Gruppe von Schwarzbrauenalbatrossen
Albatrosse, wie hier auf den Falklandinseln, sind besonders von Krankheiten wie der Vogelgrippe gefährdet. Bildrechte: IMAGO/blickwinkel

Wissen-News Vogelgrippe gefährdet Ökosystem Antarktis

03. September 2024, 18:00 Uhr

Im Februar 2024 wurden erstmals an der Vogelgrippe verstorbene Tiere auf der Antarktischen Halbinsel entdeckt. Eine Studie hat den Weg des Virus auf den Kontinent untersucht.

Vor zwei Jahren raffte eine Epidemie des hochpathogenen aviären Influenzavirus (HPAIV) Millionen Vögel in Mitteleuropa dahin. Der Krankheitserreger hatte sich verändert und trat erstmals im Sommer auf und verbreitete sich schlagartig. Während sich inzwischen die Bestände der Tiere in Europa erholt haben, hat sich das Virus auf der Welt ausgebreitet und auch das volatile Ökosystem Antarktis erreicht, in dem viele Wildvögel leben, die keinen Immunschutz gegen die Krankheit aufweisen. In der aktuellen Untersuchung auf den Falklandinseln und der Inselgruppe Südgeorgien, die geographisch zur Antarktis zählt, wurde das Virus bei mehreren Vogelarten wie dem Schwarzbrauenalbatros und Eissturmvögeln, sowie bei zwei Robbenarten nachgewiesen. Ansteckungen von Säugetieren sind nichts Neues, bisher wurden sie allerdings nicht zwischen Säugern nachgewiesen.

Schwerwiegende Folgen für Vögel – und Säugetiere

Timm Harder vom Institut für Virusdiagnostik des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Greifswald-Insel Riems, hat sich die Ergebnisse der Studie angesehen und erklärt: "Genetische Analysen der Viren zeigten, dass es sich um Vertreter des Genotyps B3.2 handelt, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit über migrierende Wildvogelarten vom südamerikanischen Kontinent eingetragen wurden." Die Daten sind kein Jahr alt und lassen fatale Folgen für die Biosphäre um den Südpol befürchten, so Harder: "Während im Herbst 2023 die Auswirkungen des erstmaligen Viruseintrags begrenzt blieben, deuten die Autoren an, dass eine weitere Verbreitung in der Subantarktis und auf dem antarktischen Kontinent in den Folgejahren schwerwiegendere Auswirkungen auf die dortigen Vogel- und Säugerpopulationen entfalten könnte." Eine Weiterverbreitung in Richtung Australien und Neuseeland sei denkbar.

Marc Engelsma von der Universität im niederländischen Wageningen ist besorgt um die neue Brutsaison, die auf der Südhalbkugel bald beginnt. "Die potenziellen Auswirkungen auf die antarktischen Vogelpopulationen könnten massiv sein. Viele der Arten sind koloniebrütende Vogelarten. Die enge Interaktion während dieser Jahreszeit kann zu einer raschen Ausbreitung der Krankheit führen", sagt der Forscher. "Dies ist besonders für die langlebigen Seevogelarten eine Herausforderung, da sie nur relativ wenige Küken hervorbringen und eine rasche Erholung der Population erschweren." Zu den bereits existierenden Gefahren für Albatros und Co durch den Klimawandel, invasive Arten und die Fischerei komme jetzt auch noch ein gefährliches Virus auf die Wildvögel zu.


smc/jar

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Kurznachrichten | 25. Juli 2024 | 14:15 Uhr

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