H5N1 Wissenschaftler: Vogelgrippe hat sich offenbar noch nicht an Säugetiere angepasst
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25. September 2024, 17:40 Uhr
Die Übertragung des Vogelgrippeerregers zwischen Milchkühen in den USA ist laut einer neuen Studie vor allem auf Fehler der Betriebe zurückzuführen. Es gebe keine Hinweise darauf, dass H5N1 die Artenbarriere überspringt.
Eine neue Studie des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tiergesundheit und der University of Kansas in den USA hat gleich zwei gute Nachrichten. Zum einen gebe es keine Anzeichen dafür, dass sich das Vogelgrippevirus H5N1 an Säugetiere angepasst habe und damit auch zur Gefahr für Menschen werden könnte. Und: Die Ausbreitung des Erregers in Milchkühen in den USA ist vor allem auf Fehler der Viehbetriebe zurückzuführen und könnte damit im Grunde rasch gestoppt werden. Das sagte Martin Beer, leitender Virologe des FLIs bei einem Pressegespräch des Science Media Centers am Mittwoch.
Forscher testen zwei Übertragungswege der Vogelgrippe zwischen Rindern
In den USA hatte es zwischenzeitlich Infektionen von Milchkühen mit dem Vogelgrippevirus in 14 Bundesstaaten gegeben. Aktuell werden noch Fälle aus drei US-Staaten gemeldet. Auffällig war, dass vor allem die Euter und die Milch der Kühe mit dem Virus belastet waren.
Die Forschungsgruppe testete in der neuen Studie deshalb zwei Übertragungswege: Einerseits wurden die Euter von Milchkühen direkt mit zwei Stämmen von Vogelgrippeviren infiziert, den in den USA und den in Europa zirkulierenden Varianten. Andererseits infizierten die Forscher junge Kälber, indem sie Viren direkt in die Mäuler und Schnauzen der Tiere übertrugen.
Übertragung zwischen Kühen wahrscheinlich durch kontaminiertes Melkbesteck
Bei diesen Tests zeigte sich: Die Viren konnten sich in den Eutern stark vermehren und dort auch starke Infektionen auslösen. Sie übertrugen sich aber nicht in andere Körperteile der Kühe, sondern die Infektion blieb auf das Euter beschränkt. Eine Übertragung auf die Schleimhäute von Maul und Atemtrakt der Kälber wiederum löste nur milde Infektionen aus, die anschließend nicht auf andere Tiere weitergegeben wurden. Das zeigt laut Martin Beer, dass sich H5N1, ein Influenza-A-Virus, bisher nicht zu einem Atemwegsvirus für Säugetiere entwickelt.
Die Übertragungen zwischen den Milchkühen gehen deshalb wahrscheinlich auf eine einzige Ansteckung von einem Vogel auf eine Kuh zurück. Seitdem werden die Viren wohl über infiziertes Melkbesteck und infizierte Milch weitergeben. Das bedeutet, dass Menschen unabsichtlich die Übertragung steuern und durch bessere Überwachung und Hygiene auch wieder unterbrechen könnten.
Größte Gefahr: Wenn Schweine oder Pelztiere zum Zwischenwirt der Vogelgrippe werden
Genau die Überwachung und Hygiene von Tierbeständen außerhalb von Geflügelbetrieben bereitet Experten aktuell allerdings Sorgen. Eine am Dienstag im Fachblatt Nature erschiene Studie listet vor allem Lücken bei der Überwachung von Schweinezuchtbetrieben auf. Dort werde nicht systematisch auf H5N1 getestet, was eine große Gefahr sei. In der Vergangenheit waren Schweine zentrale Zwischenwirte, in denen sich von Vögeln stammende Influenzaviren so verändern konnten, dass sie anschließend auf Menschen übertragbar waren. Auch Pelztiere wie Nerze könnten ein solcher Zwischenwirt sein. Rinder hingegen sind in der Regel keine natürlichen Wirte für Influenza-A-Viren, weshalb es in den Kühen höchstwahrscheinlich nicht zu einer Rekombination der Viren mit Stämmen kommt, die für Menschen gefährlich werden.
Menschen, die sich aktuell mit der Vogelgrippe infizieren, stecken sich in der Regel direkt bei Tieren ein. Die Infektionen verlaufen meist leicht. Ein einziger Fall eines Mannes in den USA, bei dem die Ansteckung nicht auf einen direkten Kontakt zu Tieren zurückgeführt werden kann, geht nach Ansicht von Martin Beer wahrscheinlich auf einen Kontakt zu kontaminierten Lebensmitteln zurück.
Links/Studien
- Halwe et.al. (2024) H5N1 clade 2.3.4.4b dynamics in experimentally infected calves and cows, nature
- Peacock et.al. (2024): The global H5N1 influenza panzootic in mammals, nature
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 07. September 2024 | 12:45 Uhr
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