Tipps für den Herbst Gärtnern für den Artenschutz – was Sie jetzt tun können
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29. Oktober 2022, 05:00 Uhr
Eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Das klingt viel – und es trifft nicht nur exotische Tiere wie Elefanten oder Tiger, sondern auch die Tiere in unseren Gärten und Parks. Aber das Gute ist: Unsere heimischen Wildtiere können wir mit ein paar einfachen Maßnahmen unterstützen.
Wer beispielsweise einen Garten besitzt und im Herbst etwas für bedrohte Tierarten tun möchte, sollte in den kommenden Wochen vor allem auf eine Sache achten: Bloß nicht zu fleißig sein. Das zumindest empfiehlt Corinna Hölzl vom BUND. "Das Gute ist, man kann durch Nichtstun sehr viel bewirken", empfiehlt sie. Also nicht alles sofort aufräumen und "winterfertig" machen. Mit den folgenden praktischen Tipps kann jede und jeder etwas für die Biodiversität im eigenen Garten tun.
Nicht so viel Rasen mähen
Wer einen makellosen englischen Rasen möchte, muss öfters mähen – das steht außer Frage. Für die Artenvielfalt ist dieses ästhetische Ideal aber vor allem schädlich, weil es zu einem Nullnahrungsangebot für Insekten, Schmetterlinge, Wildbienen und Hummeln führt.
Für die Artenvielfalt ist so ein englischer Rasen, kurz gemäht und mit hundert Prozent Gras, so etwas wie eine Wüste. Also da wächst nichts, was irgendwie interessant ist.
Wenn zwischen dem Rasen ein paar Kräuter und Blumen blühen, ist das für viele Tiere sehr wertvoll, denn so bekommen sie Pollen und Nektar. Eine Möglichkeit ist außerdem, versetzt zu mähen – also nicht alle Rasenflächen auf einmal zu kürzen, sondern immer eine "Ausweichfläche" mit blühenden Pflanzen vorzuhalten.
Laub und Reisig nicht verbrennen
Wenn Laub und Reisig im Herbst im Garten liegen bleiben, riskiert man, dass der Rasen darunter anfängt zu faulen. Wer das heruntergefallene Laub deswegen nicht einfach liegen lassen will, sollte dennoch ein bisschen vorsichtig beim Beseitigen sein. Also den Laubsauger oder Laubbläser besser stehen lassen und auf Handarbeit mit einem Rechen setzen. Die Geräte pusten oder saugen nämlich alle Insekten und Kleinstlebewesen, die sich im Laub aufhalten, einfach weg. "Das ist natürlich ein Verlust für das Ökosystem", betont Corinna Hölzl. Viele Tierchen würden das nicht überleben. Dabei seien sie oft auch wertvolle Nahrung für den Igel, der sich im herbstlichen Garten eine Fettschicht für den Winterschlaf anfuttern muss.
Verbrennt man das Laub, sterben ebenfalls viele Lebewesen, die zwischen den Blättern Unterschlupf gesucht hatten. Deshalb empfiehlt Corinna Hölzl: Alles Laub und Totholz auf einen großen Haufen zusammenrechen – darin können dann auch Igel, Erdkröte oder Marienkäfer überwintern.
Totholz ist Leben pur! Darin wohnen ganz, ganz viele Tierarten.
Verblühte Blumen stehen lassen
Blumen, die ihren Zenit überschritten haben und womöglich bereits ein wenig austrocknen, sind natürlich kein schöner Anblick im eigenen Garten – zumindest unser menschliches Ästhetikempfinden springt nicht sofort darauf an. Aber das ist womöglich gar nicht so wichtig: Für viele Tiere sind die Pflanzen nämlich auch im verblühten Zustand wertvoll. Vögel beispielsweise können immer noch Samen aus den Kapseln der verblühten Pflanzen picken und Insekten nutzen die Blüten als Unterschlupf.
Den Dachboden (noch) nicht aufräumen
Falls Sie einen Dachboden haben, der für Wildtiere und Insekten zugänglich ist – schieben Sie das Aufräumen ruhig noch ein Weilchen auf. Sie handeln im Dienste des Artenschutzes! Fledermäuse beziehen dort gerne ein Winterquartier – aber auch Schmetterlinge und Florfliegen nutzen den Schutz eines Dachbodens gerne.
"Fledermäuse hat man meistens nicht so im Blick, weil sie dann doch eher in versteckten Gebieten sind – aber ein ruhiger Dachboden hilft ihnen, dort Winterschlaf zu halten", bekräftigt Corinna Hölzl.
Vögel füttern
Viele Jahre lang empfahlen Naturschutzorganisationen, Vögel lediglich dann zu füttern, wenn sie sich selbst nichts mehr suchen können – sprich, wenn eine Schneedecke den Boden bedeckt.
Ob man nun mittlerweile ganzjährig füttern solle, sei immer noch kontrovers, sagt Corinna Hölzl vom BUND. "Wir haben aber schon sehr viele Bedrohungen für Vögel, das Insektensterben – da fehlt einfach die Nahrungsgrundlage für unsere Vögel – und im städtischen Bereich haben wir zum Beispiel auch die Katzen, die dezimieren unsere Vogelpopulation noch zusätzlich." Zumindest im Winter könne man Vögel also durchaus durchgängig füttern.
Im nächsten Frühjahr können Sie dann übrigens wieder ganz durchstarten und neue Dinge im Garten anlegen. Wie wäre es beispielsweise mit einer Trockensteinmauer für Eidechsen, oder einer Hecke aus heimischen Sträuchern, für Vögel und Insekten?
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL Radio | 24. Oktober 2022 | 08:10 Uhr