Covid-19 Harter Lockdown in Deutschland half Alkoholkranken beim Reduzieren des Konsums
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02. August 2022, 09:03 Uhr
Der harte Lockdown im Winter 2020/21 hat einigen Menschen mit ernsthaftem Alkoholproblem offenbar dabei geholfen, ihren Konsum in den Griff zu bekommen. Besonders an den Wochenenden haben sie dann weniger getrunken.
Der harte Lockdown während der Corona-Winterwelle 2020/21 hat in Deutschland offenbar einigen Menschen mit Alkoholproblemen dabei geholfen, ihren Konsum zu reduzieren. Das zeigt eine neue Studie eines Teams um den Sozialmediziner Michael Rapp von der Universität Potsdam, die im Fachblatt JAMA Network Open veröffentlicht wurde. Die Forscher hatten rund 1.743 Teilnehmende aus Deutschland zwischen Februar 2020 und Februar 2021 regelmäßig untersucht.
Lockdown light versus harter Lockdown – Unterschiede im Alkoholkonsum
Rund 189 der untersuchten Personen erfüllten dabei mindestens zwei Kriterien für die Diagnose Alkoholmissbrauch, befanden sich aber noch nicht in Behandlung deswegen. Sie gaben regelmäßig per Smartphone-App Auskunft zu ihrem Alkoholkonsum Die Forschenden wollten wissen, inwiefern sich die Coronaregeln auf den Konsum ausgewirkt haben und konzentrierten sich in der jetzt vorliegenden Studie deshalb auf den Zeitraum Oktober bis Februar.
Im Oktober gab es noch kaum Kontaktbeschränkungen und keinen Lockdown. Anfang November bis Mitte Dezember galt dann der sogenannte Lockdown light, bei dem ein paar öffentliche Einrichtungen geschlossen, viele Restaurants und Kneipen aber geöffnet waren. Mitte Dezember bis Ende Februar wurde schließlich der harte Lockdown mit Kontaktbeschränkungen und Schließungen der Gastronomie wieder eingeführt.
Alkoholproblem: Täglich drei Gläser Wein, an Wochenenden vier
Insgesamt stellten die Forscher bei den meisten Untersuchungspersonen einen stabilen Woche-Wochenend-Rhythmus fest, wobei der Konsum an den Wochenenden und in den Ferien deutlich höher war. Ohne Lockdown und Beschränkungen konsumierten die Personen mit einem missbräuchlichen Alkoholkonsum unter der Woche im Durchschnitt 31 Gramm Alkohol pro Tag, was etwa drei Gläsern Wein entspricht. Am Wochenenden stieg diese Menge um rund 11,4 Gramm. Noch stärker war der Konsum an Weihnachten (26,9 Gramm mehr) und zu Silvester (66,8 Gramm mehr).
Der Lockdown light hatte laut den Forschenden praktisch keine Effekte, weder auf den Konsum, noch auf das Gefühl, sozial isoliert zu sein. Das änderte sich erst mit dem harten Lockdown. Doch anders als erwartet führte das Gefühl einer zunehmenden sozialen Isolation nicht zu einer Zunahme des Konsums bei Personen mit Alkoholproblem. Im Gegenteil, der Konsum nahm im Schnitt um 5,45 Gramm pro Tag ab, besonders an den Wochenenden.
Harter Lockdown half Menschen mit hartem Alkoholproblem, die Kontrolle zurückzugewinnen
Noch stärker war der Rückgang, wenn sich Personen vornahmen, weniger zu trinken. Eine solche Entscheidung setzten die meisten von ihnen um und tranken an den darauffolgenden acht Tagen im Durchschnitt 11,1 Gramm weniger. Grundsätzlich blieben aber die Zyklen zwischen der Woche und dem Wochenende erhalten.
Die Forschenden interpretieren die Ergebnisse so, dass der Lockdown denjenigen, die die Kontrolle über ihren Konsum verloren, dabei half, diese ein Stück weit zurückzugewinnen. Das sei vor allem bei den Personen mit einem schweren Alkoholproblem der Fall gewesen.