Erektionsprobleme Künstliches Bindegewebe lässt Penis wieder anschwellen
Hauptinhalt
05. Januar 2023, 11:17 Uhr
Forscher in China haben ein künstliches Gewebe zur Reparatur des Bindegewebes der Penis-Schwellkörper entwickelt. Das Verfahren wurde erfolgreich bei Schweinen getestet. Auch Penis-Verletzungen bei Männern und damit einhergehende Erektionsstörungen sollen so künftig behandelt werden.
Chinesische Wissenschaftler haben ein synthetisches Gewebe entwickelt, das Verletzungen der Bindegewebskapseln (Tunica albuginea) der Penis-Schwellkörper repariert und so deren Funktion wiederherstellt. Das Verfahren, das zunächst bei Schweinen erfolgreich getestet wurde, gilt auch als vielversprechend für die Reparatur von Penis-Verletzungen bei Männern und damit auch zur Beseitigung von Erektionsstörungen.
Begriffserklärung: Tunica albuginea
Als Tunica albuginea (von Lateinisch: weiße Haut) wird in der Anatomie die derbe Hülle aus straffem, kollagenem Bindegewebe bezeichnet, die sich um die Schwellkörper des Penis, um die Hoden, die Klitoris sowie die Eierstöcke legt. Der Name geht auf die besonders dichte Faseranordnung und die daraus resultierende weiße Farbe dieser Form der Bindegewebskapsel zurück.
Ursache für Erektionsstörungen
Die Verletzung des als Tunica albuginea (weiße Haut) bezeichneten kollagenen Bindegewebes um die Penis-Schwellkörper ist eine häufige Ursache für Erektionsstörungen bei Männern. Berichten zufolge leiden beispielsweise etwa fünf Prozent der 40- bis 70-Jährigen an der sogenannten Peyronie-Krankheit, einer Bindegewebsstörung, von der angenommen wird, dass sie als Folge von Verletzungen beim Sex auftritt. Dabei bildet sich in der Tunica albuginea Narbengewebe, das Schmerzen und eine Reihe anderer Probleme wie etwa eine starke Verkrümmung des Penis verursacht.
Bislang werden Patienten mit geschädigtem Tunica albuginea-Gewebe sogenannte Patches auf der Basis anderer Körpergewebe in Kombination mit extrazellulärer Matrix eingesetzt. Allerdings werden diese "Pflaster" manchmal vom Immunsystem des Körpers abgestoßen. Auch können Komplikationen an den Spenderstellen auftreten. Da sich zudem die Mikrostruktur der Patches von der der natürlichen Tunica albuginea unterscheidet, ist ein perfekter Ersatz des natürlichen Gewebes häufig schwierig.
Tunica albuginea aus Polyvinylalkohol
Ein Forscherteam um Dr. Xuetao Shi von der South China University of Technology in Guangzhou entwickelte auf der Basis von Polyvinylalkohol eine künstliche Tunica albuginea – kurz ATA (Artificial Tunica albuginea) genannt. Polyvinylalkohol besitzt eine gekräuselte Faserstruktur, die der des natürlichen Gewebes ähnelt. Das synthetische Material hat daher biomechanische Eigenschaften, die denen der natürlichen Tunica albuginea ähneln. In Laborexperimenten untersuchten die Forscher auch die Toxizität und die Blutverträglichkeit des künstlichen Gewebes, das für einen langen Verbleib im Körper konzipiert ist, und stellten dessen Unbedenklichkeit fest.
Anschließend testeten Shi und Kollegen das von ihnen entwickelte ATA an Schweinen mit Verletzungen der Tunica albuginea. Die Forscher stellten fest, dass die aus dem künstlichen Gewebe hergestellten Pflaster die Funktionen der Penis-Schwellkörper so wiederherstellten, dass sie der des normalen Penisgewebes ähnelten. Für die Forscher war damit bewiesen, dass die künstliche Tunica albuginea ATA die Funktion des natürlichen Bindegewebes um die Schwellkörper erfolgreich ersetzt.
Die chinesischen Forscher analysierten die Wirkung der ATA-Pflaster nach einem Monat und stellten fest, dass das künstliche Gewebe zwar nicht die Mikrostruktur des umgebenden natürlichen Gewebes wiederherstellte. Allerdings wurde eine Fibrose entwickelt, also die Vermehrung von Bindegewebe, die mit der des normalen Gewebes vergleichbar war. Dadurch wurde wieder eine normale Erektion erreicht.
Sofort wieder normale Erektion
Dass ihre künstliche Tunica albuginea auf Anhieb so gut funktionierte, hat auch das chinesische Forscherteam überrascht. "Wir haben die Probleme und Ergebnisse des ATA-Konstruktionsprozesses weitgehend vorhergesehen, aber wir waren dennoch von den Ergebnissen der Tierversuche überrascht, bei denen der Penis sofort nach dem Einsatz von ATA wieder eine normale Erektion bekam", sagte Shi. Der größte Vorteil ihres ATA-Pflasters sei, dass es gewebeähnliche Funktionen erfülle, indem es die Mikrostruktur von natürlichem Gewebe nachahme.
Dieser Designansatz, so Shi weiter, sei nicht auf das biomimetische Design von Tunica Albuginea-Gewebe beschränkt, sondern könne auf viele andere tragende Gewebe ausgeweitet werden. Als nächstes wollen sich die chinesischen Forscher auch mit der Reparatur anderer Penis-Gewebe befassen und die "Konstruktion eines künstlichen Penis aus einer ganzheitlichen Perspektive betrachten". Die Studie von Shi und Kollegen wurde in der Zeitschrift Matter veröffentlicht.
(dn)