Engelchen und Teufelchen sitzen nicht von Geburt an auf der Schulter: Kinder unter zehn Monaten haben kein angeborenes Verständnis von Moral und können nicht zwischen einer guten und schlechten Handlung unterscheiden. Das ist das Ergebnis einer großangelegten internationalen Untersuchung, die jetzt im Fachblatt Developmental Science veröffentlicht wurde. Unter den vierzig internationalen entwicklungspsychologische Forschungsteams waren auch Forschende der Universität Leipzig und des Leipziger Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften.

Bisherige Untersuchungen zum Moralverständnis von Säuglingen zeigten widersprüchliche Ergebnisse. Die Forschungsgruppe hat die vorliegenden Befunde jetzt mit über tausend Babys zwischen fünfeinhalb und zehneinhalb Monaten überprüft. In vorgespielten Szenen mussten die Kinder zwischen zwei Figuren entscheiden, die sich unterschiedlich verhielten: Mal halfen sie einer anderen, einen Berg hochzukommen, mal hinderten sie diese daran und schubsten sie hinunter.

Vorherige Befunde hatten nahegelegt, dass sich bereits Säuglinge lieber für die helfende Figur entschieden. In der nun vorliegenden Untersuchung fiel die Entscheidung aber auf beide Figuren gleichmäßig verteilt. Eine Vorliebe für prosoziale Figuren sei also nicht zu erkennen. Die Idee eines weltweiten Verbundprojekts zur Säuglingsforschung sei sehr innovativ und vielversprechend, heißt es.

flo