Podcast "Meine Challenge" Geld, Schokolade, Erfolg? Überraschungen machen glücklich
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19. Februar 2021, 15:37 Uhr
Glücklich werden - das wollen wir am Ende alle. Nur wie? Viele Menschen suchen die Antwort auf diese Frage in Ratgebern, Lifestyle-Podcasts oder Life-Coachings. Welche Antworten liefert die Wissenschaft?
Wie wird man glücklich? Diese Frage beschäftigt auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Spoiler: Auch sie können uns keine Anleitung zum glücklich werden liefern, aber: Sie versuchen, sich ihr anzunähern - aus soziologischer, psychologischer oder neurowissenschaftlicher Perspektive.
Schokolade macht nur kurz glücklich
Fragt man den Psychologen Hannes Zacher von der Universität Leipzig nach dem Weg zum Glück, dann unterscheidet er zunächst einmal zwischen kurzfristigem und langfristigem Glück. "Wir können glücklich sein im Moment. Wir können gutes Essen essen. Wir sind glücklich, wenn wir Sex haben. Wir sind glücklich, wenn wir ein Erfolgserlebnis haben, aber das sind sehr kurzweilige Glücksmomente."
Denn wenn wir das, was uns glücklich macht, zu oft konsumieren, dann gewöhnen wir uns daran. Für alle, die sich von ihrem Lieblingsessen oder ihrer Lieblingsserie auch über längere Zeit beglücken lassen wollen, hat Zacher einen Trick: Für künstliche Verknappung sorgen. Nicht jeden Tag Schokolade essen, sondern an ausgewählten Tagen bewusst genießen. Dann bleiben uns die kurzweiligen Glücksmomente ein wenig länger erhalten.
Glücklich durch Überraschungen
Warum uns Schokolade nicht langfristig glücklich macht, kann Neurowissenschaftler Henning Beck erklären. Aus neurowissenschaftlicher Sicht ist Glück "die Zunahme der Aktivität von Nervenzellen, die in einer bestimmten Hirnregion Dopamin ausschütten". Das passiert dann, wenn eine Erwartungshaltung übertroffen wurde.
Wenn wir positiv überrascht wurden, dann empfinden wir das als Glücksgefühl.
Und deshalb macht uns der Schokokuchen irgendwann nicht mehr so glücklich wie noch beim ersten Mal. "Denn, wenn das Dopamin-Level einmal hoch ist, dann ist es hoch. Dann kann ich es nicht noch weiter erhöhen. Und dann empfinden wir das auch nicht als Glück", sagt Beck. Er hat deshalb zwei Tipps: "Entweder ich setze die Erwartungen niedrig, dann werde ich immer positiv überrascht, egal was kommt. Oder ich versuche, mir möglichst viel Mühe zu geben, die Latte, die schon sehr hoch liegt, dennoch zu überspringen."
Extrovertierte Menschen erleben häufiger positive Stimmung
Doch wie werden wir langfristig glücklich? Laut Psychologe Hannes Zacher geschieht das dann, wenn wir "unser Leben auf einer Art und Weise gestalten, die konsistent mit unseren Werten ist und die dazu führt, dass wir unsere Ziele im Leben erreichen". Das fällt manchen Menschen leichter als anderen. Je nachdem, welche Persönlichkeitsmerkmale man aufweist, ist man empfänglicher für Glück, erklärt Zacher.
Ein Beispiel: "Für die Zufriedenheit ist insbesondere Extraversion wichtig", so Zacher. "Menschen, die sehr extrovertiert sind, erleben häufiger positive Stimmung, weniger negative Stimmung." Extraversion ist aber nur eines der fünf Hauptmerkmale der Persönlichkeit. Da wären noch: Gewissenhaftigkeit, Verträglichkeit - im Sinne von Rücksichtnahme und Empathie -, Offenheit für Erfahrungen und Neurotizismus bzw. Verletzlichkeit. Zusammen mit Extraversion bilden sie die sogenannten Big Five. Diesem psychologischen Modell zufolge lässt sich jeder Mensch auf einer der fünf genannten Skalen einordnen.
Patriotismus macht zufrieden, Kinder nicht
Doch auch äußere Faktoren haben einen Einfluss darauf, wie glücklich wir sind. Das untersuchen Soziologen und Soziologinnen. Einer von ihnen ist Martin Schröder von der Philipps-Universität Marburg. Für sein Buch "Wann sind wir wirklich zufrieden?" hat er Daten des Sozio-ökonomischen Panels ausgewertet, einer alljährlichen Umfrage mit knapp 85.000 Teilnehmern, die in Deutschland bereits seit 1984 läuft. Einige der Ergebnisse haben Schröder überrascht.
Väter sind umso zufriedener, umso länger sie arbeiten. Mütter, aber nicht. Leute, die patriotischer sind, sind zufrieden. All das liegt mir relativ fern.
Ein weiteres Ergebnis, das Schröder genauso irritiert hat: Kinder haben überhaupt keinen Einfluss auf die eigene Zufriedenheit.
Je reicher, desto glücklicher?
Ähnlich sieht das bei Geld aus. Soziologin Hilke Brockmann von der Jacobs University Bremen hat untersucht, ob reiche Menschen glücklicher sind und ob jeder Euro mehr auch mehr Glück bringt. "Und da zeigt sich eben, dass es da keinen linearen Zusammenhang gibt. Und man eben nicht sagen kann: Je reicher, desto glücklicher."
Was man dagegen aber sagen kann, ist: Die reicheren Menschen sind im Schnitt glücklicher als die Ärmeren. Nur wird das Glück ab einem gewissen Einkommen nicht mehr größer. Die Forschung zeigt: Ein Nettoeinkommen von rund 2.000 Euro ist das Optimum. Das genügt, um keine großen Sorgen zu haben, sich auch mal was gönnen zu können - aber sobald es mehr wird, nimmt der Grad an Glück nicht proportional zum Geld zu.
Es zeigt sich: Egal ob Geld, Schokolade oder Erfolg - das eine Mittel zum Glück gibt es nicht. Aber wer glücklich werden als Lebensaufgabe begreift, sich Ziele setzt und Überraschungen sucht, der ist auf einem guten Weg.
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