
Wissenschaftspolitik Warum das UFZ in Leipzig keine US-Forscher anwirbt
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23. April 2025, 14:19 Uhr
Täglich gibt es neue Projekte in Deutschland, die Forscher aus den USA anwerben wollen. Immer mit dem Hinweis auf die Bedrohung der Wissenschaft durch die Trump-Regierung. Ist das der richtige Weg? Katrin Böhning-Gaese, wissenschaftliche Geschäftsführerin des Umweltforschungszentrums in Leipzig, hält das aktuell nicht für den richtigen Weg.
Die Konfrontation zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den USA und der Trump-Regierung erreicht praktisch täglich neue Höhepunkte. Die Elite-Universität Harvard zieht vor Gericht. Die Forschungslandschaft in den USA ist massiv bedroht. Soll Deutschland das als Chance nutzen? Es gibt bereits erste Initiativen auf Länderebene oder einzelner Forschungseinrichtungen. Jetzt hat SPD Chef Lars Klingbeil den Vorschlag gemacht, Mittel aus dem Sondervermögen für Infrastruktur zu nutzen, um gezielt Forschende aus den Vereinigten Staaten anzuwerben. "Wir gehen in die Offensive, um Wissenschaftler zu uns zu holen, die sich in den USA unter Trump nicht mehr wohlfühlen", sagte Klingbeil den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
Unterstützen statt abwerben
"Wir bemühen uns deshalb derzeit nicht aktiv darum, US-Wissenschaftler*innen abzuwerben", sagte Katrin Böhning-Gaese dem Science Media Center (SMC). Denn das Abwerben US-amerikanischer Talente greife zu kurz. Das übergeordnete Ziel müsse sein, Wissenschaftler*innen in den USA zu unterstützen, wissenschaftliche Institutionen zu stärken und das Prinzip der Wissensgesellschaft und der Aufklärung aufrecht zu erhalten. Dies gelte umso mehr, so Böhning-Gaese, da "die USA bisher Vorbild und Anker wissenschaftlicher Forschung weltweit sind – sowohl was die Qualität als auch was die Breite und Tiefe der Forschung angeht."
Der Angriff auf die Wissenschaft 'anywhere' ist ein Angriff auf die Wissenschaft 'everywhere'.
Es geht nicht nur um Forscher
Konkret bietet das UFZ jedoch aktuell sogenannte Fellowship-Programme an, "die Nachwuchswissenschaftler*innen, aber auch etablierten Wissenschaftler*innen den Sprung ans UFZ oder nach Deutschland ermöglichen können", so Böhning-Gaese, die jedoch ein ganz anderes Problem umreißt: den Zugang zu Forschungsdaten. Da US-Plattformen abgeschaltet werden könnten, droht der Verlust wichtiger Daten, wie auch MDR Investigativ berichtet. Insbesondere Klimadaten können so verlorengehen, oder etwa Datensammlungen zur toxikologischen Bewertung von Chemikalien. Einige Forschungseinrichtungen in Deutschland haben bereits begonnen, Sicherungskopien zu erstellen, bevor Daten unwiederbringlich verlorengehen.
Mit Qualität werben, statt aggressiv ködern
Aber wenn die Daten hier sind, warum dann nicht auch die Forscher? Weil wir damit der transatlantischen Wissenschaftspartnerschaft möglicherweise keinen Gefallen tun, sagt Joybrato Mukherjee gegenüber tagesschau.de. Mukherjee ist Rektor der Universität zu Köln und gleichzeitig Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). Er sieht wie Böhning-Gaese die Abwerbung von Forschenden aus den USA skeptisch. Aggressiv ködern sei dafür der falsche Weg. Man müsse stattdessen mit der Qualität des deutschen und europäischen Wissenschaftssystems werben.
gp/cms
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 17. April 2025 | 06:00 Uhr
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