Analyse des Bewegungsapparates eines jungen Mannes 3 min
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Sportwissenschaft Neues Leipziger Testverfahren: "Vielleicht können wir damit irgendwann Verletzungen verhindern"

17. September 2024, 11:23 Uhr

Sport machen und gesund bleiben. Das funktioniert nicht immer. Denn kein Sport ist verletzungsfrei. Experten der Sportwissenschaft und der Uniklinik Leipzig haben jetzt ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Verletzungen frühzeitig entdecken lassen können. Aktuell wird es bei den Handballern des SC DHfK praktisch angewendet.

Für den SC DHfK war es ein erfolgreicher Start in die Bundesliga-Saison 2024/25. Mit 33:24 setzten sich die Leipziger gegen den TVB Stuttgart durch und eroberten direkt Tabellenplatz zwei. Einer der besten DHfK-Spieler war in der Partie Olympia-Silbermedaillengewinner Luca Witzke, dessen Einsatz aber bis kurz vorher auf der Kippe stand, weil der Rückraummann an einer Muskelverletzung laborierte.

In Zukunft könnten solche kleineren Verletzungen schon im Vorfeld entdeckt und durch eine gezielte Trainingssteuerung möglicherweise vermieden werden. Daran wird jedenfalls an einem neuen Projekt gearbeitet, an dem neben dem SC DHfK, die Leipziger Uniklinik, die Sportwissenschaft der Uni Leipzig und die Asevida-Klinik beteiligt sind. "Dabei geht es um die Frage, wann ein Spieler nach Verletzungen ins Training zurückkehren sollte", erklärt der beteiligte Forscher Ralf Henkelmann im Gespräch mit MDR WISSEN. "Wir wollen dies optimieren und dadurch am Ende vielleicht auch irgendwann Verletzungen verhindern."

Untersuchtes Team in diesem Jahr Vizemeister geworden

Dazu werden die vier Jugendmannschaften des Bundesligisten mit insgesamt 70 Sportlern seit gut einem Jahr getestet, derzeit läuft die zweite Reihe. Regelmäßig werden dafür Gesundheitsprotokolle der Spieler erstellt und durch zwei Masterarbeiten wissenschaftlich begleitet. Inzwischen gebe es auch eine zweite Mannschaft quasi als Kontrollgruppe, bei der auf die gezielte Belastungssteuerung anhand der gewonnenen Daten verzichtet werde, erläutert Henkelmann.

"Kern der Checks ist eine qualitative und quantitative Analyse des Bewegungsapparates mit Fokus auf Arme und Beine, um noch präziser und genauer als bisher festzustellen, ob es an bestimmten Stellen Unterschiede in der Belastbarkeit gibt", so der Experte. Werden diese festgestellt, setzt ein Präventionsprogramm ein. "Das beinhaltet ein individuelles Training, das zusammen mit dem Athletiktrainer und der Physiotherapie angepasst wird, um hier gezielt ansetzen zu können." Für die Sportler kann das bedeuten, dass sie nicht jede Trainingseinheit mit dem Team trainieren, sondern gezieltes Einzeltraining erhalten.

Es geht um den Nachwuchs

Oberarzt Ralf Henkelmann von der Leipziger Uniklinik
Oberarzt Ralf Henkelmann von der Leipziger Uniklinik. Bildrechte: Universität Leipzig

Wie wichtig dem Mediziner der Nachwuchs ist, kann man schnell erkennen. Auf dem Gang neben dem Büro des Oberarztes hängt nicht nur ein signiertes Trikot von Luca Witzke, sondern auch eins von der Leipziger B-Jugend, die Ende Mai das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreichte und dort den Füchsen Berlin unterlag. "Das Trikot des Nachwuchsteams ist mir fast noch mehr wert", sagt Henkelmann, der die Jungs über das Projekt mit betreute. "Die B-Jugend des SC DHfK ist schon Vizemeister geworden. Vielleicht holt sie in ein paar Jahren Gold." Dabei soll auch das neu entwickelte Verfahren mithelfen.

Die B-Jugend des SC DHfK ist schon Vizemeister geworden. Vielleicht holt sie in ein paar Jahren Gold.

Ralf Henkelmann, Oberarzt an der Leipziger Uniklinik

Ergebnisse auch auf andere Sportarten übertragbar

Mit im Boot ist auch Tommy Kreutzberg, Sportwissenschaftler in der Leipziger Asevida-Klinik, der bei den DHfK-Profis mit daran beteiligt ist, die Spieler nach einer Verletzung wieder auf die Platte zu schicken. "Handball ist ein Vollkontaktsport, da wird es immer zu Verletzungen kommen", betont Kreutzberg. In dem neuen Verfahren gehe es darum, vor allem kleinere Läsionen zu vermeiden, die sich als Fehlbelastungen vom Jugend- in den Erwachsenenbereich immer weiter aufbauen könnten. Die Fußballer von RB Leipzig machten etwas Ähnliches, aber in ihrem Projekt testeten sie schon ab der C-Jugend, was deutschlandweit einzigartig sei, so die Experten.

Dabei ließen sich die Erkenntnisse prinzipiell auch vom Handball auf andere Sportarten übertragen, auch wenn es da natürlich Unterschiede gebe. "Schon beim Handball sind die Belastungen zwischen einem Torwart und einem Linksaußen extrem unterschiedlich", erklärt Kreutzberg. Auch auf die Profis seien die Ergebnisse bei den Nachwuchsspielern grundsätzlich übertragbar, weshalb die Testungen ein grundlegender Bestandteil beim SC DHfK werden sollen – unabhängig von der Arbeit des Teams um Ralf Henkelmann.


cdi

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Sport im Osten | 07. September 2024 | 16:00 Uhr

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