Röhrchen mit Aufschrift "Dementia"
Ein neuartiger Bluttest soll schon bald bei der Früherkennung von Alzheimer eingesetzt werden. Bildrechte: IMAGO / Depositphotos

Wissen-News Alzheimer-Früherkennung per Bluttest in greifbarer Nähe

21. Oktober 2024, 17:02 Uhr

An der Universität Greifswald erforschen Wissenschaftler Bluttests zur Frühdiagnostik von Alzheimer. Das niedrigschwellige Verfahren soll schon bald den Erfolg von Therapien erhöhen.

Die Erforschung von Demenzerkrankungen schreitet stetig voran. So sind inzwischen bereits Verfahren zur Früherkennung von Alzheimer im Einsatz, die die Krankheit schon feststellen, bevor erste Symptome auftreten. Diese untersuchen allerdings das Nervenwasser oder sind nuklearmedizinisch und damit aufwendig. Die neuartigen Diagnoseverfahren aus Vorpommern hingegen untersuchen Biomarker im Blut und seien weniger belastend, können gar in Hausarztpraxen durchgeführt werden, hoffen die Wissenschaftler um die Neurologin Agnes Flöel.

Wissen um Diagnose verändert das Leben

Sie erklärt die Relevanz, Alzheimer in einem möglichst jungen Stadium festzustellen: "Je früher die Alzheimer-Krankheit bei den Betroffenen diagnostiziert werden kann, desto mehr Therapiemöglichkeiten können angewendet werden." Als einen der Marker, der im Blut nachgewiesen werden kann und eine knapp 90-prozentige Genauigkeit bei der Erkennung der Erkrankung bietet, haben die Forschenden das Eiweiß Phospho-Tau 217 ausgemacht. Es ist allerdings nicht der einzige Hinweis: Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) erforscht an insgesamt zehn Standorten sogenannte MicroRNAs im Blut. Diese sollen nicht nur vorhersagen, ob eine Alzheimer-Erkrankung eintritt, sondern auch wann eine leichte kognitive Beeinträchtigung zur Demenz wird. Diese Vorhersagen sollen auch bei der Bewertung von Medikamenten zukünftig eine Rolle spielen.

"Vieles spricht dafür, dass wir perspektivisch mit einem einfachen Bluttest unkompliziert und schnell eine Alzheimer-Krankheit in sehr frühen Stadien diagnostizieren können", erklärt Flöel, die auch Arbeitsgruppenleiterin im DZNE ist. Ein flächendeckendes Screening sei allerdings noch nicht angemessen, da noch keine Therapie entwickelt sei, die Alzheimer heilt oder das Fortschreiten der Krankheit stoppt. Auch hätten die Menschen das Recht auf Unwissenheit so Flöel, selbst wenn eine frühe Diagnose hilfreich sein kann. "Die Kehrseite ist aber, dass man länger mit dem Wissen um eine zukünftige Erkrankung leben muss, und das Wissen um die Diagnose natürlich das Leben verändert. Die Entscheidung für oder gegen die Früherkennung muss also unbedingt individuell nach entsprechender Beratung gefällt werden."


pm/jar

Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 15. Oktober 2024 | 12:10 Uhr

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