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Wissen-News Der Anblick genügt: Erkältungssymptome bei anderen aktivieren Immunsystem
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04. Februar 2025, 15:04 Uhr
Ein Video einer niesenden Person reicht schon aus, um sowohl im Gehirn als auch im Speichel eine Immunreaktion hervorzurufen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie aus Hamburg, die gezeigt hat, dass unser Abwehrsystem bereits hochfährt, bevor ein Erreger in den Körper gelangt ist.
Virusinfektionen der Atemwege wie Grippe oder Covid beeinflussen die Gesundheit der Menschen erheblich. Im Laufe der Evolution haben wir daher verschiedene physiologische Mechanismen entwickelt, die Erreger bekämpfen – etwa Eiweiße, die als Immunantwort im Körper freigesetzt werden. Dazu existiert das sogenannte Verhaltensimmunsystem, was uns dabei hilft, sichtbare Anzeichen oder auch Gerüche zu identifizieren und zu meiden, die Krankheiten anzeigen.
Veränderungen im Hirn und Speichel
Das Forschungsteam des Fachbereichs Biologie an der Universität Hamburg hat das Zusammenwirken der beiden Systeme untersucht. 62 Versuchspersonen sahen sich kurze Videos an, die entweder Menschen mit Ansteckungssymptomen zeigten oder nicht. Dabei wurde mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) die Gehirnaktivität gemessen und die erste Abwehrreaktion des Immunsystems analysiert.
Dazu wurde die Freisetzung eines wichtigen Antikörpers im Speichel – des sekretorischen Immunglobulins A (slgA), was besonders die Atemwege schützen soll – gemessen. Dieser Antikörper wird normalerweise freigesetzt, wenn Erreger auf die Schleimhäute treffen. Jedoch zeigten frühere Studien der beiden Autorinnen Judith Keller und Esther Diekhof, dass es auch proaktiv als Reaktion auf Krankheitsanzeichen ausgeschüttet werden kann.
"Die Wahrnehmung von niesenden und kranken Personen im Vergleich zu nicht ansteckenden Personen aktivierte die vordere Insula, eine Gehirnregion, welche unter anderem an der Interozeption, das heißt an der Wahrnehmung physiologischer Reaktionen des eigenen Körpers, beteiligt ist, und welche eine wichtige Schnittstelle zwischen Gehirn und Immunsystem darstellt", erklärt Diekhof. "Außerdem zeigten die Testpersonen analog zur Stärke der insulären Aktivität eine erhöhte Freisetzung von sIgA."
Amygdala spielt Rolle in Risikobewertung
Ebenfalls stellten die Autorinnen eine erhöhte Aktivität in der Amygdala fest, einer Hirnregion, die an emotionalen Reaktionen wie Angst und Furcht beteiligt ist. "Dies deutet auf eine unspezifische Wachsamkeit gegenüber der Anwesenheit von Menschen hin", erklärt Judith Keller.
Diekhof ergänzt: "Zusammengenommen zeigen die Studienergebnisse einen Mechanismus für die Verarbeitung von Hinweisen auf eine Ansteckung. Während die Insula die zentrale Immunaktivierung koordiniert, könnte die Amygdala eher als Alarmsystem für soziale Situationen mit erhöhtem Übertragungsrisiko fungieren." Dieser Alarm im vorauseilenden Gehorsam könne dem Menschen dabei helfen, die Gefahr einer Infektion zu minimieren, indem der Körper Gegenmaßnahmen einleitet und sich auf einen erwarteten Erreger vorbereitet.
Link zur Studie
Die Studie "Visual cues of respiratory contagion: Their impact on neuroimmune activation and mucosal immune responses in humans" ist in "Brain, Behavior, and Immunity" veröffentlicht wurden.
idw/jar
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Brisant | 03. Februar 2025 | 17:15 Uhr
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