Demenz Musik: Wie der Sound der Jugend zur Therapie gegen Alzheimer wird
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28. Dezember 2024, 05:00 Uhr
Musiktherapie spielt eine einzigartige Rolle bei der Verbesserung des Wohlbefindens in der Pflege von Menschen mit fortgeschrittener Demenz. Eine neue Studie hat erstmals gezeigt, warum das so ist.
1,8 Millionen Menschen waren 2023 in Deutschland an Demenz erkrankt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist der Anteil von Menschen mit Alzheimer und ähnlichen Leiden am größten. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft warnt: "Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,7 Millionen Menschen im Alter 65+ erkrankt sein." Besonders pflegebedürftig sind Menschen mit einer fortgeschrittenen Demenz, die mit Unruhe, Aggression, Umherwandern und Widerstand gegen die Pflege einhergeht. Eine Behandlungsmethode, die solches Verhalten reduziert, ist die Musiktherapie.
Gehirn wird stimuliert, Erinnerungen kommen zurück
Die Forschung zeigt: Ist die Therapie individuell abgestimmt, kann sie bei Menschen mit fortgeschrittener Demenz zu einer sofortigen, kurzfristigen Verringerung von Unruhe und Angst sowie zu einer Verbesserung von Aufmerksamkeit, Engagement, Wachheit und Stimmung führen. Eine neue Untersuchung aus Cambridge hat die Wirkmechanismen erstmalig untersucht, um Leitlinien dafür zu erstellen, wie eine persönlich zugeschnittene Behandlung am besten entwickelt wird.
Musikalische Betätigungen geben ein Gefühl von Sicherheit und Orientierung, was beruhigt und ein wohligeres Gefühl schafft. Diese Wirkung tritt ein, weil Musik – ob gespielt, gesungen oder gehört – Stimulationen liefert, die Gehirnregionen aktiviert, die dabei helfen, sich zu erinnern. Der so geschaffene Zugang zum Gedächtnis hilft dabei, sich zu beruhigen und Gefühle zu kontrollieren. Vertraute Klänge befördern die Erinnerungen, die schnell abgerufen werden und positiver konnotiert sind als solche, die nicht im Zusammenhang mit Musik stehen. Lieder aus der Zeit, in der die demente Person zwischen 10 und 30 Jahre alt war, haben sich als besonders wirksam in der Therapie erwiesen.
"Relativ unkomplizierte und kostengünstige Behandlungsmöglichkeit"
Die Forschenden um Naomi Thompson vom Institut für Musiktherapieforschung an der Anglia Ruskin University in Cambridge empfehlen, dass alle an der Pflege beteiligten Menschen in die Musiktherapie mit einbezogen werden und etwa individuelle Wiedergabelisten erstellen. "Angesichts einer alternden Bevölkerung und einer steigenden Zahl von Menschen, bei denen Demenz diagnostiziert wird, ist Musik eine relativ unkomplizierte und kostengünstige Möglichkeit, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern", so die Musiktherapeutin.
Thompson fasst zusammen, wieso Musiktherapie wirkt: "Sie erfüllt das Bedürfnis der Betroffenen nach Stimulation, unterstützt die Vertrautheit durch Erinnerungen, fördert Beziehungen und den emotionalen Ausdruck und hilft vor allem bei der Verringerung von Ängsten und Sorgen. Musik, insbesondere aufgenommene Musik, ist für das Personal und die Familien eine zugängliche Möglichkeit, um mit der Notlage umzugehen, und Musiktherapeuten können bei der Anpassung der Musik an den Einzelnen beraten."
Link zur Studie
Die Untersuchung "How and why music therapy reduces distress and improves well-being in advanced dementia care: a realist review" ist in der Zeitschrift "Nature Mental Health" erschienen.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 01. Dezember 2024 | 12:17 Uhr
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