Trias-"Killer" rehabilitiert "Größter fleischfressender Dinosaurier" war Vegetarier
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21. März 2024, 13:52 Uhr
Mehr als 50 Jahre lang glaubte man, in Australien die 220 Millionen Jahre alte Fährte des "größten fleischfressenden Dinosauriers" der Trias entdeckt zu haben. Doch der vermeintliche Mega-Killer mit angeblich zwei Meter langen Beinen war in Wahrheit ein langhalsiger und deutlich kleinerer Pflanzenfresser. Die spannende Geschichte eines paläontologischen Irrtums und der späten "Rehabilitierung" eines scheuen Vegetariers.
Vor mehr als 50 Jahren stießen Bergleute in einer Kohlenmine unweit der australischen Stadt Brisbane in Queensland auf riesige fossile Fußabdrücke eines Sauriers. Die Spuren stammten aus der zweiten Hälfte der Trias vor etwa 220 Millionen Jahren. Der Fund sorgte weltweit für großes Aufsehen. Denn die Wissenschaftler wähnten sich im wahrsten Sinne des Wortes auf den Spuren des "größten fleischfressenden Dinosauriers" der Trias-Zeit.
Größter Fleischfresser der Trias
"Jahrelang hat man geglaubt, dass diese Spuren von einem massigen Theropoden-Raubsaurier aus der Dinosaurier-Fährtengattung Eubrontes stammen, der über zwei Meter lange Beine hatte", erklärt der Paläontologe Dr. Anthony Romilio von der University of Queensland. Diese Feststellung sorgte unter Saurier-Experten weltweit für ein schaurig-schönes Erstaunen. Denn kein anderer bis dahin bekannter fleischfressender Dinosaurier der Triaszeit war auch nur annähernd so groß wie der "Theropode" von Queensland.
220 Millionen alte Fußabdrücke
Doch seinen Schreckensruf hat der Dino, der seine vogelähnlichen Fußabdrücke vor 220 Millionen Jahren in den wassergetränkten Resten alter Pflanzenteile hinterließ, nun jäh verloren. Denn statt eines gefährlichen, riesigen Fleischfressers, der andere Saurier massenhaft vertilgte, hatte nur ein scheuer Pflanzenfresser seine Spuren im Schlick des Trias-Waldes hinterlassen, der später ein mächtiges Kohleflöz wurde.
Prosauropode statt Theropode
Zu diesem Ergebnis kommt die Studie eines internationalen Forscherteams, die nun in der Fachzeitschrift Historical Biology veröffentlicht wurde. Die Paläontologen aus Australien und Deutschland sind sich dabei sicher, dass die Fußabdrücke nicht von einem massigen, fleischfressenden Theropoden, sondern nur von einem langhalsigen, pflanzenfressenden Prosauropoden stammen. Dieser habe auch keine zwei Meter, sondern nur 1,40 Meter lange Beine besessen. Obendrein sei er mit einer Körperlänge von sechs Metern auch kleiner gewesen, als ursprünglich angenommen.
Größenschätzungen waren falsch
Doch wie konnte es zu der Fehleinschätzung kommen? Das Forscherteam um Studien-Erstautor Romilio vermutet, dass mit den ursprünglichen Größenschätzungen etwas nicht stimmte. Den Grund dafür sieht der australische Paläontologe vor allem darin, dass die meisten Forscher, die sich vor mehr als einem halben Jahrhundert mit dem Fall befassten, für ihre Studien nicht auf die Original-Fußabdrücke zugreifen konnten. Sie mussten sich stattdessen auf alte Zeichnungen und Fotos verlassen, denen es an Detailgenauigkeit mangelte. Die Gipsabdrücke, die Geologen und das Queensland Museum 1964 von den Saurier-Fährten in der 200 Meter tiefen Kohlemine von Ipswich bei Brisbane machten, standen ihnen nicht zur Verfügung.
Virtuelles 3D-Modell per E-Mail verschickt
Durch die heutigen technischen Möglichkeiten hat sich die Situation jedoch geändert. Wie Hendrik Klein, Mitautor der Studie und Fossilienexperte vom Paläontologischen Museum Saurierwelt in Berlin, sagt, wurde im Rahmen der neuen Studie ein virtuelles 3D-Modell des Dinosaurier-Fußabdrucks erstellt und per E-Mail an Teammitglieder in der ganzen Welt verschickt. Und das hat sich gelohnt: "Je mehr wir uns die Formen und Proportionen des Fußabdrucks und der Zehenabdrücke ansahen, desto weniger ähnelten sie den Spuren von Raubsauriern. Dieser Monster-Dinosaurier war definitiv ein viel freundlicherer Pflanzenfresser“, sagt Klein.
Lücke von 50 Millionen Jahren geschlossen
Auch wenn es sich somit nicht um einen furchterregenden Fleischfresser aus der Trias gehandelt habe, sei dies doch eine bedeutende Entdeckung, so das Fazit des deutschen Fossilienexperten. Denn: "Dies ist der früheste Beweis für diese Art Dinosaurier in Australien, der eine Lücke von 50 Millionen Jahren vor den ersten bekannten vierbeinigen Sauropoden-Fossilien markiert."
(dn)
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