Wissen-News Softdrinks mitverantwortlich für Millionen Fälle von Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
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07. Januar 2025, 15:56 Uhr
Süßer Risikofaktor: Einer Studie zufolge gehen jährlich weltweit Millionen Fälle von Diabetes 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf Softdrinks und ähnliche gesüßte Getränke zurück.
Weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnten 2020 einer Studie zufolge auf den Konsum von Cola, Limo, Energydrinks und anderen mit Zucker gesüßten Getränken zurückgehen. Das berichtet zumindest eine internationale Forschungsgruppe im Fachblatt "Nature Medicine".
Viel Werbung in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen
Die Forschungsgruppe um Laura Lara-Castor von der US-amerikanischen Tufts University berechnete dabei die gesundheitlichen Folgen des Konsums zuckerhaltiger Getränke mit Blick auf Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Dafür analysierte das Team Daten aus der Global Dietary Database: Diese Datenbank enthält Schätzungen zum Konsum von zuckergesüßten Getränken auf Grundlage von Ernährungserhebungen sowie Daten über Fettleibigkeit und Diabetesraten. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zogen Zahlen aus den Jahren 1990 bis 2020 heran und kombinierten die Datensätze für 184 Länder, um die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenhangs zwischen beiden Faktoren zu berechnen.
Demnach gingen 2020 weltweit 2,2 Millionen neue Fälle von Typ-2-Diabetes und 1,2 Millionen neue Fälle von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf zuckergesüßte Getränke zurück. Das wären einer von zehn neuen Fällen von Typ-2-Diabetes und einer von dreißig neuen Fällen von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Den größten Anteil machte die Studie in Afrika südlich der Sahara, Lateinamerika und der Karibik aus. Auf einzelne Staaten bezogen seien Kolumbien, Mexiko und Südafrika besonders betroffen. Je weiter sich Länder entwickelten und Einkommen stiegen, umso zugänglicher und begehrter seien zuckerhaltige Getränke, heißt es.
Deutschland im Durchschnitt
Für Deutschland sieht die Studie zwischen 1990 und 2020 einen im Vergleich zu anderen Ländern nur leichten Anstieg der Diabetes-Todesfälle pro Million Einwohner, die auf den Konsum von zuckergesüßten Getränken zurückzuführen seien. Bei den Todesfällen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird sogar ein Rückgang festgestellt, ebenso in den USA und Großbritannien.
Den Daten der Forschenden zufolge wurden hierzulande 2020 wöchentlich knapp 650 Milliliter – oder zwei große Gläser – solcher Getränke konsumiert. Damit steht Deutschland in der Liste der 30 bevölkerungsreichsten unter den untersuchten Ländern ziemlich in der Mitte – allerdings legen Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke von 2023 nahe, dass der Konsum an Erfrischungsgetränken hierzulande wieder gestiegen ist.
Forderung nach "Limo-Steuer"
Wie die Autorinnen und Autoren selbst schreiben, beruhen ihre Schätzungen zwar auf den besten verfügbaren Daten und begründeten Annahmen, können aber keine Beweise für Ursache und Wirkung liefern. Zudem sei die Datenlage für manche Länder lückenhaft. Das Forschungsteam betont auch, dass zuckerhaltige Getränke schnell verdaut würden und den Blutzuckerspiegel in die Höhe trieben, ohne einen Nährwert zu haben. Regelmäßiger Konsum führe zu Gewichtszunahme, Insulinresistenz und diversen Stoffwechselproblemen, die mit Typ-2-Diabetes und Herzkrankheiten, zwei der weltweit häufigsten Todesursachen, in Zusammenhang stünden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fordern unter anderem Gesundheitskampagnen, strengere Regeln für die Bewerbung derartiger Getränke und steuerliche Maßnahmen. Eine "Limo-Steuer" gibt es bereits in vielen Ländern, darunter seit 2018 Großbritannien. Seither ist nicht nur der Konsum zurückgegangen – auch Hersteller haben den Zuckergehalt reduziert. Auch hierzulande fordern Verbraucherschützer und Gesundheitsexperten regelmäßig eine solche Abgabe – bislang erfolglos. Luise Molling von der Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert dies scharf: "Die Daten zeigen einmal mehr, welch verheerende Wirkung Cola, Limo und Co. auf die menschliche Gesundheit haben. Der flüssige Zucker macht uns krank und kostet die Gesellschaft Milliarden. Mehr als 100 Länder weltweit setzen der Überzuckerung mit einer Limo-Steuer bereits Grenzen – Deutschland hinkt meilenweit hinterher, wenn es um die Vorbeugung ernährungsbedingter Krankheiten geht."
Links/Studien
Die Studie "Burdens of type 2 diabetes and cardiovascular disease attributable to sugar-sweetened beverages in 184 countries" ist in der Zeitschrift "Nature Medicine" erschienen.
dpa/ots
Dieses Thema im Programm: Das Erste | Mittagsmagazin | 08. Januar 2025 | 12:10 Uhr
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