandschaft – bei Glück sogar mit Sonne. Woran liegt das eigentlich? Forschenden zufolge liegt der Schlüssel im Serotonin- und Melatoninspiegel. Wenn es im Winter früher dunkel wird, steigt der Spiegel des "Schlafhormons" Melatonin tagsüber. Die Folge: Wir fühlen uns müde und antriebslos. Helligkeit verdrängt das Schlafhormon. Im schneeweißen Winter werden wir deswegen plötzlich viel munterer und aufgeweckter.
30 Prozent weniger Serotonin an dunklen Tagen
Doch helles weißes Licht in allen Wellenlängen ist in unseren Breitengraden im Herbst und Winter Mangelware. Der Lichtmangel wirkt sich direkt auf die Serotonin-Bildung aus, wie Kasper und Team in einer Studie nachwiesen. Demnach beeinflusst die Intensität der Sonne, wie stark Serotonin-1A-Rezeptoren an den Nervenzellen den Botenstoff an sich binden. Nach dunklen Tagen nahm die Bindung von Serotonin bei den Teilnehmern um bis zu 30 Prozent ab. Das sei häufig mit gedrückter Stimmung und Antriebslosigkeit einhergegangen. Umgekehrt steigere Helligkeit und Sonneneinstrahlung den Serotoninspiegel.
Trotz Schnee: Das Licht reicht nicht für Bildung von Vitamin D
Doch bei aller Freude über weißen Schnee und Helligkeit – für die Bildung von Vitamin D reicht das Licht im Winter in Deutschland trotz Sonne und Schnee nicht aus. Laut Robert Koch-Institut wird für die geringe körpereigene Vitamin-D-Bildung UV-B-Strahlung der Wellenlänge 290 nm bis 315 nm benötigt, die ganzjährig nur in Regionen unterhalb des 35. Breitengrads vorkommt. In Deutschland, das zwischen dem 47. und 55. Breitengrad liegt, ist die körpereigene Bildung nur von circa März bis Oktober bei einem Aufenthalt im Freien möglich. In dieser Zeit kann der Körper neben der akuten Bedarfsdeckung ebenfalls Vitamin-D-Reserven im Fett- und Muskelgewebe anlegen, auf die er im Winterhalbjahr zurückgreifen kann.
Trotzdem, jedes Licht hilft für Serotonin und zur Verdrängung des Schlafhormons Melatonin. Legt sich also im lichtarmen Winter Schnee über die Felder und wird durch die Sonne reflektiert, ist dies ein Fest für die Helligkeit. Dann kommen die bekannten Schnee-Glücksgefühle, die uns wieder Kinder werden lassen, inspirieren und unendlich beruhigen.
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Originalstudien:
Die Rolle des Schnees und der kalten Umgebung für den Verbleib und die Auswirkungen von Nanopartikeln
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Wetter und Balzverhalten: Ein Quasi-Experiment mit dem flirtenden Sonnenschein
Lichtabhängige Veränderung der Bindung des Serotonin-1A-Rezeptors
Kleiner Fakt nebenbei: Das Gefühl trügt leider nicht. Weiße Weihnachten werden leider immer seltener
mel
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