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Ein mit einer Drohne aufgenommenes Foto zeigt die überflutete niederschlesische Kleinstadt im Südwesten Polens 1 min
Im Nordosten Tschechiens begannen am Montag schon teilweise die Aufräumarbeiten. Bildrechte: picture alliance/dpa/PAP | Maciej Kulczynski
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Die starken Niederschläge haben auch zu schwerem Hochwasser in den Nachbarländern geführt. In Polen brach ein Staudamm und flutete eine Stadt. In Tschechien mussten 250.000 Menschen evakuiert werden.

Mo 16.09.2024 17:31Uhr 00:52 min

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Niederschläge Vb-Wetterlage, Starkregen und Hochwasser: Wie viel davon ist Klimawandel?

17. September 2024, 09:20 Uhr

Zum Dritten Mal innerhalb von einem Jahr steigen Flusspegel in Deutschland auf kritische Höchststände. Eine extreme Häufung – verursacht vom Klimawandel? Ganz so einfach ist es nicht, sagen Forscher.

Autorenfoto von Clemens Haug
Bildrechte: Tobias Thiergen/MDR

Das Hochwasser zu Weihnachten 2023 – mit den bedrohlichen Pegelständen entlang des Rheins und vielen überfluteten Feldern in Niedersachsen – haben die meisten wahrscheinlich schon vergessen. Es war ohne größere Schäden relativ glimpflich ausgegangen. Aktueller dürften noch die Erinnerungen an die überfluteten Orte in Bayern und Baden-Württemberg sein. Gerade dreieinhalb Monate ist das her. Jetzt stehen Teile von Österreich, Tschechien und Polen unter Wasser infolge einer Vb-Wetterlage. Ist diese Häufung extremer Niederschläge und Hochwasser eine Folge des Klimawandels?

Vb-Wetterlage: Nasse Luft wird wie ein Schwamm ausgepresst über Mitteleuropa

Die Antwort scheint auf den ersten Blick klar. Schließlich warnen Klimaforscher seit vielen Jahren: Die von Menschen durch Verbrennung von Kohle, Erdöl und Erdgas verursachten CO2-Emissionen erwärmen die Erdatmosphäre und das wird das Wetter extremer machen: mit längeren Dürre- und Trockenphasen einerseits, und stärkeren Niederschlägen und größeren Regenmengen andererseits. Aber lässt sich diese Aussage pauschal auf die jetzige Situation anwenden?

Vb (gesprochen Fünf-B) bezeichnet die Zugbahn eines Tiefdruckgebiets, das vom Atlantik kommend über das westliche Mittelmeer gezogen und dann in Richtung Norden abgebogen ist. Dort, über Österreich und Südostdeutschland, traf es auf von Norden kommende Kaltluft, die das Tief wie ein Schwamm ausgequetscht und zu ergiebigen Regenmengen geführt hat. Wieder einmal ist auch die Elbe in Dresden betroffen. Die Schäden in Polen sind bislang allerdings deutlich größer. Welchen Anteil hat der Klimawandel an dieser Katastrophe?

Mittelmeer: Fünf bis sechs Grad wärmer als im langjährigen Durchschnitt

Um es gleich vorwegzunehmen: Diese Antwort kann die sogenannte Attributionsforschung noch nicht liefern. Beim Deutschen Wetterdienst haben die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Arbeit zum aktuellen Hochwasser gerade erst aufgenommen. Und es wird wohl etwas länger dauern als im Frühsommer, als der DWD vergleichsweise schnell errechnet hatte: Ja, die Klimaerwärmung machte ein solches Extremereignis wahrscheinlicher, und zwar etwa 1,5 Mal. "Diesmal wollen wir auch konkrete Faktoren einbeziehen, wie die jetzige Vb-Wetterlage oder die extrem hohen Temperaturen im Mittelmeer", sagt Philip Lorenz vom Deutschen Wetterdienst. Über die Ergebnisse wird MDR-Wissen berichten, sobald sie vorliegen.

Einige Besonderheiten von 2024 lassen sich allerdings jetzt schon feststellen. So beobachtet Daniela Matei vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg, dass seit vergangenem Jahr die Meere und Ozeane weltweit außergewöhnlich hohe Temperaturen an der Oberfläche aufweisen. Im Atlantik gibt es gerade eine besonders starke Ausprägung des sogenannten Eastatlantic Pattern (EA). Die wiederum sei ein möglicher Antreiber für die Erwärmung des Mittelmeers. "Im Golf von Genua sehen wir gerade eine Temperaturanomalie von fünf bis sechs Grad", sagt die Meteorologin. Das sei sehr sicher einer der Gründe, die dazu geführt haben, dass die Wolken so viel Regen nach Mitteleuropa gebracht haben. "Wenn man sich diese Temperaturkurven ansieht, fällt auf, dass sie sehr ähnlich sind wie 2002, als es zum Elbehochwasser kam."

Vb-Wetterlage: Wird sie häufiger – oder seltener, aber gefährlicher?

Macht der Klimawandel diese Ereignisse nun wahrscheinlicher? Die Wissenschaft hat hier noch keinen eindeutigen Stand. Klimaforscher aus Österreich schreiben in einem kurzen Factsheet, dass die globale Erwärmung die Windmuster so verändern könnte, dass Vb-Wetterlagen (die es in früheren Perioden durchaus häufiger gab) künftig eher seltener werden könnten. Andererseits könnten sie durch die höheren Temperaturen der Atmosphäre dann aber in ihren Konsequenzen viel gravierender sein.

Daniela Matei zieht eine Parallele zur Debatte um die westatlantischen Hurrikane: Auch hier gebe es ein komplexes Wechselspiel zwischen der wärmeren Atmosphäre, dem wärmeren Meer, aber auch der gesunkenen Luftverschmutzung. Auch hier sei sich die Forschung noch uneins darüber, ob die Wirbelstürme nun häufiger werden oder seltener, aber intensiver.

Ende der Klimaemissionen: Lohnt sich so oder so

Unabhängig vom Ausgang dieser Frage in der Forschung ist allerdings klar: Die vom Menschen verursachte globale Erwärmung führt auf jeden Fall zu Schäden durch Extremwetter. Selbst wenn ein Herunterfahren aller Klimaemissionen nicht jede Vb-Wetterlage stoppt, so wird eine Begrenzung des Klimawandels zumindest an anderer Stelle die Risiken nicht weiter vergrößern.

"Wir wissen, dass verheerende Regenfälle wie diese aufgrund der durch fossile Brennstoffe verursachten Erderwärmung stärker und wahrscheinlicher sind", sagt die Klimaforscherin Frederike Otto. "Es ist klar, dass selbst hoch entwickelte Länder wie Deutschland nicht vor dem Klimawandel sicher sind. Solange die Welt Öl, Gas und Kohle verbrennt, werden starke Regenfälle und andere Wetterextreme zunehmen und das Leben auf unserem Planeten gefährlicher und teurer machen."

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 16. September 2024 | 16:00 Uhr

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