Citizen Science Alte Bohnen werden wiederentdeckt
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05. Oktober 2022, 10:00 Uhr
Im IPK Gatersleben lagern Tausende alte Bohnenarten, manche haben vielleicht eine Zukunft, gerade wenn es um Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Dürre geht. Gerade läuft eine Art Inventur. Etwa 7.000 Menschen in Europa helfen dabei. Sie gärtnern für sich selbst und helfen damit der Wissenschaft und der Artenvielfalt.
In Deutschland sind es meist die Grünen Bohnen, die in Gärten sprießen und später auf dem Teller landen. Sie werden auch Gartenbohnen, Schnittbohnen, Buschbohnen oder Stangenbohnen genannt. Und auch wenn es ganz verschiedene Sorten gibt: Die Welt der Bohnen ist noch sehr viel größer.
Viele Bohnenarten sind in Vergessenheit geraten, bei den meisten Menschen jedenfalls. Nicht aber im Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung in Gatersleben in Sachsen-Anhalt. Tiefgekühlt bei minus 18 Grad lagert dort das genetische Backup von Tausenden Bohnenarten. Es sind die Ergebnisse jahrhunderterlanger Bohnenzüchtung - und vielleicht Lösungen für die Probleme von morgen. Denn unter den vielen Arten werden sicher auch welche sein, die besser mit Hitze und Trockenheit zurechtkommen als unsere bekannte Grüne Bohne.
Geschmackssache
Entscheidend für den zukünftigen Erfolg einer Bohnenart ist aber natürlich auch der Geschmack. Wie schön wäre da eine Art Inventur von 1.000 Bohnenarten, bei der alle Eigenschaften protokolliert werden. Für einzelne Wissenschaftler wäre das nicht zu machen. Aber wenn fast ganz Europa mitmacht?
Etwa 7.000 Menschen aus 27 europäischen Ländern haben 2022 an der zweiten Runde des Citizen-Science-Projekts INCREASE teilgenommen. Fragen, die sie über eine App beantworten sollten, waren zum Beispiel: Wie ist die Blütenfarbe? Wie sehen die Hülsen aus, wie die Bohnen? Sind sie groß oder klein, rund oder lang oder vielleicht kidneybohnenförmig? Blüht die Sorte früh oder spät? Wieviel Bohnen konnten geerntet werden? Schmecken sie im Salat, in Suppen oder eher als leckere Beilage?
Susann Deike gehört zu den Teilnehmern. Im Frühjahr hat sie ein Päckchen mit sechs verschiedenen Bohnensorten bekommen. Größere Artenvielfalt mit mehr Farben und Formen - so lautet einer der Beweggründe für die Hobbygärtnerin, bei diesem Projekt mitzumachen. Auch eine andere Teilnehmerin freut sich, an Bohnensorten heranzukommen, die es im Laden normalerweise nicht zu kaufen gibt. Annedore Söchting mag aber gleichermaßen den Forschungsaspekt des Projekts, weil sie damit die Wissenschaft unterstützen kann. "Und je mehr Leute mitmachen, desto mehr Daten sind ja dann auch vorhanden", sagt sie.
Altes für die Zukunft
Verantwortlich für INCREASE ist Dr. Kerstin Neumann, Leiterin der Arbeitsgruppe Automatisierte Pflanzenphänotypisierung am IPK Gatersleben. Sie selbst isst schwarze Bohnen aus Lateinamerika am liebsten, aber wichtig ist ihr die Bohnen-Artenvielfalt aus einem anderen Grund. "Es steckt vieles in den alten Sorten, was man auch in der Zukunft brauchen wird, und das gilt es eben herauszufinden", sagt sie. Das Schlimmste wäre ein verengter Genpool. Deshalb müsse er immer wieder aufgefrischt werden. "Und wenn man die alten Sorten verliert, dann fehlt einem das Reservoir für die Auffrischung einfach."
Auch im nächsten Jahr soll INCREASE fortgeführt werden, schließlich gibt es Tausend Arten zu untersuchen, und nicht jede Bohne wächst überall gleich gut. Die mittlerweile gut vernetzte Bohnen-Community wird deshalb am Leben gehalten. Auf der Webseite des Projekts soll demnächst informiert werden, wann und wie man sich für die Anbausaison 2023 bewerben kann.
(rr)
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