Covid-19 Corona-Pandemie: Welche Lehren wir ziehen können
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29. März 2021, 15:46 Uhr
Es kann jederzeit wieder passieren: Ein neuartiges Virus taucht plötzlich auf und wirft unser normales Leben über den Haufen – so wie jetzt in der Corona-Pandemie. Was also hat die Wissenschaft einerseits und die Gesellschaft andererseits aus Corona gelernt? Diese Lehren können uns nämlich dabei helfen, uns besser auf kommende Virus-Pandemien vorzubereiten – damit im besten Fall gar niemand sterben und unser Leben nicht monatelang still stehen muss.
Die größten Lehren, die er aus dieser Pandemie zieht, sind zwei Dinge, sagt Professor Ralf Bartenschlager, Präsident der Gesellschaft für Virologie. Künftig muss besser erklärt werden, wie Wissenschaft funktioniert und dass es völlig normal ist, dass sich die Erkenntnisse im Zuge von Forschung ständig ändern und angepasst werden müssen. Die Politik hätte auch mehr in die Kommunikation investieren müssen:
Ich finde, dass man die Bevölkerung noch sehr viel besser von Anfang an ins Boot hätte mitnehmen müssen in der Kommunikation, in der Erklärung, warum Dinge so sind, warum man Dinge so entscheidet.
Und er setzt fort, bei einer gut informierten Bevölkerung ernte man mehr Verständnis und sie mache Maßnahmen besser mit. Doch das ist hoffentlich nicht die einzige Lehre auf gesellschaftlich-politischer Seite, hofft Virologie-Professor Thomas Schulz von der Medizinischen Hochschule Hannover:
Das fängt zum Beispiel damit an, dass diese Epidemie drastisch gezeigt hat, wie wichtig gute öffentliche Gesundheitsstrukturen sind. In Deutschland war die Situation noch vergleichsweise gut im letzten Jahr, wir haben unsere Gesundheitsämter nicht so radikal beschnitten – wir haben sie beschnitten, aber nicht so radikal wie in anderen Ländern.
Was jedoch auch in Deutschland gefehlt habe, war Schutzkleidung wie Masken für das medizinische Personal. Das müsse sich künftig ändern, sodass es immer eine Notfallreserve gebe, so Schulz.
Und was hat die Wissenschaft gelernt? Da stehen jetzt vor allem drei Punkte fett auf der To-Do-Liste: Der erste Punkt lautet Sequenzierung, erläutert Ralf Bartenschlager.
Wir können mittlerweile durch moderne Sequenziermethoden – also Untersuchungen des Genoms von verschiedenen Tierspezies, aber auch menschlichen Sequenzen – nachschauen, welche Virusarten gibt es zum Beispiel in irgendeinem Frosch oder Reptil und wie ähnlich ist dieses Virus zum Beispiel zu Grippeviren?
Daraus lasse sich ableiten, wie hoch das pandemische Potential solcher Viren ist. Die zweite große Aufgabe dürfte die Entwicklung breit wirkender antiviraler Medikamente sein, ergänzt Bartenschlager – also so eine Art Antibiotikum für Viren:
Bei Virusinfektionen haben wir immer nur ein Medikament für genau eine Anwendung. Und hätten wir beispielsweise Wirkstoffe, die gegen Corona generell funktionieren – Coronaviren oder gegen andere Virengruppen, zum Beispiel ein Anti-Influenza-Wirkstoff –, dann wären wir für zukünftige Pandemien sehr viel besser gerüstet.
Doch trotz solcher Medikamente könnte man auf eine Impfung nicht verzichten. Und da hat die mRNA-Technologie jetzt ihr großes Potential bewiesen, sind sich die Forscher einig. Solche Impfstoffe sind schnell zu entwickeln und umzusetzen. Aber ein Problem gibt es da noch, sagt Virologe Schulz. Ein anderer Punkt, über den wir uns Gedanken machen müssten, sei das Vorhalten von Produktionskapazitäten für Impfstoffe.
Das hat man im Sinne der Internationalisierung outgesourct. Einer der Gründe, warum wir in der EU gerade ein Problem haben, ist, dass wir zu wenig Produktionskapazitäten haben. Man muss ehrlich sein: Das kostet Geld. Aber wir werden in den sauren Apfel beißen müssen und Geld dafür ausgeben müssen.
Denn derjenige, der am Ende für all diese Kosten aufkommen muss, dürfte wohl der Steuerzahler sein. Denn es gehe um sehr hohe Investitionen, von denen unklar ist, ob sie sich überhaupt jemals rechnen.
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