Konfliktmonitor Demokratie am Ende? Warum wir lernen müssen, Konflikte zu lösen
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21. Februar 2025, 14:09 Uhr
Menschen in Deutschland beunruhigen viele Themen, nicht nur Sicherheit und Migration. Welche Bereiche das sind, hat eine repräsentative Umfrage ergeben, die im Dezember 2024 erhoben und jetzt ausgewertet wurde.
Mehr als jeder zweite Bundesbürger hält einer Umfrage zufolge die Demokratie für nicht stabil, fast jeder Dritte denkt, die Demokratie hierzulande sei am Ende. Drei von vier Deutschen sehen kaum Chancen für eine Lösung der aktuellen Konflikte, wie aus dem am Freitag (21.02.25) veröffentlichten ersten Konfliktmonitor der Konfliktakademie (ConflictA) der Universität Bielefeld hervorgeht.
Ungleichheit, Infrastruktur, Gesundheit – viele Sorgen bei Deutschen
Die Studie basiert auf einer repräsentativen Online-Befragung von 2.900 volljährigen Deutschen in der Zeit vom 21. November bis 12. Dezember 2024 und erfasste zentrale Konfliktfelder der Befragten. 82 Prozent gaben an, dass Konflikte in Deutschland derzeit zunehmen. Auch wenn diese nach Ansicht vieler (66 Prozent) zu einer Demokratie gehören würden, sahen beinahe drei Viertel (73) die Grenzen der Möglichkeiten zur Konfliktlösung überschritten.
Wichtig waren den Befragten neben der Inneren Sicherheit (78 Prozent), Migration (77) und Meinungsfreiheit (76) auch Infrastruktur (73), soziale Ungleichheit (69) und Gesundheit (68 ). Weitere Themen seien Rechtsextremismus (67 Prozent), der Unterschied zwischen Arm und Reich (65 Prozent) und der Klimawandel (61 Prozent).
Als Hauptgründe für aktuelle Konflikte nannten die befragten Bürgerinnen und Bürger mangelnde Kooperation in der Bundesregierung (70 Prozent), Überregulierung und Bürokratie (67 Prozent) sowie Inkompetenz von Parteien und Politik (68 Prozent). Fehlende gesellschaftliche Solidarität und wirtschaftliche Schwierigkeiten am Standort Deutschland wurden jeweils von 67 Prozent genannt. Als weitere Ursachen für gesellschaftliche Konflikte nannten die Befragten einen fehlenden Zusammenhalt (65 Prozent), Intoleranz und Menschenfeindlichkeit (62 Prozent) sowie das Aufeinanderprallen verschiedener Kulturen und Religionen (63 Prozent).
"Befragte suchen nach konstruktiven Debatten"
29 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die Demokratie in Deutschland am Ende ist, nicht einmal die Hälfte (44 Prozent) stimmte der Aussage nicht zu. 51 Prozent finden, dass die Demokratie in Deutschland in erheblichem Maße gefährdet ist. Die Autorinnen und Autoren der Studie erklärten: "Der Konfliktmonitor zeigt sehr deutlich, dass Menschen in Deutschland sich mehr Auseinandersetzungen um viele zentrale Konfliktthemen wünschen und dies vor dem Hintergrund eines eher pessimistischen Blicks auf die derzeitigen Konflikte in der Demokratie."
Andreas Zick, Direktor des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung in Bielefeld und einer der Autoren der Studie ergänzt: "Die Stärkung der Demokratie und ihrer Institutionen sollte verbunden sein mit einer Stärkung der Kompetenz, Konflikte jenseits aller Differenzen konstruktiv zu lösen. Die Ergebnisse zeigen uns vielfach, dass die Befragten nach konstruktiven Debatten suchen. Wir müssen lernen, unterschiedliche Meinungen auszuhalten und dabei die demokratischen Grundwerte zu bewahren. Die Parteien müssen die Vielfalt der Themen, die die Bürger*innen bewegen, ernst nehmen, anstatt einseitige oder polarisierende Schwerpunktsetzungen vorzunehmen."
Links
Der Konfliktmonitor ist auf der Website von "ConflictA" erschienen.
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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 19. Februar 2025 | 08:10 Uhr