Alt- und Jungtier der Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) sitzen auf einem Stamm.
Die neu entdeckte Schildkrötenart Dortoka vremiri hat keine engen Verwandten mehr. Bildrechte: IMAGO / blickwinkel

Fossilienfund in Rumänien Schildkröten in Osteuropa überlebten Aussterben der Dinosaurier

04. März 2022, 12:57 Uhr

Vor 66 Millionen Jahren verschwanden drei Viertel aller Lebewesen von der Erde, doch eine kleine Schildkrötenart überlebte. Ein Team der Uni Tübingen hat nun Fossilien aus dem heutigen Rumänien untersucht - was uns auch Erkenntnisse über aktuelle Massensterben auf der Erde liefern kann.

Das Team unter der Leitung von Dr. Márton Rabi analysierte Fundstücke genauer, die bereits 1995 im Hateg-Becken entdeckt worden waren - einer der wichtigsten Stätten für Wirbeltiere der späten Kreidezeit in Europa. Dabei handelte es sich um eine bisher unbekannte Schildkrötenart, die nun detailliert beschrieben wurde. Nach dem 2020 verstorbenen Kreidezeit-Experten Mátyás Vremir wurde sie Dortoka vremiri genannt. Das Besondere: Das nur 19 Zentimeter lange Reptil überlebte das Massensterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren.

Leben im Süßwasser schützte wohl Schildkrötenart

"Überraschenderweise überlebten andere Mitglieder der gleichen Schildkrötenfamilie in Westeuropa nicht", sagt der Studienautor Felix Augustin. Die Forschenden vermuten, dass die abgelegene und geschützte Lage der transsilvanischen Landmasse ein Grund für das Überleben der osteuropäischen Schildkröten sein könnte. Ein weiterer Faktor könnte die bevorzugte Umgebung von Dortoka vremir sein, nämlich das Süßwasser. "Die einzige andere zeitgenössische Schildkrötenart war eine Landschildkröte, die das Massenaussterben nicht überlebte", sagt Zoltan Csiki-Sava von der Universität Bukarest. Dies passe auch zu Beobachtungen aus Nordamerika, wo Landwirbeltiere stärker vom Massenaussterben der Kreidezeit betroffen waren als Süßwassertiere.

Letztlich könnten so auch Muster beim massenhaften Aussterben von Tierarten entdeckt werden. Dies helfe uns wiederum für ein genaueres Verständnis des derzeitigen globalen, menschengemachten Artensterbens, so Felix Augustin: "Wenn man die Selektivität früherer Artenauslöschung besser versteht, lassen sich heute besser Prioritäten im Artenschutz setzen."

Bauchpanzer (links) und Rückenpanzer (rechts) der neu beschriebenen Schildkrötenart Dortoka vremiri aus der späten Kreide des Hateg-Beckens (Rumänien).
Bauchpanzer (links) und Rückenpanzer (rechts) der neu beschriebenen Schildkrötenart Dortoka vremiri aus der späten Kreide des Hateg-Beckens (Rumänien). Bildrechte: Zoltan Csiki-Sava

cdi/pm

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