Viren Influenza hat laut Experten von allen Erregern das größte Pandemie-Potenzial
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22. April 2024, 17:10 Uhr
Experten für Infektionskrankheiten wurden weltweit zur Abstimmung gebeten: Welcher Erreger hat das größte Potenzial für eine neue Pandemie? Mehr als die Hälfte setzt das Influenzavirus auf Platz 1. SARS-CoV-2, das verantwortliche Virus für Covid-19, kommt nur auf Rang 3. Für wahrscheinlicher (Platz 2) halten die Experten einen heute noch unbekannten Erreger.
Was wird die nächste Pandemie, beziehungsweise welcher Erreger löst sie aus? Wieder ein Coronavirus? Oder Ebola? Oder ein Erreger, den man heute noch gar nicht kennt? Nein, das größte Potenzial schreiben internationale Expertinnen und Experten dem Influenzavirus zu, wie aus deren Befragung und einer daraus angefertigten Studie hervorgeht. Federführend bei dieser Arbeit, die auf dem "ESCMID Global Congress" (27. bis 30. April in Barcelona) vorgestellt wird, war Jon Salmanton-García von der Uniklinik Köln.
Zur Abstimmungg aufgefordert wurden die Teilnehmer über "VACCELERATE", ein europaweites Netz von Standorten, die hinsichtlich Infektionskrankheiten für die Pandemievorsorge zusammenarbeiten. Die Expertinnen und Experten für Infektionskrankheiten aus der ganzen Welt wurden gebeten, verschiedene Infektionskrankheiten nach ihrem Risiko für die Auslösung einer Pandemie einzustufen, also eine Rangliste zu erstellen.
Größtes Potenzial für eine neue Pandemie: Influenza vor "Erreger X" und SARS-CoV-2
Eine absolute Mehrheit (57 Prozent) setzte das Influenzavirus auf Platz eins, weitere 17 Prozent sahen Influenza als das zweitgrößte Risiko an. Deutlich weniger schreiben einem "Erreger X", der heute noch unbekannt ist, das größte oder zweitgrößte Pandemie-Potenzial zu. Dennoch ist dieser "Erreger X" laut Befragung noch etwas wahrscheinlicher als eine Neuauflage von SARS-CoV-2.
Die Befragten konnten bis zu 14 Erreger in der Reihenfolge ihres wahrscheinlichen Risikos einstufen (einschließlich "Erreger X" als Synonym für eine Krankheit, die man heute noch nicht kennt). Jeder Erreger erhielt dann in der Auswertung eine Punktzahl, die sich nach seiner Platzierung richtete. Hier kam es also nicht nur auf Rang 1 oder 2 an. Auch ein häufig auf Platz 3 genannter Erreger hätte insgesamt auf Platz 1 oder 2 landen können.
Die Reihenfolge nach Punkten ist allerdings dieselbe: Influenza vor "Erreger X", dann folgen SARS-CoV-2 und SARS-CoV, dann Ebola, MERS-CoV und das Zikavirus. Noch seltener genannte Erreger sind in den "anderen" zusammengefasst.
"Wir haben jeden Winter eine Grippesaison. Man könnte sagen, dass es jeden Winter kleine Pandemien gibt", sagt Studienleiter Jon Salmanton-García von der Uniklinik Köln. "Sie sind mehr oder weniger unter Kontrolle, weil die verschiedenen Stämme nicht virulent genug sind. Allerdings ändern sich die beteiligten Stämme in jeder Saison, weshalb wir mehrmals im Leben an Grippe erkranken können und die Impfstoffe von Jahr zu Jahr wechseln. Sollte ein neuer Stamm virulenter werden, könnte diese Kontrolle verloren gehen."
Der Forscher fügt jedoch hinzu, dass die Welt durch die COVID-19-Pandemie nun viel besser vorbereitet sei, während man sich zuvor vor allem auf eine mögliche Grippepandemie konzentriert habe. "Bei der COVID-19-Pandemie haben wir viel darüber gelernt, wie man eine Pandemie mit Atemwegsviren angeht. Dazu gehören soziale Distanzierung, Händewaschen, Gesichtsmasken, eine erneute Konzentration auf Impfungen und Vertrauen in Gesundheitseinrichtungen", sagt Salmanton-García. Parallel dazu hätten auch die Institutionen viel dazugelernt. Bereitschaft und Überwachung seien jetzt besser finanziert.
Links/Studien
Die Studie "Predicting the next pandemic: VACCELERATE ranking of the World Health Organization's Blueprint for Action to Prevent Epidemics" ist im Fachjournal "Travel Medicine and Infectious Disease" erschienen.
(rr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Aktuell | 20. März 2024 | 17:50 Uhr
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