Influenza und übersteigerte Immunreaktion Schwangerschaft: Wie gefährlich ist die Grippe?
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21. Dezember 2022, 10:14 Uhr
Das Robert Koch-Institut (RKI) rät Schwangeren ab dem 4. Monat dringend zur Influenza-Impfung. Frauen mit Vorerkrankungen sollten sich sogar schon eher immunisieren lassen. Dass eine Grippeinfektion Mutter und Kind gefährden kann, ist bekannt. Nun zeigt eine neue Studie, welche Reaktionen das Virus im Körper hervorruft und was genau die Komplikationen verursacht, die lebensbedrohlich werden können.
Das Influenzavirus bleibt bei Schwangeren offenbar nicht in der Lunge, sondern breitet sich über das Kreislaufsystem im gesamten Körper der Mutter aus. Dort verursacht es dann eine hyperaktive Immunantwort. Die körpereigene Abwehr, die den Organismus schützen sollte, schadet ihm und löst schwere Entzündungen aus.
Erreger verbreitet sich im gesamten Kreislauf
Bislang gingen die Wissenschaftler davon aus, dass das während der Schwangerschaft unterdrückte Immunsystem die Grippeviren nicht ausreichen bekämpfen könne und daher die Folgen für Mutter und Kind so verheerend sein können. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. Das konnten Forscher des Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT University/Australien) in Versuchen mit Tieren nachweisen. Dazu infizierten sie tragende und nichttragende Mäuse mit dem Influenza-A-Virus. Bei den nichttragenden blieb die Erkrankung auf die Lunge beschränkt. Bei tragenden Mäusen verbreitete sich der Erreger über die Blutgefäße im gesamten Kreislauf.
Diese Erkenntnis ist ein entscheidender Schritt zur Entwicklung von Grippetherapien speziell für schwangere Frauen. Medikamente gegen Gefäßentzündungen könnten dabei eine Rolle spielen.
Es müsse weiter geforscht werden, um die Ergebnisse der Untersuchung auch klinisch zu belegen. Aber bereits die ersten Erkenntnisse der Grippe-Studie könnten darüber hinaus helfen, den Mechanismus bei der Ausbreitung von anderen entzündlichen Infektionskrankheiten und Virusinfektionen einschließlich SARS-CoV-2 zu verstehen.
So schadet Influenza Mutter und Kind
Auch wenn schwangere Frauen die Grippeinfektion nicht direkt auf ihr Baby übertragen, kann es bei beiden zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen: Bei den werdenden Müttern kann z.B. eine Lungenentzündung entstehen. Das Ungeborene kann sich nicht ausreichend entwickeln, es kann zu Fehl- oder Frühgeburten kommen. Im Versuch mit Mäusen zeigte sich, dass die starke Entzündung im ganzen Körper die Funktion großer Blutgefäße drastisch beeinträchtigt. Das schadet der Gesundheit der Mutter und kann auch den Blutfluss zum wachsenden Fötus einschränken.
Blutgefäße versagen
Schwere Entzündungen konnten die Forscher bei den Mäusen nicht nur in den großen Blutgefäßen, sondern auch in der Aorta, der Hauptarterie des Herzens feststellen. Und während sich ein gesundes Blutgefäß um 90-100 Prozent erweitert, um den Blutfluss passieren zu lassen, reagierten die mit Grippe infizierten Blutgefäße stark eingeschränkt. Sie dehnten sich nur 20-30 Prozent aus.
Schwangerschaft selbst kann Entzündung hervorrufen
Die Plazenta sondert Proteine ab und setzt fetale DNA im Blut der Mutter frei. Auch das kann zu einer Entzündung im Körper der Schwangeren führen. Die neue Studie legt nahe, dass diese zusammen mit einer Influenza-Infektion zu einem sogenannten systemischen Entzündungsereignis führen kann: Das Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, die Fremdkörper (fetale DNA, Influenzavirus) zu lokalisieren und reagiert im gesamten Organismus.
Erkenntnisse für SARS-CoV-2
Studienleiterin Dr. Stella Liong sieht in den Erkenntnissen der Untersuchung auch Chancen für die SARS-CoV-2-Forschung, selbst wenn es Unterschiede zwischen Grippeviren und SARS-CoV-2 gibt. Man könne daraus durchaus ableiten, wie auch das Coronavirus das Gefäßssystem beeinflussen kann.
Es gibt Parallelen zwischen beiden Erkrankungen und wir wissen, dass COVID-19 Gefäßstörungen verursacht, die zu Schlaganfällen und anderen Herz-Kreislauf-Problemen führen können.
Die Studie entstand über einen Zeitraum von zehn Jahren in einer Zusammenarbeit von Forschern der School of Health and Biomedical Sciences an der RMIT University und Wissenschaftlern aus Irland.
krm
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