Marihuana Cannabis-Konsum in Schwangerschaft hat negativen Einfluss auf den Fötus
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16. Mai 2023, 12:08 Uhr
US-Forscherinnen um Dr. Phoebe Dodge vom Central Michigan University College finden einen Hinweis darauf, dass der Zeitpunkt, wann und wie lang Mütter in der Schwangerschaft Cannabis konsumieren, einen Einfluss darauf hat, wie groß das Wachstumsdefizit der Neugeborenen ist. Fest steht aber auch, dass der Cannabis-Konsum generell Wachstumsverzögerungen bei den ungeborenen Kindern verursachen kann.
In den USA haben bis heute 21 Bundesstaaten den Freizeitkonsum von Mariuhana legalisiert. Am häufigsten wird es von Konsumenten und Konsumentinnen im Alter von 18 bis 25 Jahren konsumiert. Mit der Legalisierung dieser Droge scheint auch die Sicherheitswahrnehmung gestiegen zu sein. So haben Untersuchungen in den USA ergeben, dass Apotheken selbst Schwangeren Marihuana zur Linderung von Übelkeit empfohlen haben. Dass Cannabis eine Wirkung gegen Übelkeit hat, ist bereits gut belegt und kommt in der Krebstherapie oft zur Anwendung. Das Amerikanische Kollegium der Geburtshelfer und Gynäkologen rät allerdings davon ab, dass Marihuana zu medizinischen Zwecken in der Zeit vor der Schwangerschaft sowie während der Schwangerschaft und der Stillzeit empfohlen wird.
Verzögertes Wachstum im Babybauch
Eine neue Studie, die nun im Fachmagazin Frontiers in Pediatrics erschien, unterstreicht diese Empfehlung mit ihren Ergebnissen. Erstautorin Dr. Phoebe Dodge vom Central Michigan University College und ihre Kolleginnen haben untersucht, wie sich der Cannabis-Konsum der Schwangeren auf das fötale Wachstum auswirkt und ob der Zeitpunkt des Konsums ausschlaggebend ist.
In früheren Untersuchungen wurde bereits festgestellt, dass Marihuana-Konsum in der Schwangerschaft zu einer Beeinträchtigung des Sauerstoff- und Nährstofftransfers zum Fötus führt, weil die Entwicklung des fötalen-plazentaren Kreislaufes gestört wird und auch der mütterliche Blutraum verändert ist. Zudem sind die fötalen Kapillarflächen verringert und es kann zu einer verstärkten Kollagenablagerung kommen. Man nimmt an, dass das auf einen Mechanismus für Auswirkungen auf das fötale Wachstum hindeutet.
Marihuana war das einzige konsumierte Rauschmittel
Dr. Phoebe Dodge und ihre Mitforschenden untersuchten 109 Frauen, die während der Schwangerschaft nur Marihuana konsumierten. Andere Substanzen wie Tabak, elektronische Zigaretten, Alkohol und andere illegale Drogen wurden bei dieser Gruppe nicht nachgewiesen. Die Forscherinnen teilten diese Gruppe anschließend in Untergruppen auf: 1. Frauen, die nur vor der 14. Schwangerschaftswoche konsumierten und Frauen, die nur vor der 26. Schwangerschaftswoche konsumierten. Die Neugeborenen dieser Frauen und der nichtkonsumierenden Kontrollgruppe wurde nach ihrem Gewicht, der Körperlänge und dem Kopfumfang untersucht.
Die Ergebnisse zeigten, dass der Cannabis-Konsum während der gesamten Schwangerschaft im Vergleich zu einem Konsum nur zu Beginn den größten Einfluss auf das Wachstum des ungeborenen Kindes hat. Dabei werden sowohl das Gewicht und der Kopfumfang des Babys beeinflusst. Dabei fällt auf, dass das Gewicht geringer ist, selbst wenn die Mutter nur zu Beginn der Schwangerschaft Cannabis konsumierte. Der Kopfumfang der Kinder war hingegen nur reduziert, wenn die Mütter auch bis zum zweiten Trimester hin konsumierten.
Der Timing-Effekt
Die Studienautorinnen schlussfolgern, dass es einen Timing-Effekt geben könnte, wobei die Wachstumsdefizite im Allgemeinen bei denjenigen am größten sind, die während der gesamten Schwangerschaft Cannabis konsumierten. Das könnte daran liegen, dass der größte Teil der fetalen Gewichtszunahme und des Wachstums im dritten Trimester sattfindet. Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass der Cannabis-Konsum ebenfalls bedeutsame Auswirkungen auf das Wachstum hat, wenn er selbst nur in der Frühschwangerschaft stattfand. Das kann große Auswirkung auf das weitere Leben dieser Babys haben.
Ein niedriges Geburtsgewicht und ein geringer Kopfumfang werden mit neurologischen und psychologischen Problemen, gesundheitlichen Komplikationen in der Kindheit und der Entwicklung verschiedener nicht übertragbarer Krankheiten im Erwachsenenalter in Verbindung gebracht. Ebenso deutet es auf ein höheres Risiko für kognitive Verzögerungen und neurologische Entwicklungsstörungen (einschließlich ADHS) hin.
Die Studienautorinnen weisen darauf hin, dass die Chancen eines Fötus auf ein normales Wachstum und letztlich eine bessere Gesundheit und Entwicklung des Kindes umso größer sind, je früher die Mütter mit dem Marihuana-Konsum aufhören.
JeS
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. Mai 2023 | 06:13 Uhr