Eine Forschungsgruppe aus Deutschland und den USA hat ein Modell vorgestellt, das die wahrscheinliche Evolution von SARS-CoV-2-Virusvarianten vorhersagt. Dieses Modell kann nicht nur abschätzen, welche Varianten der menschlichen Immunität entkommen und sich potenziell zu dominierenden Hauptvarianten entwickeln könnten, sondern auch mögliche Evolutionswege des Virus prognostizieren, bevor neue Varianten in Erscheinung treten. Die Ergebnisse der Studie wurden im renommierten Fachjournal "Cell" veröffentlicht.

Während der Pandemie haben sich unterschiedliche Virusvarianten entwickelt, von denen jede nachfolgende die vorherige oft verdrängt hat. Aktuell sind mehrere Varianten global im Umlauf, die miteinander konkurrieren. Das vorgestellte Vorhersagemodell nutzt Daten von internationalen Studien, Sequenzdaten und Informationen über Infektions- und Impfungszahlen, um Fitnessunterschiede zwischen den Varianten zu berechnen. Es berücksichtigt sowohl intrinsische Veränderungen der Varianten, die deren Übertragbarkeit erhöhen könnten, als auch die durch frühere Infektionen oder Impfungen erworbene Immunität gegen ältere Varianten.

Die Untersuchungsergebnisse weisen darauf hin, dass die menschliche Immunität mittlerweile die Hauptantriebskraft hinter der Evolution von SARS-CoV-2 ist. Michael Lässig, Professor an der Universität zu Köln und Leiter der Studie, betonte die Bedeutung einer fortgesetzten, international abgestimmten Überwachung des SARS-CoV-2-Virus, da es ständig neue Varianten hervorbringen werde, selbst nach dem Ende der Pandemie. Lässigs Team, das bereits seit Jahren vorhersagende Analysen des Grippe-Virus durchführt und die Weltgesundheitsorganisation bei der Auswahl von Influenza-Impfstoffen berät, sieht in den gewonnenen Daten einen Schlüssel zur Entwicklung zielgerichteter Impfstoffe gegen neue Varianten des Coronavirus.

(rr)