Zukunft Landnutzung im Jahr 2070: Graphic Novel illustriert Ideen junger Menschen
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17. Oktober 2024, 15:09 Uhr
Land ist eine begrenzte Ressource. Wie wir sie nutzen, beeinflusst unser Klima und die Biodiversität – oft zum Schlechteren. Ähnlich der Energie- und Mobilitätswende braucht es deshalb auch eine Landwende, über die 29 junge Erwachsene an der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina fünf Tage diskutierten. Ihre Ideen sind nun in einer Graphic Novel veröffentlicht.
Wenn Land verfügbar ist, gilt es abzuwägen: Soll Wohnraum entstehen, eine Fläche für die Landwirtschaft, ein Schutzgebiet für Tiere und Pflanzen oder sollte das Land doch besser für neue Verbindungsstraßen genutzt werden? Wie auch immer die Entscheidung aussieht, sie hat langfristige Folgen für das Klima, die Biodiversität und die Ernährungssicherheit und damit unser aller Leben. Schnell wachsende Nadelbäume sind gutes Holz für Möbel und den Bau, aber schutzlos gegen Dürre und den Borkenkäfer. Getreide versorgt uns mit Brot, während aber die Wildbienen vertrieben werden.
Wie also kann die Landnutzung gerecht und nachhaltig sein? Wie können ökologische, ökonomische und soziale Anforderungen an die Landnutzung gegeneinander abgewogen werden? In der Zukunftswerkstatt "Landwende: Wie wollen wir leben?" der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina Halle haben junge Menschen mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und fachlichen Hintergründen über Wege aus diesem Trilemma diskutiert. Mit Input aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und methodisch unterstützt vom Fraunhofer-Institut für Innovationsforschung ISI (Karlsruhe) haben die Teilnehmenden die Vision eines idealen Landkreises im Jahr 2070 entwickelt und dabei schnell gemerkt, dass das Trilemma eigentlich ein Multilemma ist.
Vom Trilemma zum Multilemma hin zu einer Vision
Einige Ideen liegen auf der Hand: Für die Biodiversität müssen den Teilnehmenden zufolge Lebensräume geschaffen werden. Etwa durch eine Landwirtschaft, die weg von Monokulturen und Massentierhaltung geht, einer Entsiegelung von Flächen oder einer Kreislaufwirtschaft, die schädliche Abfälle vermeidet. Das Klima wird laut Vision zusätzlich durch die Förderung der regionalen Wirtschaft, das nachhaltige Bauen, eine regenerative Energieversorgung oder eine ökologische Mobilität geschützt. Im Hinblick auf Ernährungssicherheit offenbart sich aber auch schnell die Tragweite einzelner Aspekte: Weg von der Massentierhaltung heißt auch, dass die Menschen weniger Fleisch essen sollten. Regionale Produkte bedeutet weniger Auswahl, natürliches Wachstum ist gleichzusetzen mit weniger Effizienz. Entscheidend ist also auch, dass die betroffenen Menschen mitmachen.
In der Graphic Novel, die den Arbeitsprozess der Teilnehmenden aufzeigt, finden sich deshalb auch weniger offensichtliche Punkte, etwa der Fokus auf die Gemeinschaft. Denn Teilhabe setzt voraus, dass Menschen sich abgeholt und integriert fühlen. Die Idee der jungen Erwachsenen ist deshalb auch ein Landkreis, der inkludiert, der die Gleichstellung fördert und den Austausch sucht. Eine Gemeinschaft, in der sich alle füreinander einsetzen und in der alle an einem Strang ziehen. In ihrer Vision integrieren die Teilnehmenden genossenschaftliche Modelle, etwa in der Lebensmittelproduktion oder beim Wohnraum. Es soll außerdem Räume für den Austausch und die Vernetzung geben und eine offene, wissensbasierte Kommunikation zur Meinungsbildung beitragen, bei der Kontroversen als Chance gesehen werden sollen. Für die Zufriedenheit der Menschen sollen zudem eine kostenfreie Gesundheitsversorgung und Bildung sowie gute Arbeitsbedingungen sorgen.
Der entstandene ideale Landkreis ist so ein ganzheitlicher Ansatz, bei dem Fragen des gemeinsamen nachhaltigen Wirtschaftens mit denen des sozial gerechten Zusammenlebens in Einklang gebracht werden sollen. Und er zeigt, dass weitaus mehr Aspekte als das Klima, die Landwirtschaft und die Ökosysteme eine Rolle spielen.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 09. September 2024 | 17:20 Uhr