Corona-Pandemie Lockdowns schlugen Babys auf den Darm
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04. November 2023, 15:57 Uhr
Wie gut wir vor Krankheiten geschützt sind, hängt auch von unserem Darmmikrobiom ab: von der Ausgewogenheit verschiedener Bakterienarten in der Darmschleimhaut. Dieses Ökosystem wird mit der Geburt durch Keime der Mutter erstbesiedelt und entwickelt sich dann vor allem in den ersten drei Lebensjahren rasant. Vorausgesetzt, es bekommt genug Gelegenheit, Mikroben aufzunehmen und wachsen zu lassen.
Forschende der New York University unter der Leitung von Natalie Brito haben eine neue Studie publiziert. Die Arbeit zeigt, dass Babys, die in den ersten Monaten der Pandemie geboren wurden, eine geringere Vielfalt an Mikroben im Darm trugen als Kinder, die vor den Einschränkungen durch COVID-19 zur Welt kamen.
Dazu haben die Wissenschaftler Stuhlproben von Säuglingen aus New York City untersucht: 34 davon hatten sie vor der Pandemie gesammelt, 20 weitere in den ersten neun Monaten der Coronazeit. Die Darmflora der „Corona-Babys“ war weniger vielfältig, einige Mikroben wie Pasteurellaceae und Haemophilus kamen deutlich seltener vor. Doch warum?
Corona-Hygienemaßnahmen schützten vor Viren, aber auch vor "guten Bakterien"
Während der Pandemie sollte eine Reihe von Maßnahmen verhindern, dass sich Menschen gegenseitig mit COVID-19 ansteckten. Oberstes Gebot waren Desinfektion und Abstand. Beides verhindert jedoch auch, dass der Darm nach der Geburt mit einer ausreichend großen Vielfalt an Bakterienarten besiedelt wird: Mehr als 50 Gattungen der Mikroorganismen leben in einem gut entwickelten Darmmikrobiom, unserem natürlichen Schutzschild gegen Krankheiten.
Eine erste Bremse bei der Aufnahme der Keime ist der Kaiserschnitt, der in der Zeit der Pandemie aus Sorge vor Ansteckung besonders häufig vorgenommen wurde. Anders als bei einer sogenannten spontanen Geburt tritt das Baby nicht durch den Geburtskanal aus und kann demzufolge auch nicht die dort angesiedelten Bakterien aufnehmen.
Mögliche Folgen: Allergien, Exzeme, häufige Infekte und Übergewicht
Ein weiterer Faktor: Muttermilch unterstützt das Wachstum der "guten Bakterien". Viele Kinder wurden jedoch aus Angst vor einer Ansteckung durch Corona positive Mütter nicht gestillt, oftmals sogar von ihr getrennt. All das bedeutete Stress für Mutter und Kind und behinderte auch die Entwicklung der Darmflora. Letztlich haben auch die häufige Desinfektion von Haut und Oberflächen und die soziale Isolation einen ausreichenden Kontakt der Kinder in ihren ersten Lebensmonaten mit Keimen verhindert.
Das veränderte Mikrobiom könne dazu führen, dass diese Kinder ein höheres Risiko für Allergien und Ekzeme haben, warnen die Autoren der Studie. Außerdem sorgt eine ausgewogene und vielfältige Darmflora für ein gut funktionierendes Immunsystem und zusammen mit anderen Faktoren dafür, dass wir uns insgesamt fit und ausgeruht fühlen. Auch unser Körpergewicht wird durch das Leben in unserem Darm beeinflusst, fanden Forschende in einer Studie an Mäusen heraus.
Lässt sich die Darmflora neu aufbauen?
Von einer veränderten Darmflora sind nicht nur Corona-Babys betroffen. Auch nach einer Antibiotikatherapie zum Beispiel kommt das Zusammenspiel der verschiedenen Bakterienarten aus dem Gleichgewicht. Sogenannte „Probiotika“ können durch eine Zufuhr an "guten" Bakterien dieses Zusammenspiel wieder in die Balance bringen. Allerdings müssen die Präparate dafür ausreichend hoch dosiert sein und eine ausreichende Vielfalt an Stämmen enthalten: Ein Präparat sollte mindestens 20 Milliarden lebensfähige Bakterien zur täglichen Einnahme enthalten und über eine gute wissenschaftliche Studienlage verfügen.
krm
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