Wissen-News Nicht alleine am Gesicht: Wie wir Emotionen erkennen, hängt vom Kontext ab
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14. Oktober 2024, 17:38 Uhr
Früher dachte man, dass unser Gesicht der Spiegel unserer Emotionen sei. Möglicherweise spielt es aber gar keine so große Rolle beim Erkennen von Emotionen. Forschende argumentieren, dass Emotionserkennen stark kontextabhängig ist und beispielsweise auch von Stereotypen beeinflusst wird.
Das Erkennen von Emotionen ist Teil eines umfassenden Prozesses, mit dem wir uns einen Gesamteindruck von einer Person machen. Das Gesicht ist dabei möglicherweise nicht so wichtig, wie man es annehmen könnte. Das ist die Argumentation einer aktuellen Veröffentlichung von Forschenden der Ruhr Universität Bochum. "Wir können Emotionen manchmal auch erkennen, ohne überhaupt das Gesicht zu sehen. Zum Beispiel die Angst einer Person, die von einem bissigen Hund attackiert wird und die wir nur in einer Haltung von Erstarrung und Erschrecken von hinten sehen", erklärt Mitautorin Leda Berio.
Kulturelle Merkmale spielen eine Rolle beim Emotionen erkennen
Wichtig ist demzufolge auch der Kontext, in dem wir Emotionen wahrnehmen. Leda Berio und Albert Newen, die Autoren der aktuellen Veröffentlichung, vertreten die These, dass Emotionen ein Teilprozess unserer Fähigkeit sind, einen Gesamteindruck einer Person zu entwickeln. Eine Rolle dabei spielen auch Merkmale des Gegenübers abseits der Mimik, beispielsweise Hautfarbe, Alter, Geschlecht, kulturelle Merkmale wie Kleidung und Attraktivität.
Aufgrund solcher Merkmale können Menschen andere schnell einschätzen. Die Wahrnehmung der Gefühle wird von diesen Kontextmerkmalen stark beeinflusst, finden die Autoren der aktuellen Veröffentlichung mit dem Titel: "I expect you to be happy, so I see you smile: Ein multidimensionaler Bericht über die Zuschreibung von Emotionen." Ein Beispiel: "Wenn wir eine Person als Frau wahrnehmen und sie eine negative Emotion zeigt, schätzen wir die Emotion eher als Angst ein, bei einem Mann eher als Ärger", sagt Leda Berio. Denn: Auch gesellschaftliche Stereotype spielen beim Erkennen von Emotionen eine Rolle. Ärzte beispielsweise nehme man häufig als weniger emotional wahr, was die Einschätzung ihrer Gefühle verändere, erklärt Albert Newen.
Früher dachte man, das Gesicht alleine vermittle die Stimmung
In den 1970er-Jahren ging man davon aus, dass das Gesicht alleine das Fenster zu unseren Emotionen ist. Paul Ekman beschrieb damals Basisemotionen wie Angst, Ärger, Ekel, Freude und Traurigkeit über typische Gesichtsausdrücke, die über alle Kulturen hinweg gleich sind.
Links/Studien
Die aktuelle Veröffentlichung I expect you to be happy, also I see you smile: Ein multidimensionaler Bericht über die Zuschreibung von Emotionen ist im Journal Philosophy and Phenomenological Research erschienen und kann hier nachgelesen werden.
iz
Dieses Thema im Programm: MDR KULTUR - Das Radio | 14. April 2021 | 21:53 Uhr
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