
Wissen-News Vegane Ernährung: Kein Mangel an Protein, aber an Aminosäuren
Hauptinhalt
17. April 2025, 18:00 Uhr
Eine aktuelle Studie aus Neuseeland kommt zu dem Ergebnis, dass selbst die Veganer, die ausreichend Protein zu sich nehmen, einen Mangel an den essentiellen Aminosäuren Lysin und Leucin haben können. Symptome für einen Mangel an Lysin können etwa Hautausschläge, Stimmungsschwankungen, ein geschwächtes Immunsystem, verminderte Wundheilung und Zyklusstörungen sein.
Während der Körper die meisten Aminosäuren, die er benötigt, selbst herstellen kann, ist das bei den neun "unverzichtbaren Aminosäuren" nicht der Fall. Lysin und Leucin gehören zu diesen Aminosäuren und sind etwa für die Immunabwehr, den Muskelaufbau und Heilungsprozesse wichtig.
Die beiden Aminosäuren sind grundsätzlich in vielen proteinhaltigen Lebensmitteln enthalten, sowohl pflanzlicher als auch tierischer Herkunft. Neben Fleisch, Fisch und Eiern enthalten auch Hülsenfrüchte wie Linsen, Sojabohnen, Bohnen und Kichererbsen eine oder beide Aminosäuren. Deshalb ging man bislang davon aus, dass Veganer, die ihren Proteinbedarf decken, auch ihren Bedarf an den beiden Aminosäuren decken.
Tagebücher von knapp 200 Veganern untersucht
Um besser zu verstehen, ob Veganer ausreichend Lysin und Leucin aufnehmen, analysierten die Forschenden Ernährungstagebücher von 193 Langzeitveganern. Betrachtet wurde allerdings nur ein relativ kurzer Zeitraum von vier Tagen. Anschließend berechneten sie die genauen Mengen an Protein und Aminosäuren, die die Menschen aufgenommen hatten. Drei Viertel der Testpersonen nahmen ausreichend Protein zu sich. Grundsätzlich entsprach auch die Aufnahme an Aminosäuren dem Bedarf der Testpersonen – aber die Forschenden argumentieren, dass in Anbetracht der schlechteren Verdaulichkeit pflanzlicher Aminosäuren von den aufgenommenen Aminosäuren nicht ausreichend im Körper ankamen.
Dennoch ist es nicht unmöglich, den Bedarf an beiden Aminosäuren im Zuge einer rein pflanzlichen Ernährung zu decken: "Die Aufnahme von Hülsenfrüchten, Nüssen und Samen hat sich jedoch als wertvolle pflanzliche Quelle erwiesen – nicht nur, um die Gesamtproteinzufuhr zu unterstützen, sondern auch, um die Lysin- und Leucinmengen in einer veganen Ernährung gezielt zu erhöhen", schreiben die Forschenden.
Mehr Forschung zu Lysin und Leucinaufnahme bei veganer Ernährung nötig
Auf der Grundlage ihrer Ergebnisse fordern die Forscher, dass in Zukunft erforscht wird, wie die Aufnahme von Leucin und Lysin bei Veganern auf ernährungsphysiologisch ausgewogene Weise gesteigert werden kann. Die beiden Aminosäuren können grundsätzlich auch als Nahrungsergänzungsmittel substituiert werden.
Rund 12 Prozent der Menschen in Deutschland ernähren sich vegan oder vegetarisch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hatte lange von einer komplett fleischfreien Ernährung abgeraten und spricht sich in einem neuen Positionspapier nun erstmals für eine vegane Ernährung aus. Für gesunde Erwachsene sei diese empfehlenswert, solange sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 und anderen Nährstoffen, beispielsweise Jod, achteten. Dann könne Veganismus nicht nur eine "gesundheitsfördernde Ernährung" darstellen, sondern gelte auch als "äußert umweltfreundlich", da der Verzicht auf Fleisch- und Milchprodukte die Emissionen für die Ernährung um 69 bis 81 Prozent verringern könnte.
Links/Studien
Die aktuelle Studie Evaluation of protein intake and protein quality in New Zealand vegans im Journal PLOS kann hier nachgelesen werden.
Das novellierte Positionspapier der DGE zu veganer Ernährung ist hier verlinkt.
iz
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 2 | 16. Januar 2025 | 14:00 Uhr
Not Found
The requested URL /api/v1/talk/includes/html/9bb74af2-ab0c-4b7d-8c73-e2da89f6bf20 was not found on this server.