Multiple Sklerose Schwangerschaft verzögert MS um über drei Jahre

14. September 2020, 17:00 Uhr

Forscher der australischen Monarsh University haben in einer weltweiten Studie herausgefunden, dass eine Schwangerschaft das Auftreten einer Multiplen Sklerose um mehr als drei Jahre verzögern kann.

Weltweit leiden schätzungsweise mehr als 2,5 Millionen Menschen an Multipler Sklerose (MS), in Deutschland über 100.000. Frauen trifft die Krankheit dabei viermal häufiger. Da die Erkrankung des Zentralen Nervensystems vor allem bei Frauen zwischen 20 und 40 das erste Mal diagnostiziert wird, hat ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Vilija Jokubaitis vom Institut für Neurowissenschaften der Monash University in Melbourne untersucht, ob Schwangerschaften einen Einfluss darauf haben.

Jokubaitis und ihr Team untersuchten mehr als 3.600 Frauen in vier MS-Kliniken in zwei Ländern (Tschechische Republik und Australien). Die Daten dazu stammen aus der globalen MSBase-Datenbank. Darin sind mehr als 70.000 Menschen mit MS in 35 Ländern eingetragen.

Die Studie ergab, dass bei schwangeren Frauen im Durchschnitt 3,3 Jahre später ihre ersten MS-Symptome diagnostiziert wurden, verglichen mit Frauen, die noch nie schwanger waren. Vom Zeitpunkt der Entbindung bis zum Auftreten der ersten Symptome vergingen 3,4 Jahre.  

Gegenwärtig wissen wir nicht genau, wie eine Schwangerschaft die Entwicklung von MS verlangsamt, aber wir glauben, dass dies mit Veränderungen an der DNA einer Frau zu tun hat.

Dr. Vilija Jokubaitis, Monash University

Möglicherweise, so Jokubaitis, verringert die Schwangerschaft die abnormale Überreaktion des Immunsystems, die langfristig MS verursacht. Die im Gehirn und Rückenmark auftretenden Entzündungen zerstören Nervenstrukturen, Sinnesempfindungen werden falsch oder gar nicht weitergegeben. MS kann behandelt aber nicht geheilt werden. Vielleicht hilft der Ansatz der neuen Forschung. "Wir suchen jetzt nach Finanzierungsmöglichkeiten, um diese aufregende Möglichkeit zu erkunden", sagt Vilija Jokubaitis.

Die Studie "Association of Pregnancy with the onset of clinically isolated syndrome" ist in JAMA Neurology erschienen.

(gp)

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