Wissen-News Die Lebensarbeitszeit in Deutschland steigt – aber mit Ost-West Gefälle
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20. Juli 2023, 15:48 Uhr
Die Lebensarbeitszeit, also die Gesamtzeit in Jahren, die wir in unserem Leben arbeiten, stiegt in Deutschland. Am längsten arbeiten aktuell hoch gebildete Männer in Westdeutschland, sie arbeiten sogar drei Mal länger als niedrig gebildete Frauen im Osten. Wenn die "Babyboomer" in Rente gehen, könnten sich die Probleme verschärfen, prognostiziert eine aktuelle Studie.
Die Verlängerung der Lebensarbeitszeit wird politisch häufig als eine potenzielle Lösung für die künftigen Probleme einer alternden Gesellschaft diskutiert. Denn wenn Menschen länger arbeiten, ergo länger ins Rentensystem einzahlen, kann das zur Finanzierung der Rente beitragen. Eine aktuelle Studie des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock und des Bundesinstitutes für Bevölkerungsforschung ergibt nun: Tatsächlich nimmt die Lebensarbeitszeit in den Geburtengängen 1941 bis 1955 zu. Und zwar in allen Berufsschichten und allen Berufsfeldern.
Unterschiede zwischen soziodemografischen Gruppen
Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen verschiedenen soziodemografischen Gruppen: Am stärksten verlängerte sich die Lebensarbeitszeit bei Männern in Westdeutschland mit hohem Bildungsniveau. Sie arbeiteten durchschnittlich im Alter drei Mal so lange wie Frauen in Ostdeutschland mit einem niedrigen Bildungsniveau. Aber: Frauen in Ostdeutschland arbeiten insgesamt immer noch länger als Frauen in Westdeutschland.
Es falle allgemein auf, dass bei Menschen mit sehr niedrigem Bildungsniveau die Erwerbsquoten nur sehr langsam ansteigen, sagt Christian Dudel, Leiter der Studie und Mitglied der Forschungsgruppe Demografie der Arbeit. Seit 2002 gebe es in Deutschland verschiedene politische Maßnahmen und Reformen, die auf eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit abzielen. "Diese Maßnahmen sind in der Regel so konzipiert, dass sie sich an Personen mit einer hohen Arbeitsmarktintegration richten, also an Menschen mit einem hohen Einkommen und einer langen und stabilen Beschäftigungsdauer. Wir haben uns gefragt, ob das überhaupt funktionieren kann bzw. bisher funktioniert hat"
Lebensarbeitszeit wird eine zentrale Herausforderung
Für die Politik werde es künftig die zentrale Herausforderung werden, die Ungleichheiten im Berufsleben bei einer längeren Lebensarbeitszeit nicht noch größer werden zu lassen, so Dudel. Gerade wenn demnächst die geburtenstarken Jahrgänge der nach 1955 geborenen (die sogenannten "Babyboomer") in Rente gehen, wird das einen Einfluss haben.
Links/Studien
Die Publikation mit dem Namen The Extension of Late Working Life in Germany: Trends, Inequalities, and the East–West Divide gibt es hier nachzulesen.
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