Stark erhöhte Feinstaubwerte Schlechte Luftqualität durch Hochdruckwetter
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11. Februar 2025, 18:02 Uhr
Aktuell ist wieder dicke Luft in Mitteldeutschland: Die Feinstaubwerte sind seit Tagen hoch, das Umweltbundesamt meldet aktuell für viele Orte eine "sehr schlechte" Luftqualität. Aber woran liegt das? Grund dafür ist eine anhaltende Hochdruckwetterlage mit Winden aus dem Osten, worunter vor allem im Winter die Luftqualität leidet. Doch es naht bereits Besserung.
Der Luftqualitätsindex des Umweltbundesamts zeigt derzeit wieder besonders hohe Emissionswerte für einige Regionen in Mitteldeutschland an. Betroffen sind der Süden und der Osten Sachsen-Anhalts, die Mitte Thüringens und weite Teile Sachsens. Die jeweils tagesaktuelle Lage mit detaillierten Angaben ist auch auf den Seiten des Umweltbundesamts zu finden. Insbesondere die hohen Feinstaubwerte können vor allem Menschen mit Vorerkrankungen Probleme machen. Wer gesundheitlich vorbelastet ist und beispielsweise unter Asthma leidet, sollte angesichts schlechter Luftqualität möglichst körperlich anstrengende Aktivitäten im Freien vermeiden, empfiehlt Stefan Feigenspan vom Umweltbundesamt.
Der Index basiert auf der gesundheitlichen Bewertung von sogenannten PM10- und PM2,5-Tagesmittelwerten. PM2,5-Werte über 50 gelten dabei als "sehr schlecht". Bei PM10 hingegen liegt die Grenze von "sehr schlecht" bei 100 und Werte von 51 bis 100 fallen in die Kategorie "schlecht". Hier finden Sie die Berechnungsgrundlagen.
Hochdruckgebiet sorgt für "Glocke"
Die Ursache für die hohen Feinstaubwerte ist unter anderem die Wetterlage, erklärt Thore Hansen vom Deutschen Wetterdienst. Mit Hoch Elvira hatte es zuletzt eine anhaltende winterliche Hochdruckwetterlage gegeben und zusätzlich sei kein Regen gefallen, um die Partikel asuzuwaschen. "Nordostdeutschland ist von einem Hochdruckgebiet über Nordost-Europa beeinflusst", erläutert Hansen. Deshalb gebe es insgesamt wenig vertikalen Austausch. "Das heißt, der Feinstaub der natürlich bodennah produziert wird, entweicht nicht in größere Höhen und wird nicht durchmischt mit anderen Luftmassen."
Tatsächlich wäre die Luft reiner, so Hansen, wenn es eine Westwetterlage mit wechselnden Fronten und Luftmassen gäbe, die vom Atlantik kämen, wo ja kein Feinstaub produziert werde. Und gerade im Winter kühle die Luftmasse bodennah sehr stark aus. "Kalte Luft ist einfach schwerer als wärmere Luft. Das heißt, wir haben unten kalte Luft, darüber relativ gesehen wärmere Luft und dies führt dazu, dass der vertikale Austausch fehlt." Die kalte Luft bleibt also am Boden und die wärmere Luft in größeren Höhen. Dieses Phänomen wird auch als Inversion bezeichnet, erläutert der DWD-Meteorologe.
Experte: "Mehr Feinstaub als an Neujahr"
"Inversion meint eine Umkehrung der normalen Temperaturschichtung", so Hansen. Und normalerweise sei es eben unten am Boden wärmer als oben, denn wenn man in der Atmosphäre nach oben gehe, werde es kälter. "Wenn nun bei einem Hochdruckgebiet in Bodennähe kalte Luft lagert und darüber mildere Luftmassen liegen, dann ist das eine Umkehrung dieser Normalen. Also wir haben wir haben aktuell durchaus eine Inversion." Eine derart stabile Luftschichtung, wie sie zuletzt vorgelegen habe, sei fast zwangsläufig mit einer Inversion verbunden, erklärt der Meteorologe.
Und diese Wetterlage sorgt eben für hohe Feinstaubbelastungen. Der Professor und Leiter der Arbeitsgruppe "Gas-Partikel-Systeme" am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Achim Dittler, zog im Gespräch mit dem SWR sogar Parallelen zu den Tagen nach Silvester: "In ausbreitungsarmen Wetterlagen können sich Schadstoffe in der Atemluft über einen längeren Zeitraum konzentrieren." Derzeit sei die Feinstaub-Belastung der Atemluft im Tagesmittel mancherorts höher als an Neujahr, wo oft wegen des Feuerwerks zum Jahreswechsel Feinstaub-Höchstwerte in der Atemluft gemessen werden.
Wenig Durchischung im Winter
Aber was für eine Rolle spielt der Winter für dieses Wetterphänomen? Denn generell gebe es im Hochdruck in der Regel keine Fronten, die für eine deutliche Durchmischung der Luftschichten sorgten, so der DWD-Meteorologe. Und dennoch finde die im Sommer durchaus noch statt. Im Winter jedoch kühle die Luftmasse in Bodennähe sehr stark aus, sodass es zu sehr stabiler Schichtung und kaum mehr dazu komme, dass sich die Luftschichten miteinander mischen - wie eine Art Glocke, aus der die Luft nicht entweichen kann.
Tiefdruckgebiete hingegen bringen Hansen zufolge die ganze Luftmasse in Bewegung und sorgten für kräftigen Austausch. "Die Luft wird typischerweise nach Nordosten wegtransportiert, wenn wir Südwestwind haben, wie wir ihn ja häufig haben und wir bekommen dann Luftmassen vom Atlantik." Doch der Wind kam zuletzt nicht aus Südwesten, sondern aus dem Osten, erklärt Hansen.
Ostwind bringt Abgase aus Osteuropa
Und der Ostwind bringt uns das Feinstaubproblem unserer östlichen Nachbarn vor die eigene Haustür. Vor allem in Polen wird ja noch sehr viel Strom durch Kohle erzeugt, erklärt Hansen. "Das sorgt eben für Feinstaub und wenn wir östliche Winde haben, dann wird er zu uns transportiert." Und diesen Ostwind gebe es vor allem im Winter. Außerdem sei es zuletzt auch in Polen relativ kalt gewesen. "Das heißt, der Wärme- und Stromverbrauch ist eher erhöht", so Hansen. "Es wird also noch mehr verbrannt, als wenn die Wetterlage eher für milderes Wetter sorgen würde." Und auch die Feinstaubemissionen hierzulande spielen eine Rolle. Regional begrenzt können auch hier Holz- und Kaminöfen die Situation verschärfen.
Lage entspannt sich langsam
Doch die schlechte Luft dürfte sich langsam lichten, verspricht DWD-Meteorologe Hansen. "Mitteldeutschland befindet sich gerade in einem Grenzbereich zwischen einem Hoch über Nordost-Europa und einem Tief über den Niederlanden." Und es habe ja bereits im Tagesverlauf des Dienstags im Westen Sachsen-Anhalts und Thüringens erste Niederschläge gegeben, so Hansen. "Ein bisschen Schnee, ein bisschen Regen und in den nächsten Tagen kommen da auch weitere Niederschläge heran." Dann werde auch die Luftmasse ein bisschen durchmischt, sagt der DWD-Mann. "Die wird jetzt nicht völlig ausgeräumt, aber es findet schon eine gewisse Durchmischung statt. Also rein von der Wetterlage ist da ein bisschen Bewegung dabei die nächsten Tage."
(kie)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. Februar 2025 | 15:59 Uhr
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