US-Langzeitstudie Ist Sex im Alter gesund? Für sie ja!
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18. September 2017, 17:08 Uhr
Sex ist schön. Ohne Frage. Aber ist er gesund? Auch im Alter? Das wollte die Soziologin Hui Liu von der Universität Michigan wissen. Das Ergebnis ihrer Studie: Für Männer wird es ab Mitte 50 riskant.
Die wichtigste Aussage der Studie gleich zuerst: Häufiger und befriedigender Sex ist gesund für ältere Frauen. Damit kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gesenkt werden, fand das Team der Universität Michigan heraus. Bei Männern ist es genau andersherum. Mehr Sex, größeres Herzinfarktrisiko. Für die in der Fachzeitschrift "Journal of Health and Social Behavior" veröffentlichte Studie untersuchten die Forscher insgesamt 2.204 Männer und Frauen, die bei den ersten Ergebnissen der Studie in den Jahren 2005/2006 zwischen 57 und 85 Jahre alt waren.
Mehr Orgasmen, mehr Herzinfarkte
Ab dem Alter von 57-58 Jahren wird es für das Herz-Kreislauf-System der Männer gefährlich, so die Studie. Dies wurde anhand von Bluthochdruck, eines beschleunigten Herzrhythmus und der Menge des sogenannten C-reaktiven Proteins im Blut gemessen, welches auf den Grad von Entzündungen im Körper hindeutet. Die Autoren berücksichtigten zudem, wie viele Herzinfarkte, Schlaganfälle und Herzfehler in den unterschiedlichen Gruppen auftraten. Bei den Männern, die mindestens einmal pro Woche Geschlechtsverkehr hatten, stieg das Risiko eines Herzinfarkts in einem Zeitraum von fünf Jahren etwa doppelt so hoch an wie bei den sexuell enthaltsamen Senioren. Wenn die Männer eine extreme oder zumindest befriedigende Lust empfanden, war das Gesundheitsrisiko sogar noch größer.
Stress und Hormone
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern spielen dabei Hormone eine große Rolle. Forscherin Hui Liu vermutet, dass die positiven Effekte bei Frauen auf das beim weiblichen Orgasmus frei werdende Sexualhormon zurückzuführen sind. Bei Männern dagegen wirkt sich der Rückgang des Sexualhormons Testosteron im Alter negativ aus. Auch Stress spielt eine Rolle, so Lui. Denn Männer hätten weniger körperliche Energie und oft Probleme, eine Erektion oder gar einen Orgasmus zu bekommen. Verstärkt wird das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen dann noch durch die Einnahme von Medikamenten gegen Erektionsstörungen.
Kuscheln und Streicheln
Welche Rolle Liebe und Sex im Alter spielen, hat im vergangenen Jahr eine Studie der Universität Rostock gezeigt. Die Forscher untersuchen das Thema bereizts seit 1993. Ihr Ergebnis: Die sexuelle Aktivität nimmt ab, die sexuelle Zufriedenheit bleibt trotzdem stabil. Beispiel: Bei den 74jährigen Männern spielte Sex für 61 Prozent der Befragten eine wichtige Rolle. Bei den Frauen im gleichen Alter dagegen nur für 21 Prozent.
Dafür ist die Bedeutung von Zärtlichkeiten sehr hoch. 91 Prozent der Männer und 81 Prozent der Frauen der Altersgruppe der 74-jährigen räumen Zärtlichkeit einen hohen Stellenwert ein. "Viele alternde Paare suchen durch Streicheln, Schmusen, Kuscheln, mitunter auch ritualisiert in Form des morgendlichen beziehungsweise abendlichen Kusses oder des Händchenhaltens beim Spazierengehen, dem wachsenden Bedürfnis gerecht zu werden, sich der gegenseitigen körperlichen Nähe zu versichern", so Dr. Britta Müller von der Uni Rostock.