Blick in ein Stationszimmer mit Beatmungsgeraet fuer schwersterkrankte Covid-19 Patienten
Blick in ein Stationszimmer mit Beatmungsgeraet fuer schwersterkrankte Covid-19 Patienten. Bildrechte: imago images/Ralph Lueger

Covid-19 Corona: Mehr Infektionen – weniger schwere Verläufe

31. August 2020, 16:36 Uhr

Die Zahl positiver Corona-Tests steigt derzeit in Deutschland zwar wieder an. Trotzdem bleibt die Zahl der Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden müssen, stabil niedrig. Ist Corona harmloser geworden?

9.200 Menschen sind in der Woche vor dem 23. August positiv auf das neue Coronavirus getestet worden, das zeigt die Statistik des Robert Koch-Instituts. Gegenüber Anfang Juli hat sich die Zahl der gemeldeten Infektionsfälle damit versechsfacht. Allerdings gab es zugleich keinen bedeutenden Anstieg schwerer Krankheitsverläufe, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Mitte August wurden 323 Corona-Patienten in Kliniken behandelt, sechs Wochen zuvor waren es mit 240 nur unbedeutend weniger Erkrankte gewesen. Mitte April lag die sogenannte Hospitalisierungsrate, also der Anteil der Corona-Infizierten, die im Krankenhaus behandelt werden mussten, noch bei 20 Prozent. Mitte August waren es nur noch 5 Prozent. Nun rätseln die Experten, warum der intensivmedizinische Bedarf stabil bleibt, trotz der Zunahme der Infektionen. Ist Corona etwa harmloser geworden?

Virus könnte sich langfristig an Menschen anpassen und weniger gefährlich

Wissenschaftler wie der Hallenser Virologe Alexander Kekulé erwarten, dass sich das Sars-Coronavirus-2 auf lange Sicht an die Menschen anpasst und dabei zwar ansteckender wird, zugleich aber auch zu milderen Krankheitsverläufen führt. Fraglich ist allerdings, ob das bereits passiert. Der Evolutionsforscher Richard Neher von der Universität Basel sieht aktuell zwar verschiedene Mutationen bei den Coronaviren in Europa, aber nicht die eine zentrale Veränderung, die sich überall durchgesetzt hätte. "Das Virus hat sich also zwischen März und jetzt nicht entscheidend verändert", sagt Neher. Damit aber sollte es auch noch die gleiche Krankheit auslösen, wie im Frühjahr.

Bessere Medikamente und mehr Coronatests

Eine weitere Erklärung setzt auf der pharmakologischen Seite an. So seien einerseits die Behandlungsmöglichkeiten besser geworden, etwa weil Medikamente wie Remdesivir eingesetzt werden können. Andererseits werde auch mehr getestet. So stieg die Zahl der wöchentlich durchgeführten Corona-Tests von 500.000 Anfang April auf über eine Million jetzt im August. "Wir testen mehr und finden mehr asymptomatische Personen ganz ohne Krankheit", sagt Virologe Ulf Dittmer vom Uniklinikum Essen.

Jüngere Coronainfizierte haben weniger schwere Verläufe

Noch entscheidender scheint allerdings das Durchschnittsalter der Infizierten zu sein. Laut RKI beträgt es aktuell etwa 32 Jahre, während es im April noch bei 50 Jahren lag. Jüngere haben seltener schwere Krankheitsverläufe als Ältere, das hat sich seit dem Frühjahr nicht verändert. Dass sich derzeit vor allem Jüngere infizieren, dürfte mehrere Gründe haben. Zum einen gehen derzeit viele Neuinfektionen auf Familienurlaube zurück, andererseits halten sich vor allem Jugendliche und junge Erwachsene offenbar seltener an die Abstandsregeln. "Das kann man ihnen noch nicht mal verdenken. Die Biologie hat nicht vorgesehen, dass junge Menschen Abstand zueinander halten", sagt der Virologe Dittmer.

Krankenhäuser gut auf neue Coronawelle vorbereitet

Sollten sich wie im Frühjahr wieder mehr ältere Menschen mit Corona anstecken, seien die Kliniken diesmal sogar besser aufgestellt, sagt Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI). Inzwischen seien alle Krankenhäuser mit genügend Schutzmaterial ausgestattet und auch die Mediziner und Pfleger hätten dazu gelernt. "Die Covid-19-Bereiche im Krankenhaus sind klar abgetrennt, die Mitarbeiter können mittlerweile routiniert in den einzelnen Bereichen mit Verdachtsfällen und Patienten umgehen", sagt Janssens. Gebe es eine neue Coronawelle, könne schnell auf entsprechende Notfallprogramme zurückgegriffen werden. Genügend Intensivbetten gebe es auch, aktuell seien rund 9.000 davon frei.

(ens/dpa)

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