Ein Fuchs mit einer Corona-Maske
Die Stille des Lockdowns Bildrechte: MDR/inonemedia/Roland Gockel

Covid-19 Lockdown 2020: Tiere haben sich freier und weiter bewegt

28. Juni 2023, 15:33 Uhr


Während des ersten Corona-Lockdowns stand der Verkehr in vielen Erdteilen still. Tiere konnten sich plötzlich freier und weiter bewegen, zeigen eine neue Studie und jetzt auch ein Dokumentarfilm.

Nie zuvor in der jüngsten Zeit waren die Straßen so leer, wie während der ersten coronabedingten Lockdowns im Frühjahr und Frühsommer 2020. Durch die Aufforderung, soweit wie möglich zu Hause zu bleiben, ließen die Menschen ihre Autos stehen. Das haben die Wildtiere ausgenutzt und sich freier bewegt, als zuvor. Eine internationale Studie im renommierten Journal Science zeigt, dass zahlreiche Arten bis zu 70 Prozent längere Wege zurücklegten, im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2019. Zu den Autoren gehört unter anderem Professor Justin Calabrese vom Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR).

Ruhender Verkehr während Corona: Tiere legten um bis zu 73 Prozent längere Strecken zurück

Die Wissenschaftler analysierten dazu globale Daten von Landsäugetieren, die mit GPS-Geräten verfolgt wurden. Insgesamt handelte es sich um 2.300 Individuen von 43 Arten, die auf der ganzen Welt leben – von Elefanten und Giraffen bis hin zu Bären und Hirschen. Dabei wurde der Aktionsradius der Säugetiere während des ersten Zeitraums des Lockdowns von Januar bis Mitte Mai 2020 mit dem in denselben Monaten des Vorjahrs verglichen.

"Wir konnten feststellen, dass die besenderten Tiere während der strengen Lockdowns in einem Zeitraum von zehn Tagen bis zu 73 Prozent längere Strecken zurücklegten als im Jahr zuvor, als es noch keine Beschränkungen gab", erläutert die Studienautorin Professor Marlee Tucker.

Tiere in der Pandemie

Plötzich Stille
Die Corona-Pandemie zwingt den Menschen zum Rückzug. Wie reagieren Wildtiere  auf die Pause vom Menschen? Bildrechte: MDR/inonemedia/Roland Gockel
Plötzich Stille
Die Corona-Pandemie zwingt den Menschen zum Rückzug. Wie reagieren Wildtiere  auf die Pause vom Menschen? Bildrechte: MDR/inonemedia/Roland Gockel
Plötzich Stille
Die Wissenschaft hat für die einzigartige Stille in der Lockdown-Zeit ein neues Wort erfunden: Die „Anthropause“. Es beschreibt den massiven Einbruch menschlicher Aktivität rund um den Globus. Bildrechte: MDR/inonemedia/Matthias Jim Günther
Orca Wale in Kanada werden bei ihrer Kommunikation unter Wasser vom Schiffsverkehr oft empfindlich gestört.
Vor der Küste von British Columbia lauschen Walforscher in die Stille unter Wasser hinein. Bildrechte: MDR/inonemedia/Wild Bus Films
Spitzmaulnashörner haben sehr empfindliche Ohren und schrecken vor Menschen und Motorengeräuschen zurück. In der „Anthropause“ wagen sie sich in neue Gebiete.
Spitzmaulnashörner in der Serengeti nehmen wahr, dass die Touristen ausbleiben und traben in der Stille der Pandemie plötzlich los. Bildrechte: MDR/inonemedia/Matthias Jim Günther
Ein Nashorn wird gefilmt
Filmaufnahmen in der Serengeti in Tansania. Auf allen Kontinenten haben Forschende während der Pandemie unerwartetes Tierverhalten beobachtet. Bildrechte: MDR/inonemedia/Matthias Jim Günther
Wildschwein
Nicht alle Tiere sind in den Lockdown-Wochen Gewinner. Wildschweine in Tschechien erleben in der Pandemie, dass die Besucherzahlen im Wald in die Höhe schnellen. Bildrechte: MDR/inonemedia/Matthias Jim Günther
Saatkrähe nah
Krähen in Paris leiden unter der Abwesenheit der Menschen im Lockdown. Ganz plötzlich versiegen ihre gewohnten Nahrungsquellen: Die Mülleimer, aus denen Krähen normalerweise fressen, bleiben leer. Bildrechte: MDR/inonemedia/Matthias Jim Günther
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Orca Wale in Kanada werden bei ihrer Kommunikation unter Wasser vom Schiffsverkehr oft empfindlich gestört.
Bildrechte: MDR/inonemedia/Wild Bus Films

Tiere konnten sich während des Lockdowns näher an Straßen aufhalten

In den Städten wiederum haben sie Tiere weniger bewegt, als vor der Pandemie. Hier könnte der Effekt eingetreten sein, dass sie durch die Beruhigung der Umgebung weniger in Stress gerieten und deshalb seltener fliehen mussten. "Wir haben auch festgestellt, dass sich die Tiere im Durchschnitt 36 Prozent näher an den Straßen aufhielten als im Jahr zuvor. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es während der strengen Lockdowns weniger Straßenverkehr gab", sagt Tucker. Es sei dabei gelungen, evidenzbasiert zu belegen, dass weltweit Säugetierarten ihr Verhalten während der Pandemie verändert haben, ergänzt Professor Calabrese.

Die Dokumentation "Plötzliche Stille - Wildtiere in der Pandemie", hat Forschende und Tiere während des Lockdowns mit Kameras begleitet. Sie ist verfügbar in der arte-Mediathek und wird am kommenden Sonnabend, 1. Juli, um 21.57 auf dem Sender ausgestrahlt.

Plötzich Stille 2 min
Bildrechte: MDR/inonemedia/Roland Gockel

Mi 28.06.2023 12:03Uhr 01:53 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/dokus/trailer-dokumentarfilm-tiere-corona-pandemie-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Plötzich Stille 2 min
Bildrechte: MDR/inonemedia/Roland Gockel
2 min

Mi 28.06.2023 12:03Uhr 01:53 min

https://www.mdr.de/wissen/videos/dokus/trailer-dokumentarfilm-tiere-corona-pandemie-100.html

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Video

Link zur Studie: Behavioral responses of terrestrial mammals to COVID-19 lockdowns