Wissen-News Leipziger Klimaforscher: Deutschland fehlt ein Dürremanagement
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17. Februar 2025, 14:10 Uhr
Die Dürrephase von 2018 bis 2023 ist vorbei. Doch extreme Trockenheit und Dürre können jederzeit wiederkehren. Wie gut ist Deutschland darauf vorbereitet?
Deutschland braucht aus Sicht eines Leipziger Klimaforschers ein Dürremanagement. Nach der großen Dürrephase zwischen 2018 und 2023 sei die Situation zwar derzeit entspannt, doch solche Extremereignisse könnten jederzeit wiederkehren, sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors beim Helmholtz Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig. Bund, Länder und Kommunen müssten gemeinsam ein Konzept entwickeln, wie man darauf reagieren solle. Die Diskussion drehe sich aktuell mehr um die Sicherheit der langfristigen Wasserversorgung, sagte Marx. "Die Wasserverfügbarkeit wird aber wahrscheinlich nicht das große Problem in Zukunft sein, sondern: Wie gehe ich mit zeitlich begrenzter Dürre um."
Dabei sind trotz zuletzt verstärkter Regenfälle die Böden in Deutschland immer noch viel zu trocken. Das liege laut Marx an der schwierigen Ausgangssituation zuvor mit der langanhaltenden Trockenheit. Darunter hätten besonders die Wälder in Ostdeutschland in den vergangenen Jahren gelitten, in denen es durch die lange Trockenheit große Schäden gegeben hätte. Auf lange Sicht gesehen, komme es hier vor allem auf die Niederschläge im Winter an, erklärt Marx.
Dürre kann jede Region treffen
In einem Land wie Deutschland mit unterschiedlichen Böden und klimatischen Regionen könne jederzeit irgendwo eine Dürre auftreten. "Bei Dürre kann jeder Ort betroffen sein", sagte Marx. Darauf müsse man regional angepasst reagieren können. Ein Problem sei, dass die Wasserentnahme nicht gemonitort werde. "Wir wissen eigentlich gar nicht, wie weit die Wasserrechte ausgeschöpft werden. Ich kann mir zum Beispiel in meinem Garten einen Brunnen bohren. Das ist anzeige-, aber nicht genehmigungspflichtig. Wie viel Wasser ich dann aber entnehme, weiß niemand", sagte Marx.
Bei extremer Trockenheit hatten Kommunen zuletzt wiederholt die private Wasserentnahme verboten. Die Gießkanne für den Garten im Bach nebenan vollmachen war damit tabu. "Dass der Fokus auf die privaten Wassernutzer gelegt wird, die nur einen kleinen Teil ausmachen, zeigt auch die Hilflosigkeit in diesem Prozess", sagt Marx. Der größte Wasserverbraucher sei neben Bergbau oder Energieerzeugern die Industrie. In einem Landkreis mit viel Industrie brauche man bei extremer Trockenheit andere Maßnahmen als in einer Region ohne große Verbraucher. Der Klimaforscher plädiert dafür, aus der nationalen Wasserstrategie spezielle Maßnahmen bei Dürre abzuleiten. So ein Managementplan sei allerdings komplex und könne nicht in ein oder zwei Jahren entwickelt werden.
Gerade für ein gelingendes Wassermanagement ist ein solcher Plan aber wichtig. Denn Deutschland fehlen nach Angaben des Deutschen Geoforschungszentrums in Potsdam bis März 2024 im Vergleich zum langjährigen Mittel knapp zehn Milliarden Tonnen im Gesamtwasserspeicher. Dabei umfasst der Bodensee in etwa 48 Milliarden Tonnen Wasser. Auch hier liegt der Grund dafür in den lang anhaltenden Dürrephasen der vergangenen Jahre.
dpa/cdi
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. Februar 2025 | 08:45 Uhr
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