Wissen-News Fett in den Muskeln erhöht das Risiko für Herzerkrankungen – Unabhängig vom BMI
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21. Januar 2025, 15:19 Uhr
Der Body-Mass-Index scheint kein geeignetes Instrument zu sein, um das Risiko für Herzerkrankungen zu bestimmen. Zu dieser Erkenntnis kommt eine neue Studie, die einen besseren Prädiktor ausgemacht hat: Das intermuskuläre Fett.
Fettleibigkeit ist eine Gefahr für die Gesundheit, besonders für die kardiovaskuläre. Weltweit nimmt Übergewicht zu, auch in Mitteldeutschland. Gerade in Sachsen-Anhalt ist dazu das Herzinfarktrisiko im bundesweiten Vergleich besonders hoch.
Als ein Maß für Übergewicht dient der Body-Mass-Index (BMI), der zentral für die Definition von Adipositas und für die Stufen von Interventionen ist. Doch er scheint ein mangelhafter Marker für die Vorhersage von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sein, besonders bei Frauen. Eine Untersuchung aus Boston hat 669 Personen, die wegen Brustschmerzen oder Kurzatmigkeit in einem Krankenhaus vorstellig wurden, untersucht. 70 Prozent der Versuchspersonen waren weiblich, 46 Prozent hatten einen BMI über 30 und waren damit adipös.
Intermuskulärer Fettanteil korreliert stark mit Herzinfarktrisiko
Die Forschenden um die Kardiologin Viviany Taqueti untersuchten neben der Funktionsfähigkeit des Herzens auch die Körperzusammensetzung der Patienten, indem sie die Menge und Lage von Fett und Muskeln in einem Teil ihres Rumpfes maßen. Sechs Jahre lang wurden die Studienteilnehmer untersucht und es wurde aufgezeichnet, ob sie wegen eines Infarkts oder Herzversagens ins Krankenhaus eingeliefert wurden oder sogar starben. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass ein höherer Fettanteil um die Muskulatur mit einem erhöhten Risiko einer Schädigung von winzigen Blutgefäßen, die das Herz versorgen (CMD), einherging und somit zu erhöhter Wahrscheinlichkeit führte, zu sterben oder wegen einer Herzerkrankung ins Krankenhaus zu kommen.
Jedes Prozent mehr Fett erhöht Risiko für schwere Herzerkrankungen um sieben Hundertstel
Je höherem Prozentpunkt Fettmuskelanteil stieg das Risiko für eine CMD um zwei, für eine spätere schwere Herzerkrankung gar um sieben Prozent. Und das gänzlich unabhängig von anderen bekannten Risikofaktoren wie etwa dem BMI. Unter der Haut gespeichertes (subkutanes) Fett erhöhte die Wahrscheinlichkeit für eine Erkrankung nicht. Taqueti liefert eine mögliche Erklärung: "Im Vergleich zum subkutanen Fett trägt das in den Muskeln gespeicherte Fett möglicherweise zu Entzündungen und einem veränderten Glukosestoffwechsel bei, der zu Insulinresistenz und metabolischem Syndrom führt. Diese chronischen Störungen können wiederum zu Schäden an den Blutgefäßen, einschließlich derjenigen, die das Herz versorgen, und am Herzmuskel selbst führen."
Die Erkenntnisse böten eine neue Möglichkeit, Risikopatienten zu erkennen. "Was wir noch nicht wissen, ist, wie wir das Risiko für Menschen mit fetten Muskeln senken können", ergänzt Taqueti. Auch mit Hinblick auf neuere Therapien zur Steigerung der Herzgesundheit brauche es daher dringend weitere Forschung.
Link zur Studie
Die Untersuchung "Skeletal muscle adiposity, coronary microvascular dysfunction, and adverse cardiovascular outcomes" wurde im "European Heart Journal" veröffentlicht.
pm/jar
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 15. Januar 2027 | 10:47 Uhr
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