Sonneneruption
Eine Eruption auf unserer Sonne (Symbolbild). Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Weltraumwetter Sonnensturm am Dienstag auf der Erde erwartet – Chance auf Polarlichter über Deutschland gering

13. Februar 2024, 10:06 Uhr

Samstagnacht gab es einen starken koronalen Massenauswurf auf der Sonne. Dieser soll voraussichtlich am Dienstagnachmittag die Erde treffen. Ob es zu Polarlichtern oder elektronischen Ausfällen kommen wird? MDR WISSEN hat beim Experten nachgefragt.

Porträtfoto von Patrick Klapetz
Bildrechte: privat

Auf der Sonne brodelt es gerade ganz schön. Kein Wunder, denn die Sonnenaktivitäten bewegen sich auf ihre zweite Maximumphase zu – das nach bisherigen Vorhersagen vermutlich in diesem Jahr erreicht wird.

Ein portrait von Dr. Volker Bothmer, dem Sonnenphysiker und -experten der Universität Göttingen
Ein Portrait von Volker Bothmer, dem Sonnenphysiker und -experten der Universität Göttingen. Bildrechte: Volker Bothmer

Ungewöhnlich ist das nicht, denn unser Stern durchläuft einen etwa elfjährigen Zyklus von starken zu schwachen Sonnenaktivitäten. Je stärker diese Phasen sind, desto mehr koronale Massenauswürfe gibt es (coronal mass ejection, CME).

Das sind Sonneneruptionen, bei denen Plasma ausgestoßen wird. Und genau zu solchen Eruptionen kam es am Wochenende. Eine davon ereignete sich am Freitag (9. Februar 2024). Bis die Auswirkungen eines solchen Ereignisses bei uns zu spüren sind, vergehen einige Stunden.

Doch dieser Ausbruch war "südwestlich gelegen und nicht zentral auf die Erde ausgerichtet", erklärt der Sonnenexperte Volker Bothmer von der Universität Göttingen auf Nachfrage von MDR WISSEN. 

Am Samstag gab es einen weiteren Ausbruch

Entsprechend werden seine Ausläufe unseren Planeten nicht direkt treffen. "Dann gab es am Samstagabend erneut einen Flare, der gegen 23 Uhr (Weltzeit) ausgebrochen ist", ergänzt der Sonnenforscher. "Die Geschwindigkeit des hiermit verbundenen Plasmaausbruchs beziehungsweise CMEs betrug etwa 800-900 Kilometer pro Sekunde. Auf dem Weg zur Erde wird dieser aber abgebremst."

Bothmer rechnete am Telefon den ungefähren Zeitpunkt aus, an dem der Sturm uns erreichen wird: "Voraussichtlich wird uns der CME am Dienstagnachmittag mit einer Geschwindigkeit von 600-700 Kilometer pro Sekunde treffen." 

Keine Polarlichter und Ausfälle auf der Erde zu erwarten

Für die Erde wird dies jedoch kaum irgendwelche Auswirkungen haben, erklärt er weiter. Er beruft sich dabei auf den Kp-Index (planetarische Kennziffer), der die Störung des Erdmagnetfeldes durch den Sonnenwind beschreibt. "Der Kp-Wert wird lediglich vier bis sieben betragen; ab sieben oder acht kann es somit auch zu Polarlichtern über Deutschland kommen. Was bei diesem Ausbruch nicht der Fall sein wird."

Die momentanen Vorab Kp-Werte und das Eintreffen von CMEs können übrigens auf der Internetseite der Universität Göttingen in Echtzeit eingesehen werden.
Die momentanen Vorab-Kp-Werte und das Eintreffen von CMEs können übrigens auf der Internetseite der Universität Göttingen in Echtzeit eingesehen werden. Bildrechte: Universität Potsdam, Universität Göttingen

Ähnlich wie bei der Richterskala bei Erdbeben handelt es sich beim Kp-Wert um eine logarithmische Skala. Erst bei einem Wert von neun kommt es zu Extremstürmen. Demnach ist bei diesem Sonnensturm (auch wenn er diesmal zentral in unsere Richtung fliegt) nicht mit technischen Ausfällen zu rechnen. "Dafür müsste ein koronaler Massenauswurf mit 3.000 Kilometern pro Sekunde und mehr ausbrechen", erörtert Bothmer.

Das letzte Mal, dass ein extremer CME die Erde traf, war im Oktober 2003, erinnert er sich. Damals wurden "Geschwindigkeiten von etwa 2.000 Kilometern" erreicht.

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