Sprachentwicklung und depressive Verstimmung Ba, ga, bu: Sprachfähigkeit von Babys wird durch (depressive) Stimmung der Mütter beeinflusst
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10. Oktober 2022, 14:03 Uhr
Nach der Geburt eines Kindes ist nicht nur Glückseligkeit am Start: Viele Mütter verfallen auch in eine depressive Verstimmung – Stichwort: Babyblues. Das kann sich wiederum auf die Sprachentwicklung der Kinder auswirken. Forschende aus Leipzig haben jetzt herausgefunden, warum das so ist. Und was man da tun kann.
"Also sprechen tut sie ja noch nicht, aber verstehen tut sie schon alles und das mit dem Sprechen, das kommt bestimmt bald." Es ist immer ein großes Thema, wann so ein Baby Fähigkeiten erlangt, die für uns Menschen den Menschen zum Menschen machen – also in erster Linie aufrechter Gang und verbale Kommunikation. Vielleicht fallen junge Eltern auch in einen Rechtfertigungsdruck ob ihrer Zöglinge – die Feststellung, eine Spätzünderin oder einen Spätzünder auf die Welt gebracht zu haben, ist möglicherweise nicht gerade stimmungsfördernd. Allerdings fördert die Stimmung die Sprachentwicklung, zumindest im frühen Stadium.
Das legen Forschende aus Leipzig nahe. Das Team vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) hat jetzt untersucht, wie gut Babys in der Lage sind, Sprechlaute voneinander zu unterscheiden und das mit der Stimmung der Mutter ins Verhältnis gesetzt. Der Hintergrund ist der: Bis zu siebzig Prozent der Mütter leiden nach der Geburt eines Kindes am sogenannten Babyblues – also einer postnatalen depressiven Verstimmung. Es wurde bereits vermutet, dass sich diese Verstimmung auf die Sprachentwicklung des Kindes auswirken kann. Unklar war nur, wie genau das passiert.
Wir vermuten, dass die betroffenen Mütter weniger kindgerechte Sprache verwenden.
Die Forschenden sehen einen Zusammenhang mit der Nutzung einer sogenannten kindgerechten Sprache, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand besonders vorteilhaft auf die Frage auswirkt, wann's denn spricht und versteht. So eine kindgerechte Sprache zeichnet sich dadurch aus, dass bestimmte Teile von Wörtern deutlich betont werden und sie stark in ihrer Tonhöhe variiert. Das wirkt sich auf die Aufmerksamkeit der Kinder aus.
Die Väter sind gefragt
Mütter, die unter einer depressiven Verstimmung leiden, verwenden diese Sprache weniger, vermutet das Forschungsteam aus Leipzig. "Vermutlich nutzen sie weniger Variationen in ihren Tonhöhen", so Gesa Schaadt vom MPI CBS, die Erstautorin der Studie ist. Durch die Verstimmung sei die Sprache monotoner und weniger auf das Kind ausgerichtet.
"Um die gute Entwicklung der Kleinen zu gewährleisten, braucht es auch für Mütter, die unter leichten, oft noch nicht behandlungswürdigen Verstimmungen leiden, entsprechende Unterstützung", sagt Schaadt. Und diese Unterstützung ist durchaus leicht zu organisieren. "Manchmal braucht es auch einfach mehr die Väter, die eingebunden werden müssen."
So wurde geforscht Die Forschenden haben die Stimmung von 46 Müttern festgestellt. Das geschah mithilfe eines standardisierten Fragebogens, der generell für die Diagnose von postnatalen Verstimmungen eingesetzt wird. Mittels der Elektroenzephalografie (EEG) wurde gemessen, wie gut die Babys im Alter von zwei und sechs Monaten Sprachlaute unterscheiden können. Das waren Silben wie "ba", "ga" und "bu".
flo
Links/Studien
Die Studie Association of Postpartum Maternal Mood With Infant Speech Perception at 2 and 6.5 Months of Age erschien im JAMA Network.
DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.32672
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